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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Rittertugenden. Er kannte den Herren von Brennberg nicht, er hatte nicht gesehen, was sie in jener Höhle gesehen hatte, sonst würde er anders sprechen. So wie Luise wollte Arigund nicht enden. Vielleicht sollte sie sich einfach aus dem Fenster stürzen. In diesem Moment flog die Tür auf. Der Schatten eines gezogenen Schwertes fiel in das Zimmer.
    »Hab ich dich erwischt, Hure!«, dröhnte Wirthos Stimme durch den Raum. »Schon wieder liegst du in den Armen eines anderen.«
    Heinrich fasste unwillkürlich an seinen Schwertgurt, doch da war nichts. Er hatte seine Waffe abgelegt. Mit zwei Schritten war der Truchsess bei ihnen. Heinrich sah das Schwert niedersausen und konnte Arigund im letzten Moment zur Seite stoßen und sich selbst in Sicherheit bringen. Geschickt rollte er ab.
    Wirtho stand wutschnaubend über ihnen. »Ein Sänger, dachte ich es mir doch!«, lallte er mit bierschwerem Atem.
    »Was die Weiber nur an Euch Memmen finden, zwitschert wie die Vögel, aber seid nicht in der Lage, ein Schwert zu führen? Nun seht, wohin Euch das bringt.«
    Erneut hob der Brennberger seine Waffe.
    »Dein Messer!«, zischte Heinrich Arigund zu. »Rasch.«
    Die junge Frau reagierte schnell und überließ Heinrich den Dolch. Wirtho allerdings lachte nur darüber.
    »Mit dieser Nähnadel willst du mir kommen, Nachtigall?«, höhnte er. Das Holz der Dielen krachte, als der nächste Schlag niederging. Doch auch der ging fehl. Heinrich war flink und stand nun schützend vor Arigund.
    »Ihr wagt es, den Burgfrieden zu brechen?«, grollte er Wirtho an.
    »Ich hole mir, was mir gehört, Freundchen, und da frag ich nicht lange nach.«
    »Wer seid Ihr, solche Reden zu schwingen?«, fragte Heinrich, obwohl er ahnte, wen er vor sich hatte.
    »Frag die da …« Sein Kinn zuckte zu Arigund hin. »Die kann meinen Namen nennen, hat sie mir doch vor Gott die Treue geschworen und übers Jahr das Bett mit mir geteilt. Ist es nicht so, Arigund?«
    »Stimmt das?«, ertönte ein Stimmchen von der offen stehenden Tür. Kunigundes dunkle Augen blickten ängstlich zu den Streithähnen und wanderten dann fragend zu Arigund. An ihrer Seite stand Bischof Bruno mit gerunzelter Stirn. Sie senkte den Blick. Doch das Kind ließ nicht locker. »Ist es wahr, dass du gar kein Spielmann bist, sondern das Weib von dem da?«
    Arigund schrumpfte zusammen. Sie brachte es einfach nicht übers Herz, Kunigunde zu belügen, aber die Wahrheit wollte auch nicht über ihre Zunge kommen.
    »Hast du mich und meinen Vater belogen?«, bohrte die Prinzessin weiter.
    Wirtho hatte im Angesicht der Königstochter das Schwert gesenkt. Auch er wartete auf Arigunds Antwort. Die ließ lange auf sich warten, doch als sie endlich ihre Lippen öffnete, klangen ihre Worte klarer und fester, als sie es je für möglich gehalten hätte.
    »Es ist nicht so, wie der Truchsess es Euch glauben lassen will, hohe Herrin. In der Tat wurde ich diesem Mann zur Frau gegeben, doch Treue schwor ich ihm nie. Ich wurde nicht einmal nach meinem Willen gefragt. Trotzdem war ich bereit, ihm eine gute Gattin zu sein und trug sogar sein Kind unter meinem Herzen. Doch dieser hier sorgte dafür, dass es nicht leben durfte. Er hat seinen Sohn unter seinen Stiefeln zermalmt.«
    »Ein Bastard war’s, nicht von meinem Samen, nicht von meinem Blute!«, brüllte Wirtho hasserfüllt.
    »Das ist nicht wahr!«, rief Arigund erbost. »Du weißt, dass es nicht stimmt, und wenn der alte Truchsess noch am Leben wäre, würde er’s bezeugen.«
    »Heuchlerisches Weib! Beschmutzt du nun auch noch den Namen meines Vaters? Bist doch nicht mal unberührt in die Ehe gekommen, weil du schon vor der Hochzeitsnacht mit meinem Bruder herumgehurt hast. Einen Bankert hast du mir mit in die Ehe gebracht. Reimar hat’s gestanden, warst ihm eh nie mehr als eine Hure, und unser Burgkaplan hat’s beschworen.«
    Arigund ballte die Fäuste. Unzählige Male hatte sie sich in schlaflosen Nächten die Antworten zurechtgelegt, und jetzt fehlten ihr die passenden Worte. Wie dieser Kerl die Wahrheit doch verdrehte! Da sprang Heinrich ein und wandte sich an den Bischof: »Ich kenne Reimar von Brennberg und nenne ihn meinen Freund. Er ist ein ehrenhafter Mann. So etwas würde er niemals tun. Zudem hat Herr Wirtho von Brennberg allen Grund, seinen Bruder zu diffamieren, bedachte doch der alte Truchsess den jüngeren Spross mit Titel und Lehen, da er seinen Ältesten charakterlich für ungeeignet hielt.«
    Erneut fasste Wirtho nach dem Schwert,

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