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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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geschwänzt.«
    »Fühlst du dich nicht wohl?«
    »O doch, bestens. Tatsächlich fühle ich mich sogar großartig. So gut, dass ich einen Ausflug gemacht habe. Ich bin hier in North Carolina. Ich stehe mit dem Auto vor dem Tor zu deinem Anwesen. Meinst du, du könntest mich einlassen?«
    60
    Nova Scotia
    Knox war erfreut.
    Er war vor Wyatt auf Paw Island eingetroffen und hatte mit zwei Helfern eine strategische Position auf den baufälligen Mauern von Fort Dominion eingenommen. Sie hatten von der privaten Anlegestelle eines zeitweilig leer stehenden Hauses an der Nordküste der Bucht ein Boot gestohlen und insbesondere das Städtchen Chester gemieden, in dem Wyatt vielleicht auftauchen würde. Das Boot war mit Taschenlampen ausgerüstet, und er hatte an Bord des Firmenjets drei Waffen eingeschmuggelt – der kanadische Zoll hatte bei seiner Ankunft nur wenige Fragen gestellt.
    Die Insel lag einsam und verlassen da, abgesehen von Tausenden stinkender Vögel. Die rasch hereinbrechende Nacht sollte ihnen genug Deckung bieten. Alles in allem dürfte dieser Mordauftrag leicht zu erledigen sein, überlegte Knox. Hoffentlich würde er nicht lange brauchen, um die fehlenden Seiten zu finden, wenngleich die Informationen, die Carbonell Hale gegeben hatte, bestenfalls bruchstückhaft waren. Fünf Symbole. Sie hatte gesagt, mehr habe sie nicht in der Hand. Hoffentlich würde deren Bedeutung klar werden, wenn er sich erst einmal vor Ort befand. Er würde froh sein, wenn dieser Albtraum vorüber war, denn er freute sich darauf, das nächste Wochenende mit seiner Frau am Strand zu verbringen. Ein wenig Entspannung würde ihm guttun.
    Er hatte ein Fernglas mitgebracht und betrachtete damit den Saum des Waldes hinter einer Wiese. Eine etwa hundert Meter breite, offene, von keinem Zaun begrenzte Fläche erstreckte sich von den Bäumen zum Haupttor des Forts. Bei ihrer Ankunft hatten sie die »Bewohner« des Forts in Aufruhr versetzt, aber inzwischen war im Vogelland wieder Ruhe eingekehrt.
    Er erhaschte eine Bewegung im Dämmerlicht.
    Mit dem Fernglas erblickte er einen Mann, der zwischen den Bäumen hervortrat.
    Er konzentrierte sich auf das Gesicht.
    Jonathan Wyatt.
    Knox machte einen seiner Männer auf sich aufmerksam, der auf einem anderen Festungswall stand, und gab ihm ein Signal.
    Ihr Zielobjekt war eingetroffen.
    Hale hieß Shirley Kaiser bei sich zu Hause willkommen. Sie hatte ihn bereits zweimal besucht, und jedes Mal hatte er dafür gesorgt, dass bei diesen Gelegenheiten nichts Ungewöhnliches auf seinem Anwesen vorfiel. Das nannten sie Besucher-Modus. Natürlich wurden die Gäste niemals in bestimmte Bereiche geführt, zum Beispiel nicht in das Gefängnisgebäude, das von außen einfach wie eine zweigeschossige Scheune aussah. Sie wurden auch nicht ermutigt, sich selbstständig umzuschauen.
    Warum Kaiser wohl hier war?
    »Welchem Umstand habe ich das Vergnügen dieser Überraschung zu verdanken?«, fragte er.
    Sie sah großartig aus. Obwohl sie auf die sechzig zuging – oder vielleicht sogar auf die fünfundsechzig, er war sich da wirklich nicht sicher –, erweckte sie den Anschein einer Frau Mitte fünfzig. Es hatte ihm Freude bereitet, sie zu verführen, und sie schien es ebenfalls genossen zu haben. Er hatte ihre Beziehung zwar mit Hintergedanken betrieben, aber sie war ihm nicht unangenehm gewesen. In Kaiser rührten sich Leidenschaften, und für eine Frau ihrer Generation war sie überraschend unverklemmt. Sie hatte auch eine Fülle von Informationen über die First Family zu bieten und genoss es, dass er sich ehrlich für ihr Leben zu interessieren schien. Das war der Schlüssel zu Frauen, wie sein Vater ihm immer erklärt hatte. Man musste sie zu dem Glauben bringen, dass einem an ihnen gelegen war.
    »Du hast mir gefehlt«, sagte sie zu ihm.
    »Wir hatten doch ohnehin geplant, uns in ein paar Tagen zu sehen.«
    »Ich konnte nicht warten, daher habe ich einen Flug gebucht und bin gekommen.«
    Er lächelte. Das Timing war gar nicht schlecht. Der Abend war ruhig. Er hatte bereits mit den anderen drei Kapitänen gesprochen. Diese waren nach Hause zurückgekehrt, da der Tag mehr als genug Aufregung geboten hatte.
    »Wie du siehst, wollte ich gerade angeln gehen. Vermutlich möchtest du mir dabei nicht Gesellschaft leisten?«
    »Eigentlich nicht.« Sie zeigte auf eine kleine Reisetasche. »Ich habe ein bisschen Spezialkleidung mitgebracht.«
    Von diesen Sachen hatte Hale bereits eine Probe gesehen.
    »Wäre das nicht

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