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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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interessanter als angeln?«
    Wyatt fand, dass Fort Dominion eher in Schottland oder Irland hätte stehen können. Seine Kalksteinmauern waren am Fuß ausgeschrägt, und früher einmal waren sie durch Türme verstärkt gewesen. Die Verteidigungsanlagen waren baufällig, aber immer noch relativ intakt. Der Zugang von Norden, Westen und Osten war durch erodierte Erdwälle und einen trockenen Graben versperrt, und im Süden lag das Meer. Die untergehende Sonne warf einen rosigen Hauch über die grauen Steine, aber jeder Eindruck von Unbesiegbarkeit wurde durch die herumliegenden Trümmer zerstört. Nach allem, was er gelesen hatte, war hier einmal der Schauplatz bedeutender Ereignisse gewesen. Mit dem Fort hatte man Mahone Bay für König George halten wollen, aber jetzt war es nur noch eine Ruine.
    Auf den Wällen wimmelte es von Papageientauchern; außerdem flatterten Hunderte von ihnen am Abendhimmel. Er hatte beim Kommen das Gekrächze von Trottellummen, Möwen und Tölpeln gehört – laut, sinnlich, hypnotisierend und anschwellend wie Donner. Tausende von Vögeln liefen auf den Trümmern herum, ihre Rufe waren schrill und verhallten dann zu einer eindringlichen Harmonie. Auf den Mauern herrschte ein ständiges chaotisches Treiben.
    Er ging über eine Wiese zum Haupttor.
    Überall lagen tote Vögel herum.
    Offensichtlich gab es hier zwar Bakterien, aber keine Aasfresser. Der Geruch, der vorhin schwach in der kleinen Bucht gehangen hatte, wurde jetzt überwältigend. Ein abscheulicher Gestank von zahllosen dicht gedrängten Geschöpfen. In der Luft hing der widerliche Odem von Leben, Tod und Exkrementen.
    Er näherte sich dem Haupttor.
    Eine Holzbrücke überspannte einen ausgewaschenen Graben. Ihre Bretter waren neuer und mit feuerverzinkten Nägeln zusammengefügt.
    Mit lauten Rufen protestierten die Vögel gegen seine Ankunft.
    Unter einer Reihe paralleler Steinbogen durchschritt er das Tor.
    Die Sonne wich dem Dämmerlicht.
    Er betrat einen inneren Trakt, in dem es abgesehen von dunstigen bläulichen Lichtschäften, die durch Spalten in den Wänden hereinsickerten, richtig dunkel war. Drei Stockwerke hoch ragten um ihn herum verwitterte Steinwände auf; verschiedene Gebäude säumten die Außenmauer.
    Hier herrschte eindeutig ein Gefühl von Sicherheit, aber auch der Eindruck, in der Falle zu sitzen.
    Er sollte sich umschauen.
    Also drang er weiter vor.
    Malone zog sein Boot auf der Südseite von Paw Island an den Strand. In der Abendluft hing der Duft von Salz und Bäumen, und noch etwas anderes – beißend und streng. Der Himmel hatte sich schiefergrau zugezogen, und der Wald warf violette Schatten über die sandige schmale Bucht. Auf den Bäumen hockten Silbermöwen.
    Unter Malones Gummisohlen knirschten Krabbenschalen und getrocknete Seeigel. Es war kühl geworden, und er war dankbar für seine gefütterte Jacke. Vor ihm stand ein dichter Eichenwald, der Boden zwischen den Bäumen war von Farnen und Heidekraut bewachsen. Er drehte sich um und hielt nach Booten in der Bucht Ausschau. Die untergehende Sonne überzog das Wasser mit roten Streifen. Am Horizont zeichnete sich kein Fahrzeug ab.
    Die Besitzerin des Bücherladens hatte ihm berichtet, wo im Fort Symbole zu finden waren. Handelte es sich bei diesen vielleicht um reine Dekoration? Um Graffiti? Waren sie alt oder neu? Während der Sommermonate, wenn Besuche erlaubt waren, durchstreiften täglich gut fünfzig Leute die Insel, und das bedeutete, wie die Ladenbesitzerin erklärte, dass die Symbole von jedermann stammen konnten. Nur wusste Malone eben, dass Andrew Jackson 1835 über sie im Bilde gewesen war.
    Vielleicht hatte der Präsident sich selbst dort zeichnerisch verewigt?
    Wer konnte das schon wissen?
    Cassiopeia parkte das Motorrad bei einem Comfort Hotel am Stadtrand von Fredericksburg. Auf der Hinfahrt hatte sie über den Anruf bei Quentin Hale nachgedacht. Das Gespräch musste subtil und raffiniert genug sein, um Hale gerade eben erahnen zu lassen, dass das Weiße Haus vielleicht wirklich das von ihm Gesuchte im Besitz hatte.
    Der Secret Service hatte bereits ein Zimmer in dem Hotel bezogen. Kaisers Haus lag weniger als zwei Meilen weiter, und so konnten sie aus der Ferne die Videokamera überwachen, die in einem der Schlafzimmer im ersten Stock mit Blick auf die Garage angebracht worden war.
    Cassiopeia klopfte an und wurde eingelassen.
    Zwei Agenten waren vor Ort, ein Mann und eine Frau.
    »Kaiser ist vor drei Stunden aufgebrochen«, sagte die

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