Die Washington-Akte
klargemacht, was Sie wollen?«, fragte Knox ruhig.
»Was Sie wirklich interessiert, ist die Frage, was wir gerade ohne Sie diskutiert haben.«
»Das werden Sie mir sagen, wenn es nötig ist.«
Hale kippte sich den Whiskey in den Rachen und schluckte.
Dann hieb er das Glas auf den Tisch, griff nach seiner Pistole und richtete sie auf Knox.
Malone ließ sich im weißen Ledersessel einer Executive Gulfstream nieder und schaltete den LCD -Monitor neben ihm ein. Er saß allein in der geräumigen Kabine, rollte über die Startbahn des Reagan National Airport und bereitete sich auf das vor, was ihn achthundert Meilen nördlich jenseits der kanadischen Grenze erwarten würde.
Er brauchte das Internet und musste glücklicherweise nicht bis zur Höhe von zehntausend Fuß warten, bis er die eingebauten elektronischen Geräte benutzen durfte. Eifrig öffnete er ein paar Websites und informierte sich so gut wie möglich über Nova Scotia, eine langgezogene kanadische Halbinsel, die durch einen schmalen Landstreifen mit New Brunswick verbunden und vom Atlantischen Ozean umgeben war. Sie war dreihundert Meilen lang, fünfzig Meilen breit und hatte viertausendachthundert Meilen Küstenlinie. Hier mischte sich Altes und Neues, und felsige Buchten wechselten sich mit sandigen Stränden und fruchtbaren Tälern ab. Entlang der Südküste von Halifax nach Shelburne zogen sich zahllose schmale Buchten, deren größte die Mahone Bay war. Die Franzosen hatten die Bucht 1534 entdeckt, aber die Briten übernahmen 1713 die Herrschaft darüber.
Auf einer Site tauchte etwas auf, das er bislang nicht gewusst hatte.
Während der Amerikanischen Revolution hatten amerikanische Kolonialkräfte das Gebiet angegriffen und versucht, Kanada zur vierzehnten Kolonie zu machen. Der Gedanke dahinter war gewesen, die vielen dort noch lebenden wütenden Franzosen als Verbündete gegen die Engländer zu gewinnen, aber dieser Versuch war fehlgeschlagen. Kanada blieb britisch, und das verstärkte sich nach der Revolution sogar noch, da Loyalisten, die aus den neu gebildeten Vereinigten Staaten flohen, nach Norden emigrierten.
Und er hatte recht gehabt.
Mahone Bay wurde ein Zufluchtsort für Piraten.
Der Schiffsbau entwickelte sich zu einem Gewerbezweig. Dichter Nebel und finstere Salzmarschen schirmten mehrere hundert Inseln wunderbar ab. Die Gegend war Port Royal, Jamaica oder Bath, North Carolina, die ebenfalls bekannte Piratenschlupfwinkel gewesen waren, gar nicht so unähnlich.
Oak Island, das in der Mahone Bay lag, tauchte auf vielen der Websites auf, und so las er darüber, was er finden konnte. Die Geschichte der Insel begann an einem Sommertag des Jahres 1795, als Daniel McGinnis, ein junger Mann Anfang zwanzig, eine Lichtung entdeckte, auf der von den dort gefällten Eichen nur die Stümpfe zurückgeblieben waren. In der Mitte der Lichtung stieß er auf eine runde Vertiefung von etwa vier Meter Durchmesser. Ein mächtiger Baumast ragte über die Grube hinaus. In einer Version hieß es, an diesem Ast sei eine Talje befestigt gewesen. Eine weitere Darstellung erwähnte sonderbare Markierungen in der Rinde des Baums. Ein dritter Bericht lautete, dass die Lichtung von rotem Klee bewachsen gewesen sei, der auf der Insel sonst nicht vorkam. Welche Version man auch immer für die wahre hielt, an dem, was danach geschehen war, gab es keinen Zweifel mehr.
Die Menschen begannen zu graben.
Erst McGinnis und seine Freunde, dann andere und schließlich organisierte Schatzgräbergemeinschaften. Sie wühlten sich über sechzig Meter hinunter und fanden Lagen von Holzkohle, Holzbalken, Kokosnussfasern, Fliesen und Lehm. Falls man ihren Berichten Glauben schenken konnte, hatten sie einen sonderbaren Stein mit eigenartigen Zeichen ausgegraben. Zwei technisch ausgeklügelte, mit dem Schacht verbundene Fluttunnel sorgten dafür, dass jeder, der tief genug grub, auf nichts als Wasser stieß.
Und genau das hatte man gefunden.
Die Flutungen hatten jeden Versuch vereitelt, das Geheimnis zu lüften.
Es gab zahllose Theorien.
Manche behaupteten, es handele sich hier um einen Piratenschatz, der von Captain William Kidd persönlich angelegt worden sei. Andere schrieben den Ort dem Kaperfahrer Sir Francis Drake zu oder den Spaniern, die dort eine Möglichkeit gefunden hätten, ihre Reichtümer an abgelegener Stelle zu horten. Wer pragmatischer war, glaubte an eine Verwicklung des Militärs – demnach ging es um Soldtruhen, die von den Franzosen oder den
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