Die Washington-Akte
Quentin Hale, der auf dem Boden lag. Weder Surcouf noch Cogburn hatten sich bewegt.
Bolton sah mit sichtlicher Erleichterung hin und sagte dann: »Den wären wir los.«
Ein Glas stand noch auf dem Tisch, klar.
Der Sieger griff danach. »Die Hales sind schuld daran, dass wir überhaupt in diese missliche Lage geraten sind, und sie hätten uns da niemals rausgeholt. Ich würde vorschlagen, wir nutzen es aus, dass diese Frau in unserem Gefängnis steckt, und setzen sie als Verhandlungsmasse ein.«
»Als wenn das funktionieren würde«, entgegnete Cogburn.
»Hast du eine bessere Idee, Charles?«, fragte Bolton. »Oder du, John? Wie steht es mit Ihnen, Quartermeister?«
Aber Knox scherte sich einen feuchten Kehricht um die drei. Er wollte nur sich selbst retten und jetzt mehr denn je. Diese Männer waren nicht einfach nur rücksichtslos, sie waren dumm. Keiner von ihnen achtete auf irgendetwas.
Bolton hob das letzte Glas zu einem Trinkspruch. »Auf unseren gefallenen Kapitän. Möge er in der Hölle schmoren.«
Knox stürzte los und schlug Bolton den Whiskey aus der Hand. Das Glas rollte über den Holzboden, und sein Inhalt floss heraus.
Bolton sah ihn verblüfft an. »Was zum Teufel …«
»Verdammt, Clifford«, sagte Hale, während er sich vom Boden erhob.
Die drei Kapitäne starrten ihn geschockt an.
»Ich hatte ihn genau da, wo ich ihn haben wollte«, meinte Hale. »Gleich hätte er den Todestrunk genommen.«
Bolton war sichtlich erschüttert.
»Ganz recht, Edward«, meinte Hale. »In der nächsten Sekunde wärst du tot gewesen.«
»Du beschissener Betrüger«, spie Bolton hervor.
»Ich? Ein Betrüger? Du kannst gerade etwas sagen. Wenn ich mich nicht tot gestellt hätte, hättest du dann das Glas geleert? Trotz des Wissens, dass das Gift darin war?«
Das hätten die anderen von Bolton erwartet, um die Herausforderung abzuschließen. Doch wenn das letzte Glas das Gift enthielt, konnte der Kapitän, der vor der Entscheidung stand, es zu leeren, sich immer zurückziehen und damit den anderen zum Sieger erklären.
»Das muss ich wissen, Edward. Hättest du?«
Schweigen.
Hale lachte. »Genau wie ich es mir gedacht hatte. Ich habe nicht betrogen. Ich habe dir einfach nur geholfen, einen Weg zu nehmen, den du sonst nie eingeschlagen hättest.«
Knox hatte sofort begriffen, dass Hale nicht tot war. Seine Art, auf das Gift zu reagieren, war untypisch gewesen. Knox hatte das Mittel oft genug eingesetzt, um genau zu wissen, wie es auf den menschlichen Körper wirkte. Scott Parrott war erst vor kurzer Zeit das letzte Beispiel gewesen.
Hale sah seine drei Mitkapitäne wütend an. »Ich möchte kein Wort mehr von irgendeinem von euch hören. Kommt mir ja nicht mehr verkehrt.«
Keiner von ihnen erwiderte etwas.
Knox war in zweierlei Hinsicht zufrieden.
Erstens wusste Edward Bolton, dass er ihm gerade das Leben gerettet hatte. Zweitens wussten die anderen beiden Kapitäne das Gleiche.
Beides sollte in jedem Fall seinen Wert haben.
52
Malone betrat den Griffin-Erkundungssaal, der im Erdgeschoss des Besucherzentrums lag. Die Kuratorin hatte ihnen erklärt, dass die Einrichtung als Erlebniszentrum für Kinder diente, die dort etwas über den Landsitz, Jefferson und das Leben im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert lernten. In dem unterteilten Raum fand man ein Modell des Landsitzes, eine Nachbildung von Jeffersons Alkovenbett, eine Nagelschmiede, eine Sklavenhütte, eine Weberei, eine Ausstellung, in der man einen Schmiedehammer schwingen konnte, und einen Nachbau von Jeffersons Polygraphen. Mehrere Kinder hatten unter der Obhut ihrer Eltern enormen Spaß bei den Aktivitäten.
»Dieser Saal hier ist sehr beliebt«, erzählte die Kuratorin Malone.
Cassiopeia, Edwin Davis und der Museumsdirektor waren ebenfalls gekommen.
Malone entdeckte den Nachbau der Walze. Drei Kinder drehten an ihren beigefarbenen Scheiben.
»Sie ist aus Kunstharz gefertigt«, erklärte die Kuratorin. »Das Original ist wesentlich empfindlicher. Dessen Scheiben bestehen aus geschnitztem Holz und sind über zweihundert Jahre alt, etwa einen halben Zentimeter dick und zerbrechlich.«
Er bemerkte die Sorge in ihrer Stimme. »Ich bin mir sicher, der Dieb wird sorgsam damit umgehen.«
Zumindest bis er die Botschaft entschlüsselt hat , setzte er in Gedanken hinzu.
Die Kinder ließen von der Walze ab und suchten sich etwas Neues.
Malone trat hinzu und untersuchte die sechsundzwanzig Scheiben, die von einer Metallachse gehalten
Weitere Kostenlose Bücher