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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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sehr mitgenommen.
    »Ein Gottesurteil«, antwortete Heinrich.
    Bischof Bruno nickte, und Kunigundes Wangen bekamen wieder etwas Farbe. »Ein guter Vorschlag. Ich werde meinen Vater darum bitten. Doch wer wird für diese dort kämpfen? Welcher Ritter von Stand wird die Lanze erheben für eine, die unseren König von Gottes Gnaden absichtlich getäuscht hat?«
    »Ich werde es tun«, verkündete eine Stimme hinter dem Bischof. Ein sehr magerer Mann, dessen faltenloses Gesicht nicht zu seinen ergrauten Haaren passte, verbeugte sich tief erst vor Kunigunde, dann vor dem Geistlichen.
    »Und wer seid Ihr?«, fragte der Bischof verwirrt.
    »Mein Name ist Reimar von Brennberg, und ich habe um mehr zu streiten als nur um die Ehre dieser Frau, die sich in der Tat niemals etwas hat zu Schulden kommen lassen.«
    »Was? Wie? Du hier?«, stammelte Wirtho. Sein Blick flackerte, und er vergaß, Arigund festzuhalten. Sie nutzte die Gelegenheit und flüchtete. Mit bebendem Blick verharrte sie vor Reimar. Tränen traten in ihre Augen.
    »Du lebst?!«, keuchte Arigund schließlich fassungslos. »Aber ich sah dich doch selbst unter seinem Hieb fallen?«
    »In der Tat war ich lange dem Tod näher als dem Leben. Unserem guten Pater Anselm ist es zu verdanken, dass mich weder der Schwertarm meines Bruders noch die Gefangenschaft im Turm zugrunde richten konnte.«
    Im Sprechen schob Reimar den Burgkaplan nach vorne. Der fiel auf die Knie, aber nicht vor Wirtho, der kein weiteres Wort mehr hervorbrachte, sondern vor Arigund.
    »Verzeiht, Herrin, bitte vergebt mir! Ich habe schwer gesündigt, indem ich falsches Zeugnis gegen Euch ablegte, doch Euer Gatte zwang mich. Ich habe seither Buße getan und Gott um Vergebung gebeten. Nun flehe ich Euch um Vergebung an. Ich weiß, dass ich nie wiedergutmachen kann, was ich Euch angetan habe, doch bin ich froh, Euch wohlauf zu sehen.«
    Kunigunde schüttelte den Kopf. Sie war furchtbar verwirrt, und so war es erneut der Bischof, der die Initiative ergriff. »Ist das Euer Zeuge, Herr von Brennberg?«
    Wirtho antwortete nicht, sondern starrte den Kaplan hasserfüllt an. Der Bischof nahm sein Schweigen als Zustimmung und fuhr fort: »Mir scheint, er hat sich gerade eben gegen Euch gewendet.«
    »Das wirst du mir büßen, Priester!«, zischte Wirtho. Der Bischof lächelte.
    »Seid unbesorgt, Truchsess des Bischofs von Regensburg, einen solch wankelmütigen Zeugen lasse ich sowieso nicht gelten. Es soll bei dem vorgeschlagenen Gottesurteil bleiben, und wenn der Herr Reimar glaubt, für diese da in die Schranken reiten zu sollen, so mag er tun, wie ihm beliebt. Doch Ihr, Heinrich von Meißen, seid des königlichen Dankes versichert für Euer mutiges Eintreten zum Schutz des hohen Fräuleins.«
    Nun war es an Heinrich, sich zu verneigen. Er richtete sein Wort an Kunigunde. »Hohe Herrin, ich bitte Euch bis zum Tag des Turniers darauf zu verzichten, Frau Arigund in den Turm zu werfen. Sie wird diesen Raum nicht verlassen, bis der Tag des Urteils kommt.«
    Froh, der Entscheidung enthoben zu sein, gab sich Kunigunde gnädig: »Die Bitte sei Euch gewährt, Herr Heinrich. Aber über diesen hier«, fuhr sie mit einem Blick auf Wirtho fort, »soll der König entscheiden. Er war bereit, königliches Blut zu vergießen, wenn auch im Zorn.«
    Fast fluchtartig entschwand die Prinzessin. Arigund verspürte den Drang, ihr nachzulaufen und sich zu erklären, aber ein Blick auf die Wachen ließ sie in ihrer Bewegung innehalten. Wirtho dagegen verharrte in selbstbewusstem Trotz. Er schaute von Arigund zu Reimar. Dann begann er zu lachen, schrill und unecht. Keiner sagte ein Wort. Wirtho schlug sich vor die Brust und wandte sich an seinen Bruder: »Du willst Hand an mich legen? Das Blut deiner eigenen Sippe vergießen? Wenn das unser Vater wüsste, er würde aus seinem Grabe fahren und dich eigenhändig von den Zinnen der Burg werfen.«
    Der jüngere Brennberger schwieg, schluckte jedoch. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Drohend kam Wirtho auf Reimar zu. Er war fast einen Kopf größer und mindestens doppelt so schwer. Arigund schloss die Augen. Da konnte wahrhaft nur der Beistand Gottes helfen. Wirtho lachte erneut, doch diesmal nur kurz.
    »Nun gut, kleiner Bruder, du sollst deinen Willen haben. Doch wisse, ich werde keine Gnade walten lassen. Ich werde gegen dich reiten wie gegen jeden anderen Feind. Dein Blut wird den Turnierplatz tränken. Du wirst nicht mehr aufstehen, das verspreche ich dir, und deine Dirne werde ich

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