Die Washington-Akte
Rennes-le-Château in Frankreich und den mit diesem Ort verbundenen geheimnisvollen Nimbus, der aber fast gänzlich einem Hotelbesitzer vor Ort zu verdanken war, der damit sein Geschäft gepusht hatte.
»Ist Paw Island einer der Orte, wo man die Symbole finden kann?«, fragte Malone.
Sie nickte. »In der Nähe des Forts sind ein paar verstreute Zeichen zu sehen.«
»Ich bin auf dem Hinweg über die Insel hinweggeflogen. Da leben ganz schön viele Vögel.«
»Das kann man wohl sagen, und sie mögen keine Besucher. Wollen Sie dorthin?«
Er klappte das Buch zu. »Ich weiß es nicht. Ich dachte, ich mache einfach eine Tour durch die Bucht und sehe mal, was dort zu finden ist.«
»Der Zugang zu Paw ist beschränkt«, erklärte sie. »Ein Naturschutzgebiet. Man braucht eine Erlaubnis, um dorthin zu fahren.«
»Da ich somit wohl nicht dorthin darf«, meinte er. »Haben Sie vielleicht irgendwelche Bücher darüber?«
Sie zeigte auf ein Regal auf der anderen Seite des Ladens. »Zwei oder drei. Bildbände und etwas über das Fort. Worauf sind Sie aus?« Sie betrachtete ihn misstrauisch. »Sie sind einer dieser Vogelbeobachter, richtig? Davon kommen eine Menge hierher. Paw Island ist für sie wie Disneyland.«
Er lächelte. »Ich bekenne mich schuldig. Wie viel Ärger bekomme ich, wenn ich trotzdem fahre?«
»Eine Menge, und die Küstenwache fährt dort ständig Patrouille.«
»Wissen Sie, wo auf der Insel ich diese Symbole finden kann?«
»Sie kommen noch ins Gefängnis.«
»Das Risiko gehe ich ein.« Er reichte ihr drei Hundertdollarscheine. »Ich hätte gerne eine Antwort auf meine Frage.«
Sie nahm das Geld an und reichte ihm eine Geschäftskarte des Ladens.
»Ich erzähle Ihnen von den Symbolen. Aber ich kenne auch einen Anwalt. Sie werden einen brauchen, wenn man Sie erst einmal festgenommen hat.«
Wyatt ging auf Paw Island von der Stelle, wo er sein Boot am Nordufer versteckt hatte, durch den Wald nach Süden.
Er war mit bedeutender Verspätung endlich in Halifax eingetroffen. Dort hatte er einen Wagen gemietet und war südwärts nach Chester gefahren, einem malerischen Städtchen, das im nördlichen Teil der Mahone Bay lag und in dessen beiden natürlichen Häfen teure Segelboote und Jachten lagen. Auch die bunt gestrichenen, äußerst gepflegten Schindelhäuser, die sich an die Felsenküste klammerten, zeugten von Wohlstand. Die Straßen sahen aus, als kämen sie direkt aus dem 18. Jahrhundert.
Erst nach achtzehn Uhr war er eingetroffen, und die meisten Geschäfte waren bereits geschlossen gewesen. Deshalb war er erst mal an den menschenleeren Anlegestellen vorbeigegangen und hatte die vertäuten Motorboote ausgekundschaftet. Eines, ein vier Meter langes Boot mit ordentlichem Außenbordmotor, war ihm gerade recht erschienen. Daher hatte er eine seiner alten Fähigkeiten ausgegraben – die Kunst, einen Motor ohne Schlüssel zu starten – und das Boot gestohlen.
Die Fahrt über die Bucht war bei ruhigem Wasser schnell vonstattengegangen. Bisher hatte er auf der Insel nichts anderes als Vögel gesehen oder gehört. Er hoffte, dass er das, was auch immer dort zu finden war, rasch entdecken würde. Gewiss, es hatte lange verborgen gelegen, aber er war der Erste, der mit der richtigen Information danach suchte.
Der Eichenwald endete, und vor ihm lag eine grüne Wiese. Auf deren anderer Seite stand hundert Meter entfernt einsam und heruntergekommen Fort Dominion. Vögel hielten Wache. Er erblickte das Haupttor zwischen baufälligen Mauern und rückte seinen Rucksack auf den Schultern zurecht.
Eines fragte er sich: Wer würde noch dort sein?
Hale fuhr über sein Anwesen und genoss einen weiteren schönen Spätsommerabend in North Carolina. Er hatte beschlossen, vom Pier aus zu angeln und für ein paar Stunden zu entspannen. Bis er von Knox hörte, konnte er ohnehin wenig erreichen. Diese Tageszeit, wenn der Einbruch der Nacht bevorstand, in dem graubraunen Wasser aber noch keine Raubfische unterwegs waren, war normalerweise dem Anglerglück günstig. Er war mit festen Stiefeln, einer weiten Hose, Lederjacke und Mütze bekleidet. Er brauchte ein paar Köder, aber auf dem Pier sollten welche zu finden sein.
Sein Handy klingelte.
Er hielt den Elektrowagen an und schaute auf das Display.
Shirley Kaiser.
Er sollte sie nicht ignorieren, und so nahm er ab und sagte: »Ich hatte vor, dich später anzurufen. Ich dachte, du wärst heute Abend auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung.«
»Die habe ich
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