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Die Wanifen

Die Wanifen

Titel: Die Wanifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Anour
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durch die Luft und schleuderte den Percht zu Boden. Ich spürte einen kräftigen Schlag, der mir die Luft aus den Lungen presste. Mit einem heiseren Krächzen brach ich in die Knie.
    Wieso musste das bloß jedes Mal so wehtun?
    Ich blickte auf. Jewas lächelte zufrieden.
    »Schmerzt, nicht wahr?«
    Ich kämpfte mich wieder auf die Füße. Warum war ich nur so blöd gewesen? Der Tatzelwurm brauchte nicht zu sehen – es waren Jewas’ Augen, die zählten. Der Percht stand wieder auf seinen Bocksfüßen. Seine größte Stärke ist seine Kraft , hatte Kauket mir beigebracht, und die würde ich jetzt nutzen.
    Wieder ließ ich den Percht auf den Tatzelwurm zupreschen, wieder wartete ich darauf, dass der Tatzelwurm auf ihn herabstieß. Als er es tat, ließ ich den Percht zur Seite rollen, ein Manöver, das wir schon einmal im Kampf gegen Sphincos ausprobiert hatten. Es sah auch diesmal wenig elegant aus, aber wen kümmerte das, solange es wirkte.
    Ich breitete meine Arme aus und drückte sie zusammen. Der Percht fuhr herum und schlang seine gewaltigen Pranken um den Hals des Tatzelwurms.
    Der Tatzelwurm brüllte zornig auf, aber ich vernahm eindeutig auch Schmerz in seinem Gebrüll und irgendwo weit dahinter, sehr viel leiser, hörte ich Jewas’ Röcheln.
    Für einen Augenblick spürte ich einen Funken Hoffnung aufsteigen und ließ den Percht den Druck verstärken.
    Es passierte so schnell, dass ich es kaum sah. Der Schwanz des Tatzelwurms wand sich um ein Bein des Perchts und riss ihn mit einem kräftigen Ruck zu Boden.
    Ich spürte einen heftigen Stoß, der mich beinahe vornüberkippen ließ.
    »Steh auf, Percht«, murmelte ich gepresst. »Steh auf!« Der Percht war schon wieder auf den Beinen, wirkte aber leicht benommen. Ich hörte ein leises Husten hinter dem Tatzelwurm. Zuerst dachte ich, Jewas wollte seine lädierte Kehle entspannen … Ich erkannte zu spät, wie falsch ich lag.
    Der Tatzelwurm hob seinen mächtigen Schädel, riss das Maul auf und ein Strahl heißer Luft schoss daraus hervor.
    Ich stieß einen erstickten Schrei aus, als ich einen brennenden Schmerz auf meinem rechten Arm spürte. Mit einem Keuchen ließ ich den Percht zur Seite springen. Es war ein unbeholfener Sprung, der ihn ein wenig ins Taumeln brachte. Der Tatzelwurm stieß sofort nach, so schnell – viel zu schnell. Ich ließ den Percht gerade noch rechtzeitig wegrollen.
    Für den Tatzelwurm schien der Kampf jetzt erst richtig zu beginnen. Sofort schoss ein neuer Strahl glühend heißer Luft auf den Percht herab, der sich nur mit einem verzweifelten Hechtsprung aus der Schussbahn retten konnte.
    Ich musste etwas tun!
    Schnell! Schnell, Ainwa, denk nach! Sonst verlierst du, sonst verlierst du!
    Aber ich wusste nicht mehr, wie ich den Tatzelwurm angreifen konnte. Wie denn auch? Wie hätte ich es denn von einem einzigen Übungstag auf dem Zwiefeld wissen sollen, wo ich kaum die Grundregeln des Geisterringens erlernt hatte …?
    Ich bog mich zur Seite und der Percht wich einem mächtigen Schwanzschlag des Tatzelwurms aus. Ich erkannte es zu spät – ein Ablenkungsmanöver. Der glühende Luftstrahl aus dem Maul des Tatzelwurms raste auf den Percht zu und traf ihn mit voller Wucht. Er heulte schmerzerfüllt auf und ich roch sein verbranntes Fell. Einen Moment später spürte ich den Schmerz am eigenen Leib. Ich brannte! Mein ganzer Körper brannte. Ich wand mich am Boden hin und her, als könnte ich damit die unsichtbaren Flammen ersticken, die mir solche Schmerzen bereiteten. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie der Tatzelwurm mit einem wütenden Brüllen auf den sich windenden Percht herabstieß und ihn mit seinem riesigen Maul packte. Blut … Blut tränkte mein Hemd, wo die Zähne des Tatzelwurms mich verletzt hatten. Der Tatzelwurm hob den zuckenden Percht hoch in die Luft.
    »Nein«, flüsterte ich.
    Aber der Tatzelwurm gehorchte einem anderen Willen, einem Willen, der ihn den Percht wie eine Puppe zu Boden schleudern ließ. Er prallte mit einem dumpfen Krachen auf. Ich hatte das Gefühl, mein Körper würde in Stücke brechen … Es war vorbei!
    »Percht«, flüsterte ich. »Percht?« Der Percht lag neben mir im Schnee. Als er meine Stimme hörte, öffnete er die gelben Augen und musterte mich.
    »Geht es dir gut?« Der Percht streckte seine Pranke aus und berührte mich an der Wange. Er stieß ein wehmütiges Grollen aus. Langsam begann er zu verblassen, so lange, bis nichts mehr von ihm übrig war.
    »Was für eine rührende

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