Die Washington-Akte
versucht, mich zu ermorden.«
Im Raum wurde es plötzlich sehr still.
Carbonell räusperte sich. »Ich hatte nicht vor, die Sache in dieser Versammlung hier anzusprechen, aber bei mir zu Hause wurde ich von einer Schnellfeuerwaffe erwartet.«
Daniels zögerte nur einen Augenblick. »Und was hat das zu bedeuten? Abgesehen von der Tatsache, dass Sie jetzt tot sein könnten?«
»Wyatt befand sich in New York, um mir bei der Deutung der jüngsten Aktionen einiger meiner Kollegen zu helfen. Wir haben uns getroffen, um die Lage zu besprechen. Doch ein stellvertretender Direktor der CIA und ein weiterer stellvertretender Direktor der NSA haben unser Treffen unterbrochen und Wyatt festgenommen. Ich wüsste gerne den Zweck dieser Vorgehensweise.«
Sie war gut, dachte Cassiopeia. Carbonell hatte noch keine einzige Frage beantwortet, doch es war ihr gelungen, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Ihre Nachfrage interessierte unverkennbar einige der am Tisch Versammelten. Diese sahen den CIA -Chef und einen anderen Mann an, den Davis als NSA -Direktor bezeichnete.
»Mr. President«, sagte der CIA -Chef. »Diese Frau hat mit dem Commonwealth konspiriert. Sie mag durchaus an dem Anschlag auf Sie beteiligt gewesen sein.«
»Haben Sie irgendeinen Beweis dafür?«, fragte Carbonell ruhig.
»Ich brauche keine Beweise«, erklärte Daniels Carbonell. »Ich muss einfach nur überzeugt werden. Sagen Sie also, waren Sie irgendwie in den Anschlag auf mich verwickelt?«
»Nein.«
»Und wie ist Wyatt dann mitten in diese Sache hineingeraten? Er war im Grand Hyatt vor Ort. Das wissen wir. Er hat die Beamten direkt auf Cotton Malones Spur gebracht. Er hat Malone in die ganze Sache hineingezogen.«
»Er führt einen persönlichen Rachefeldzug gegen Malone«, erwiderte Carbonell. »Er hat Malone ohne mein Wissen eine Falle gestellt und ihn mitten in den Anschlag auf Sie hineingeschubst. Unmittelbar bevor die CIA und die NSA ihn verhaftet haben, habe ich ihn gefeuert.«
»Wyatt hatte gerade eben eine Schießerei in Monticello«, erklärte Daniels. »Er hat ein seltenes Artefakt gestohlen. Eine Verschlüsselungswalze. Haben Sie ihn damit beauftragt?«
»Mit der Schießerei oder mit dem Diebstahl?«
»Sagen Sie es selbst. Und, nebenbei bemerkt, Klugscheißerei habe ich noch nie gemocht.«
»Wie schon gesagt, Mr. President, ich habe Wyatt gestern gefeuert. Er arbeitet nicht mehr für mich. Ich denke, die CIA und die NSA wissen besser über das Bescheid, was geschehen ist, nachdem ich mich von ihm getrennt habe.«
»Verfügt also irgendeiner von Ihnen über irgendwelche Informationen bezüglich dieser Verschwörung, mich zu töten?«, fragte der Präsident.
Bei dieser scharfen Frage wurde es am Tisch unruhig.
»Wir wussten nichts von einer Verschwörung«, sagte einer der Anwesenden.
»Aber Sie haben verdammt recht damit, dass es eine gab«, erklärte Daniels. »Ich habe eine Frage gestellt, Miss Carbonell. Wie wäre es, wenn Sie sie als Erste beantworten?«
»Ich wusste nichts von einem Anschlagplan.«
»Lügnerin«, bemerkte der CIA -Chef.
Carbonell blieb gelassen. »Ich weiß nur, dass Wyatt Cotton Malone in der Hoffnung, dass dieser den Anschlag vereiteln würde, ins Grand Hyatt gelockt hat. Dann hat Wyatt die Beamten auf Malones Spur gebracht. Offensichtlich hat er gehofft, dass einer von ihnen Malone erschießen würde. Das hat er mir nach dem Vorfall berichtet. Da wurde mir sofort klar, dass die Dinge nicht mehr unter Kontrolle waren. Daher habe ich alle Verbindungen zu ihm abgebrochen.«
»Sie hätten ihn festnehmen sollen«, sagte einer der Leute am Tisch.
»Wie schon gesagt, nach meiner Unterhaltung mit ihm befand er sich im Gewahrsam der CIA und der NSA . Mir scheint, dass diese Organisationen erklären müssen, warum er nicht verhaftet wurde.«
»Sie ist gut«, sagte Cassiopeia.
»Und sie verheimlicht etwas«, meinte Davis.
Cassiopeias Blick ließ deutlich erkennen, was sie dachte.
»Ich weiß«, sagte Davis. »Ich tue dasselbe. Aber können wir die Karten noch eine Weile verdeckt halten?«
»Wozu?«
»Der Teufel soll mich holen, wenn ich das weiß.«
»Wo befindet sich Wyatt jetzt?«, fragte Daniels in den Raum hinein.
»Er hat die beiden Männer angegriffen, die ihn verhören sollten«, erklärte der CIA -Chef. »Und ist entkommen.«
»Hatten Sie vor, darüber Bericht zu erstatten?«, fragte der Präsident.
Keine Antwort.
»Wer hat die Polizei in Richmond, Virginia, auf Cotton Malone
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