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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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einen Teil der Bürde zu übertragen, die die Verwaltung der Burg mit sich bringt. Langsam sollte er sich die Hörner abgestoßen haben.«
    »Er ist ein starker junger Mann. Es wird ihm wohl gelingen, vor allem mit der rechten Frau an seiner Seite, die den Fortgang des Geschlechtes Brennberg sicherstellt.«
    Reimar musterte seine Frau. Das also war der Grund, weshalb sie die Zweisamkeit mit ihm gesucht hatte. Nun ja, eigentlich hätte er es wissen müssen. Ihre fruchtbare Zeit gehörte der Vergangenheit an, und stets war es nur der Wunsch nach Kindern gewesen, der sie die körperliche Nähe ihres Gatten hatte suchen lassen. Er setzte sich auf.
    »Wie ich dich kenne, meine Liebe, hast du da bereits jemanden im Sinn«, stellte der Truchsess fest.
    Sie nickte bestätigend. »Hast du nicht die Blicke bemerkt, die Wirtho der jungen Berta von Eckmühl zuwirft?«
    Reimar gähnte. »Berta? Die ist doch noch ein Kind.«
    Kunigund lächelte eine Spur zu überheblich. »Das ist sie schon lange nicht mehr. Kaum ein Ritter, der ihr nicht begehrliche Blicke zuwirft, und kaum ein Knappe, der nicht sehnsüchtig nach einem freundlichen Wort von ihr schmachtet. Dass ausgerechnet dir dies entgangen ist, wundert mich.«
    »Mich kümmern deine Mädchen nicht!«
    Gekränkt stieß der Burgherr die Luft aus. Er wusste wohl, worauf seine Gemahlin anspielte. In der Vergangenheit hatte er Jungfrauen durchaus zu schätzen gewusst. Was soll’s: Die jungen Dinger gaben einem das Gefühl, selbst noch frisch zu sein. Sie sahen zu ihm auf, bewunderten ihn und vertrauten sich seiner Manneskraft gerne an. Ein paar Monate später trugen sie mit Stolz den Beweis für die Gunst ihres Herren zur Schau – im Gegensatz zu der verwelkten Blüte, die jetzt neben ihm lag.
    »Berta von Eckmühl wäre eine gute Verbindung«, merkte Kunigund an und riss damit ihren Gatten aus seinen Träumen, »ob sich ihr Vater jedoch auf die Brautwerbung einlässt …?«
    »Warum sollte er nicht?«, fuhr Reimar hoch. »Ist ein Truchsess etwa einer Eckmühl nicht würdig?«
    »Die Familie ist reich, das Lehen stattlich.«
    »Nicht mehr als unseres, Weib!«, herrschte Reimar von Brennberg und hievte sich aus dem Bett. Kunigund wusste, dass sie ihren Gatten jetzt nicht drängen durfte. Sie tat uninteressiert und glättete ihr Haar, während er sich seine Kleidung überstreifte. Die restliche Nacht würde er in seinen eigenen Gemächern verbringen und sich von irgendeinem jungen Ding wärmen lassen.
    »Die Brautwerbung ist beschlossene Sache!«, rief er ihr im Hinausgehen zu. Kunigund grinste zufrieden und vergaß, dass sie ihn eigentlich noch auf dieses Maultiergespann hatte ansprechen wollen. Jetzt galt es nur noch, die Brautwerbung zu finanzieren, aber da hatte sie schon eine Idee. Warum nicht Antonio DeCapella ansprechen? Schließlich genoss seine Tochter hier auf der Burg alle Privilegien eines Mädchens von Stand. Dafür konnte sich ihr Vater doch ein wenig erkenntlich zeigen? Die Burgherrin pfiff leise ihrem kleinen Spitz, der begeistert in ihr Bett hüpfte, sich zu ihren Füßen zusammenrollte und einen wohligen Seufzer ausstieß.

*
    Antonio DeCapella war fest davon ausgegangen, dass ihn Pater David von Augsburg wieder einmal um eine Spende für die Armen anhalten wollte, als dieser um ein Treffen bat. In weiser Voraussicht hatte der Kaufmann bereits eine größere Summe heranschaffen lassen und in seiner Geldkatze verstaut. Es erstaunte DeCapella auch nicht weiter, als er Pater David nicht alleine in der kleinen Hauskapelle antraf. An der Seite des Priors kniete eine schmächtige, ja fast ausgezehrte Gestalt mit gelblichem Gesicht und schlechten Zähnen.
    »Darf ich Euch Pater Anselm, den Burgkaplan von Brennberg, vorstellen«, meinte Pater David nach der üblichen Begrüßung.
    Der Kaufmann hob erstaunt die Augenbrauen.
    »Willkommen, bringt Ihr Nachricht von meinem Kind?«, kam DeCapella sofort zur Sache.
    »In der Tat«, bestätigte der Kaplan. »Doch seid beruhigt, Euer Mädchen ist wohlauf. Allerdings …« Der Priester hielt inne.
    »Sprecht!«, forderte DeCapella ungeduldig. Er hatte noch eine Menge zu tun. Am Vormittag war ein Schiff mit Waren aus Venedig angekommen. Die mussten noch abgeladen, Mannschaft und Kapitän ausbezahlt werden.
    »Nun, Eure Tochter ist von zartem Wesen. Das kalte Klima in Brennberg, die rauen Sitten auf der Burg … Nicht, dass sie sich beschwert hätte, oh nein! Sie erträgt all das klaglos.«
    »So wie man es von ihr erwarten kann«,

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