Die Washington-Akte

einem bestimmten Bootstyp, der einmal von den Einheimischen verwendet worden war. Mit fast vierhundert Inseln war sie übersät, von denen die berühmteste Oak Island war, wo Schatzsucher über mehr als zweihundert Jahre lang eine tiefe Grube ins Muttergestein gehauen und dort vergebens nach Gold gesucht hatten. Paw Island lag südlich von Oak, und darauf stand ein seit Langem verlassenes britisches Fort, das einmal den Namen Dominion getragen hatte.
    »Jackson hat diesen Ort sorgfältig ausgewählt«, sagte Cotton. »Etwas noch Abgelegeneres kann man kaum mehr finden. Aber die Gegend ist passend. Sie wurde lange Zeit mit Freibeuterei in Verbindung gebracht. Im 18. Jahrhundert war sie ein Zufluchtsort für Piraten.« Er sah Davis an. »Ich fliege dorthin.«
    »Das finde ich gut. Es ist das Beste für Stephanie. Wir brauchen diese Seiten.«
    Cassiopeia wusste bereits, was Cotton von ihr wollte. »Ich werde den Piraten über das angezapfte Telefon Steine in den Weg legen. Wir können Hale mit beliebigen falschen Informationen füttern.«
    Malone nickte. »Tu das. Wyatt hat die Walze in seinem Besitz und wird ebenfalls nach Norden unterwegs sein.«
    »Ich werde Stephanie finden«, erklärte sie.
    Er wandte sich der Kuratorin zu. »Sie sagten, Sie hätten diese Kopie der Walze anfertigen lassen. Ist die Tatsache, dass sie eine exakte Nachbildung des Originals ist, irgendwo bekannt?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Der Handwerker und ich sind die Einzigen, die Bescheid wissen. Selbst dem Museumsdirektor habe ich erst vorhin oben im Haus davon erzählt. Es war ja nicht besonders wichtig.«
    Aber Cassiopeia begriff, dass diese Tatsache entscheidend war. »Wyatt glaubt, der Einzige zu sein, der Bescheid weiß.«
    Cotton nickte.
    »Yep. Und das bedeutet, dass wir ihm zum ersten Mal einen Schritt voraus sind.«

VIERTER TEIL

53
    Bath, North Carolina
    11.15 Uhr
    Knox marschierte unter einem Schutzdach von Eichen- und Kiefernwipfeln auf dem Rasen auf und ab. Er war unmittelbar nach Hales Auferstehung nach draußen geschickt und gebeten worden, dort zu warten. Es war nicht ungewöhnlich, dass die vier Kapitäne Dinge ohne ihn besprachen, aber Knox machte sich weiter Sorgen wegen Hales Vieraugengespräch mit dem Verräter.
    Unterhielten sich die Kapitäne vielleicht darüber?
    Die Adventure war inzwischen durch das Ocracoke Inlet in den offenen Atlantik vorgestoßen, um sich dort der Leiche zu entledigen.
    Was sollte er als Nächstes tun?
    Die Haustür ging auf.
    Bolton, Surcouf und Cogburn traten in die Mittagssonne hinaus. Sie verließen die Veranda und gingen zu einem elektrischen Wagen. Bolton erblickte Knox und kam auf ihn zu, während die anderen beiden weiter auf das Fahrzeug zusteuerten.
    »Ich wollte Ihnen danken«, sagte Bolton.
    »Es ist meine Aufgabe, mich um alle Kapitäne zu kümmern.«
    »Was Hale tut, ist falsch. Es wird nicht funktionieren. Ich weiß, dass unsere Aktion verzweifelt oder sogar noch schlimmer als das war. Aber er ist keinen Deut besser.«
    Knox zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt noch einer von uns weiß, was zu tun ist.«
    Bolton blickte niedergeschlagen drein. Er streckte die Hand aus, und Knox schüttelte sie.
    »Noch einmal danke.«
    Gut zu wissen, dass diese Aktion sich möglicherweise bezahlt gemacht hatte. Er würde Edward Bolton vielleicht brauchen, bevor er hier fertig war.
    »Mr. Knox.«
    Er drehte sich um.
    Hales Privatsekretär stand auf der Veranda.
    »Der Kapitän möchte jetzt mit Ihnen sprechen.«
    Hale schenkte sich gerade einen Drink ein, als Knox wieder ins Arbeitszimmer trat. Er hatte denselben Whiskey genommen, der bei der Herausforderung getrunken worden war. Er prostete dem Quartermeister zu und sagte: »Das hier wird mich wenigstens nicht umbringen.«
    Das Glas, das Knox Bolton aus der Hand geschlagen hatte, lag noch immer auf dem Holzboden, und die Flüssigkeit war in die Dielen eingesickert.
    »Keiner sollte diesen Fleck anrühren«, stellte Knox klar. »Er muss verdunsten.«
    »Ich lasse ihn da zur Erinnerung an meinen Triumph über die Dummheit der anderen. Sie hätten Boltons Tod zulassen sollen.«
    »Sie wissen, dass ich das nicht konnte.«
    »Ach ja, Ihre Pflicht. Der loyale Quartermeister, der das Gleichgewicht zwischen Kapitänen und Crew hält. Von der einen Gruppe gewählt, aber von der anderen dominiert. Wie schaffen Sie das eigentlich?«
    Hale versuchte gar nicht, seinen Sarkasmus zu kaschieren.
    »Haben Sie den dreien