Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)
herrschte DeCapella den Mann an. »Was ist es dann, was Ihr mir sagen wollt, Pater Anselm? Sprecht, man wartet auf mich. Benötigt sie wärmere Kleidung? Das soll nicht das Problem sein. Ich werde dem Schneider sofort Nachricht geben und Euch reichlich entlohnen, dass ihr Euch die Mühe machtet, selbst hierherzukommen.«
DeCapella griff nach seinem Gürtel, wo er seine Geldkatze trug. Doch der Kaplan hob abwehrend die Hände. Nun mischte sich Pater David ein: »Es ist nicht Arigunds Gesundheit, um die der Kaplan sich sorgt, sondern ihr Seelenheil. Sie ist ein wohlerzogenes Mädchen und unschuldig im Geiste. Bruder Anselm berichtete mir, Arigund habe den Wunsch geäußert, einem Kloster beizutreten. Mein Bruder war so frei, bereits bei den Benediktinerinnen Sankt Walburg zu Eichstätt nachzufragen. Die Schwestern zeigten sich bereit, Arigund bei sich aufzunehmen. Auch unser Bischof würde das sehr begrüßen.«
Antonio DeCapellas Blick wurde scharf. »Daher also weht der Wind!«, rief er wütend. Er stemmte die Arme in die drallen Hüften. »Damit eines ein für alle Mal klar ist: Meine Tochter wird niemals den Schleier nehmen. Sie wird mir Enkelkinder schenken, in deren Adern edles Blut fließt.«
Der schmächtige Burgkaplan zuckte zusammen. Pater David dagegen wirkte zufrieden. DeCapella verstand, dass das Ansinnen, Arigund für das Kloster zu gewinnen, nicht seine Idee gewesen war. Zudem gab es von Hause her Zwistigkeiten zwischen Pater Davids Bettelorden und den Benediktinern. Der Kaufmann entspannte sich. Er würde sich auch weiterhin des Wohlwollens des Abtes erfreuen können, und was den Kaplan anging, der schien ihm reichlich unwichtig. Die Beziehungen zum Bischof waren vermutlich nur vorgetäuscht oder sollten durch diese Idee erst angebahnt werden. Wie plump!, dachte DeCapella und lächelte.
»Verzeiht meinen lauten Tonfall«, schmeichelte er sodann den beiden Geistlichen. »Mein italienisches Temperament, und wenn es um meine Tochter geht … Der Abt weiß, wie sehr sie mir am Herzen liegt.«
Der Minorit neigte zustimmend den Kopf.
»Sie ist bislang mein einziges Kind«, fuhr DeCapella fort. »Doch der Herr ist mir gnädig. Meine Frau Katharina ist guter Hoffnung. Sie wird mir Weihnachten einen Erben schenken. Wenn Gott es gut mit uns meint, wird Katharina mir noch viele Kinder gebären, und falls ein gefälliges Mädchen darunter ist, werden wir weitersehen, nicht wahr, Vater David?«
Der Abt nickte bestätigend.
»Einstweilen jedoch bin ich Euch, Pater Anselm, zu tiefstem Dank verpflichtet«, fuhr der Kaufmann fort. »Nennt einen Wunsch, und ich werde versuchen, ihn zu erfüllen. Ein Kleinod für Eure Kirche etwa? Auch ist in meiner letzten Fracht ein vorzüglicher Messwein. Es wäre mir eine Ehre, ihn Euch zu überlassen.«
Der Pater schaute DeCapella mit kalten Augen an, doch der Patrizier ließ sich nicht beirren. Er war es gewohnt, dass er sich mit seinen Entscheidungen nicht nur Freunde machte. Wichtig war nur, darauf zu achten, dass seine Feinde nicht zu einflussreich wurden. Der Italiener verneigte sich kurz vor den beiden und verabschiedete sich mit den Worten: »Genießt meine Gastfreundschaft, und wenn Ihr Euch in ein oder zwei Tagen gut erholt habt, seid so gut und überbringt ein Schreiben an meine Tochter, das ihr Mut machen und Kraft geben wird. Sie ist zwar von kleiner Statur und in der Tat zierlich, aber sie besitzt einen festen Willen und die Standhaftigkeit der Zandts. Meine Ehrerbietung und mein Gruß an den Truchsess und seine Familie. Entschuldigt mich jetzt bitte!«
Die beiden Geistlichen blieben alleine in der angenehmen Kühle der Kapelle zurück. Sie warteten einen Augenblick, bis sie sichergehen konnten, dass sie alleine waren.
»Nun ja, Bruder Anselm«, begann der Abt, »ich sagte ja schon, dein Vorschlag würde auf wenig Gegenliebe stoßen. Der Kaufmann ist eine Krämerseele. Er hat sich selbst zweimal klug verheiratet, und er wird auch seine Tochter meistbietend verschachern.«
»Eine Schande ist das. Dieses Mädchen wäre eine wunderbare Nonne. – Nun ja, es gibt noch andere Wege.«
Pater David runzelte die Stirn. »Meinst du wirklich? Ich habe Arigund zwar als wissbegieriges Kind in Erinnerung, aber es fehlt ihr doch zuweilen die rechte Demut.«
»Sie ist ganz sicher berufen, und sie hat die Stimme eines Engels.«
»Ihre Gesang ist in der Tat ein Gottesgeschenk«, stimmte der Abt zu. »Und sonst, was gibt es noch von Burg Brennberg zu berichten?«
»Mit dem
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