Die Washington-Akte
passender war, dass beide mit Taschenlampen und Waffen ausgerüstet waren, die ihnen doch nichts halfen.
Carbonell war für den sinnlosen Tod mehrerer Agenten verantwortlich. Und Knox hatte persönlich einige Agenten ermordet.
Dafür mussten beide nun bezahlen.
Knox hatte außerdem versucht, den Präsidenten zu töten. Und auch wenn Wyatt nicht gerade ein Fan der US-Regierung war, war er doch Amerikaner.
Und das würde er immer bleiben.
Diese beiden Menschen würden bald kein Problem mehr darstellen. Wenn sie ihre Notlage bemerkten und beschlossen, sich zu retten, würde es zu spät sein.
Es blieben nur noch einige wenige Minuten.
Bald war der Höchststand der Flut erreicht.
Mit Hilfe des Nachtsichtgeräts erspähte er das Seil.
Er packte es und hangelte sich daran nach oben.
Dort angekommen, zerrte er das Seil aus dem Loch heraus und ging davon.
Cassiopeia fiel. Sie versuchte, sich mit den Füßen im Käfig abzustützen, und wartete auf das Aufklatschen im Wasser. Ihre Hände waren hilflos gefesselt, und sie ermahnte sich, tief Atem zu holen und so viel Luft wie möglich in ihre Lunge zu pumpen. Leider gestattete der enge Käfig ihr nicht, ihre Beine zu benutzen, da diese von zwei getrennten Röhren umschlossen waren. Der Käfig war eng, und sie kam nicht an den Verriegelungsmechanismus heran. Außerdem wurde der von außen bedient.
Unmittelbar bevor sie über Bord geworfen wurde, hatte sie ein Knallen wie von Pistolenschüssen gehört, und Stephanie hatte » Los! Hilf ihr!« gerufen.
Was ging dort oben vor sich?
Malone gab zwei Schüsse auf die vier Männer ab und trieb sie auseinander. Dann warf er die Waffe beiseite, sprang dem Käfig von der Reling aus nach und umklammerte ihn in der Luft.
Sein zusätzliches Gewicht ließ den Käfig noch schneller fallen, und gemeinsam klatschten er und Cassiopeia ins Meer.
Etwas war gegen den Galgenkäfig gekracht und hatte Cassiopeia aufgeschreckt. Ein Mensch. Ein Mann. Gemeinsam trafen sie auf dem Wasser auf.
Dann erkannte sie das Gesicht und wurde von Erleichterung durchströmt.
Cotton.
Malone hielt fest. Auf keinen Fall würde er loslassen. Sie taumelten durch die Wellen und wurden hin und her geworfen, während die lose Leine sich hinter der Jacht allmählich straffte.
»Schön, dass du es endlich geschafft hast«, sagte sie.
Er entdeckte den Verriegelungsmechanismus.
Der Galgenkäfig begann zu sinken.
Er streckte die Hand nach dem Riegel aus, aber nun straffte sich die Leine.
Und sie wurden durchs Wasser geschleppt.
Hale war benommen. Der Eindringling hatte auf ihn geschossen, aber zum Glück auf die Brust gezielt. Die schusssichere Weste, die er vorhin für die Verteidigung des Gefängnisses angelegt hatte, hatte ihn gerettet, auch wenn seine Rippen jetzt schmerzten. Er war aufs Deck gefallen, hatte aber vorher noch gesehen, wie sein Angreifer von der Reling aus dem Galgenkäfig nachgesprungen war.
Er richtete sich auf die Knie auf und holte ein paarmal tief Luft.
Dann wandte er sich nach seinen Männern um, doch die waren nirgends zu sehen.
Stattdessen stand Stephanie Nelle mit einer Schusswaffe da, die sie direkt auf ihn gerichtet hielt.
»Ich habe Ihnen ja gesagt, dass Cotton Malone Ihnen Ärger machen wird«, meinte sie.
Malone hielt den Galgenkäfig fest umklammert. Seine rechte Hand fand eine der runden vertikalen Gitterstangen, an die die Eisenbänder geschweißt waren. Vor seinen Augen zerplatzte ein Funkenschauer von Farben. Sie wurden etwa dreißig Meter hinter der Adventure im Zentrum des Kielwassers der Slup durch die Wellen geschleift, mal über Wasser, mal darunter.
Er schnappte nach Atem und schrie Cassiopeia zu: »Luft holen!«
»Versuche ich ja.«
Er hatte mehr Bewegungsspielraum als sie. Aufgrund der Geschwindigkeit der Slup glitten sie ein paar kostbare Sekunden lang über das Wasser. Malone begriff, dass sie sinken würden, sobald das Tempo nachließ. Dass sie dann untergehen würden.
Das Herz raste ihm in der Brust.
Er musste den Riegel öffnen.
Cassiopeia schluckte ebenso viel Wasser, wie sie Luft schöpfte. Sie versuchte, das Nass auszuspucken und vor allem nichts in die Lunge zu bekommen. Sie bewegte den Oberkörper im Käfig, während sie in die Wellen hineinkrachten und daraus wieder hervorglitten. Ein heftiger Schmerz durchzog ihre verkrampften Waden, und sie ermahnte sich, sich zu entspannen. Sie sehnte sich nach Geschwindigkeit, da langsamere Fahrt bedeutete, dass sie sinken würden. Hale spielte mit ihnen.
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