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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Agentin. »Sie hatte einen kleinen Koffer und eine Kleidertasche dabei.«
    Sie wussten, dass Kaiser bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Richmond erwartet wurde. Man hatte ihr keine Beschatter oder Begleiter mitgegeben. Besser, man unternahm nichts, was Hales Misstrauen erregen konnte. Sie waren ohnehin schon ein großes Risiko eingegangen, als sie die Kamera installiert hatten, aber sie mussten die Überwachung dieses Schauplatzes sicherstellen. Ein kleiner LCD -Bildschirm zeigte Kaisers Garage und die Hecke entlang ihrer Seitenwand von einem erhöhten Blickwinkel aus. Das Tageslicht schwand, und Cassiopeia beobachtete, wie der Agent die Kamera auf Nachtsicht umschaltete. Das Bild nahm jetzt einen grünlichen Farbton an, zeigte aber immer noch die Garage und die Hecke.
    Cassiopeia würde Kaiser nach deren Heimkehr einen unschuldigen Besuch von Frau zu Frau abstatten, der völlig unauffällig bleiben dürfte. Ihr Gespräch mit Danny Daniels verstörte sie noch immer. Die Ehe der Daniels’ war zweifellos kaputt, und der Präsident hatte auf eine merkwürdige Weise von Stephanie gesprochen. Cassiopeia fragte sich, was zwischen den beiden vorgefallen war. Es war leicht zu verstehen, wie Stephanie ihm Trost spenden mochte. Stephanies Leben war ebenfalls von Tragödien überschattet gewesen – der Selbstmord ihres Mannes, das Verschwinden ihres Sohnes und die allmähliche Versöhnung mit den harten Realitäten der Vergangenheit.
    Es war interessant zu sehen, dass auch Präsidenten nur Menschen waren. Sie hatten Wünsche, Bedürfnisse und Ängste wie jeder andere auch. Sie schleppten emotionales Gepäck mit sich herum und waren, schlimmer noch, gezwungen, es zu verbergen.
    Zu Danny und Pauline Daniels’ Pech waren ihre Probleme aber durch achtlose Bemerkungen und fehlgeleitetes Vertrauen enthüllt worden.
    »Schauen Sie mal«, sagte die Agentin und deutete auf den Bildschirm.
    Cassiopeia konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt.
    Neben Shirley Kaisers Garage waren zwei Männer zu sehen. Sie blickten sich aufmerksam um und schlüpften dann in den Zwischenraum zwischen Hecke und Gebäude.
    »Anscheinend haben wir Besuch«, sagte der Agent. »Ich rufe Unterstützung herbei.«
    »Nein«, erklärte Cassiopeia.
    »Das entspricht aber nicht der üblichen Vorgehensweise«, meinte er.
    »Das scheint für diese ganze Operation hier zu gelten.« Sie zeigte auf die Frau. »Wie heißen Sie?«
    »Jessica.«
    »Wir beide. Sie und ich. Wir kümmern uns darum.«
    61
    Wyatt strich mit der Hand über die geschwärzten Steine und stellte sich Soldaten vor, die mit schussbereiten Kanonen die Mauern bemannten. Er meinte, Glocken läuten zu hören und Fisch zu riechen, der auf einem Bratspieß gedreht wurde. Auf diesem einsamen Vorposten musste das Leben vor zweihundertdreißig Jahren hart gewesen sein. Da war es leicht zu verstehen, dass vierundsiebzig Männer hatten ums Leben kommen können.
    Er bemerkte eine Treppe, die nach oben führte.
    Weiter oben wäre es besser, und so stieg er die steilen Stufen hinauf und betrat die Überreste eines großen Saals. Auf jeder Seite liefen Fenster entlang, die Fenstergitter und die Scheiben waren jedoch längst verschwunden. Eine Decke gab es nicht. Der Raum war den Elementen ausgesetzt. Hoch oben an der Außenmauer führte ein Wehrgang entlang. Pfützen mit stehendem Wasser tränkten braune Grasstoppeln. In der Luft hing noch immer der Gestank der Vögel, und viele von ihnen flatterten unentwegt herum.
    Sein Blick fiel auf den Kamin, und er ging zwischen losen Trümmerstücken hindurch dorthin. In der Feuerstelle würde ein halbes Dutzend Männer Seite an Seite Platz finden. Er bemerkte Stellen, an denen der Steinboden von Brettern bedeckt war. Einige waren eindeutig erst in jüngerer Zeit zurechtgesägt worden, andere waren gefährlich angefault.
    Hinter einem dunklen Gang erblickte er einen weiteren Saal. Er passierte einen kurzen Korridor und betrat diesen leeren Raum. Eine zweite Treppe führte nach oben. Wahrscheinlich zu dem Wehrgang, der, wie er gesehen hatte, oben an der Brustwehr entlangführte.
    Zu seiner Rechten fiel ihm neben einem Haufen grasüberwucherter Trümmerstücke etwas ins Auge.
    Der Steinboden war verschmiert.
    Fußspuren. Sie führten zur zweiten Treppe.
    Weitere Fußabdrücke bedeckten die Stufen. Sie waren frisch und feucht.
    Jemand befand sich über ihm.
    Knox wartete auf dem Wehrgang darauf, dass Wyatt aus dem Gewirr baufälliger Gebäude auftauchte. Die

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