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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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durch die Hand des Metzgers? Doch dann sah sie die erwartungsvollen Augen Reimars. Wortlos reichte sie dem Jungen den Mantel. Der breitete ihn fürsorglich über das Schaf und die beiden ebenfalls zitternden Lämmer. Ein weiterer Donner ließ die Kinder zusammenzucken. Reimar ergriff Arigunds Hand.
    »Mich wärmt am meisten der Gedanke, dass du dich in Sorge nach mir auf den Weg gemacht hast. Das …« – der Junge errötete leicht – »… das hat noch nie jemand für mich getan. Und wenn wir uns nun ganz dicht aneinandersetzen und uns mit einem Lied ablenken«, flüsterte der Knappe, »dann wird gewiss auch dir bald wieder wärmer.«
    Er rückte noch ein Stück näher an Arigund heran. Verwundert stellte Arigund fest, dass tatsächlich ein heißer Schauer von den Stellen ausging, an denen sich ihre Körper berührten. Reimar schlang seinen Arm um ihre Hüften und schloss verträumt die Augen. Arigund überlegte, ob sie jetzt gleich die Sache mit Matthias ansprechen sollte, beschloss dann aber, sich lieber direkt an die Burgherrin zu wenden.

*
    Annelies, die alte Resl und ihre Enkelin Luise stapften wortlos durch den schweren Regen zum Bergfried, in dessen Erdgeschoss sich das Verlies befand. Während Annelies vor sich hin stierte, plapperten die beiden anderen eifrig über das Wetter und was es wohl mit der ausstehenden Getreideernte machen würde – ganz so, als wäre der Besuch im »Loch« ihr alltäglicher Gang. Erstaunlicherweise schien auch niemand die beiden anhalten zu wollen. Unbehelligt stiegen sie die hölzerne Leiter zum Eingang hoch. Erst der Wachknecht, ein hoch aufgeschossener Kerl mit Zähnen wie ein Feldhase, der auf einem hölzernen Stuhl neben einer Klappe im Boden vor sich hin dämmerte, machte dem ein Ende. Das Scharren ihrer Füße hatte ihn aus seinen Träumen gerissen.
    »Was wollt ihr!«, herrschte der Türmer die Frauen an.
    Resl schielte unter ihrem Buckel herauf und grinste zahnlos. »Da schau her, der Ferdl«, kicherte sie dann. »Im Palas fressen’s wie die Schweine, aber di haben’s vergessen hier.«
    Der Wachmann starrte auf den leeren Bierkrug und schaute traurig drein. »Scho, scho«, bestätigte er.
    Resl begann aufwendig in dem Korb zu kramen, den die Luise neben sie gestellt hatte. Der Wachmann machte Stielaugen. Köstlicher Duft von Braten und frischem Brot verbreitete sich.
    »Jetzt schau amol her«, lockte Resl und öffnete ein Tuch, aus dem Bratensaft tropfte. »Des is was Feines, und des gehört dir, und alleins brauchst es auch net zu essen.« Resl reckte ihr vorstehendes Kinn in Richtung Luise. Der Wachknecht bekam Stielaugen und leckte sich über die Lippen. Die Alte kicherte wieder, als Ferdl versuchte, sich das Essen einzuverleiben. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit zog sie den Korb weg und angelte gleichzeitig mit ihren spinnenartigen Fingern nach dem Schlüssel, den der Türmer an seinem Gürtel trug. Der Wachknecht zuckte zurück und sah sich unsicher um. »Das darf i net. Der Herr Wirtho hat’s verboten.«
    »Papperlapapp. Wie soll na des rauskommen? Die san alle unten in der Halle und saufen und fressen.«
    Ferdls Augen blickten sehnsüchtig zum Korb, doch dann stellte er sich entschlossen auf die Falltür, verschränkte die Arme vor der Brust und brummte: »Befehl ist Befehl. Ich darf euch nicht aufmachen.«
    Resl zuckte mit den Schultern, reichte Luise ein Stück Braten und begann genüsslich zu kauen. Ferdl litt Höllenqualen. Angestrengt dachte er nach, während er abwechselnd den Korb und Luise lüstern ansah. Schließlich schlug er vor: »Ich könnte dem Gefangenen nachher Essen runterlassen, wenn ihr mir was abgebt. Ist ja eigentlich kein übler Kerl, der Matthias.«
    Annelies wurde das Herz schwer. Ihr Unterfangen war offensichtlich zum Scheitern verurteilt. Der Weg zu dem Reitknecht blieb versperrt, und zu essen würde er auch nichts bekommen, denn dass Ferdl ihm etwas von den Leckereien herunterlassen würde, das war mehr als zweifelhaft. Für sie grenzte es sowieso an ein Wunder, dass man die drei Frauen nicht zur Herrschaft brachte, verstießen sie doch offensichtlich gegen mehr als nur ein Verbot. Resl allerdings schien sich noch nicht geschlagen geben zu wollen. »Des is a feiner Zug von dir, aber schau, die Luise, die wollt scho immer mal wissen wie a so a Türmer wohnt. Magst ihr net amol die Kammer zeigen?«
    Luise trat einen Schritt auf den Soldaten zu. Scheinbar zufällig verrutschte dabei ihr Tuch und bot einen tiefen Einblick in ihr

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