Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
stellte einen Makel dar. Er trug einen teuren Anzug, der ihm so gut passte, wie seine Stimme selbstsicher klang.
    Quentin Hale herrschte über einen riesigen Konzern mit Industriebetrieben, Banken und Einzelhandelsketten. Er verfügte über einen der größten Immobilienbesitze des Landes, überwiegend Einkaufszentren und Bürogebäude, die in fast jeder größeren Stadt standen. Sein Firmenvermögen belief sich auf viele Milliarden, und er schaffte es regelmäßig auf die Forbes-Liste der wohlhabendsten Männer. Außerdem war er ein Unterstützer des Präsidenten, da er zu seinen beiden Wahlkämpfen mehrere hunderttausend Dollar beigesteuert hatte. Diese Tatsache hatte ihm das Recht verschafft, sich persönlich mit dem Stabschef des Weißen Hauses zu treffen.
    Aber was Davis gerade gehört hatte, bestürzte ihn. »Wollen Sie etwa sagen, dass Sie ein Pirat sind?«
    »Ein Kaperfahrer.«
    Davis kannte den Unterschied. Der eine war ein Krimineller, der andere bewegte sich im Rahmen der Gesetze, da er von der Regierung die offizielle Genehmigung erhalten hatte, ihre Feinde anzugreifen.
    »Während des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs verfügte die Kontinentalmarine nur über vierundsechzig Kriegsschiffe. Diese Fahrzeuge brachten hundertsechsundneunzig feindliche Schiffe auf. Gleichzeitig gab es siebenhundertzweiundneunzig vom Kontinentalkongress bestätigte Kaperfahrer, die sechshundert britische Schiffe aufbrachten oder zerstörten. Während des Kriegs von 1812 war das Verhältnis sogar noch dramatischer. Es gab nur dreiundzwanzig Marineschiffe mit zweihundertvierundfünzig erbeuteten Fahrzeugen. Zur gleichen Zeit brachten fünfhundertsiebzehn vom Kongress bestätigte Kaperfahrer tausenddreihundert Schiffe in ihren Besitz. Sie sehen selbst, welch ein Dienst diesem Land hier erwiesen wurde.«
    Richtig, aber er fragte sich, worauf Hale hinauswollte.
    »Nicht die Kontinentalarmee hat den Unabhängigkeitskrieg gewonnen«, sagte Hale. »Vielmehr hat der Schaden für den britischen Handel die Wende bewirkt. Kaperfahrer brachten den Krieg über den Atlantik und sorgten für einen fortgesetzten Alarmzustand an den britischen Küsten. Wir gefährdeten die Schifffahrt zwischen den britischen Häfen und brachten den Handel fast zum Erliegen. Das führte zu einem Aufstand der Kaufleute. Die Versicherungsraten für britische Schiffe stiegen so hoch, dass die Briten schließlich ihre Waren sogar mit französischen Fahrzeugen transportierten, etwas, was bis dahin unerhört gewesen war.«
    Davis spürte einen Hauch vornehmer Würde in diesem Bericht.
    »Der Druck dieser Kaufleute führte schließlich dazu, dass König George den Kampf in Amerika aufgab. Nur darum hat der Krieg geendet. Es ist eine glasklare Tatsache der Geschichtsschreibung, dass der Unabhängigkeitskrieg ohne Kaperfahrer nicht siegreich verlaufen wäre. George Washington hat das bei mehr als einem Anlass öffentlich anerkannt.«
    »Und was hat das mit Ihnen zu tun?«, fragte Davis.
    » Mein Vorfahr war einer dieser Kaperfahrer. Zusammen mit drei weiteren Familien haben wir während des Unabhängigkeitskriegs viele Schiffe zu Wasser gelassen und die anderen Kaperfahrer zu einem schlagkräftigen Verband zusammengeschmiedet. Jemand musste den Angriff koordinieren. Das haben wir getan.«
    Davis kramte in seinem Gedächtnis und versuchte, sich so viel wie möglich von diesen Zusammenhängen in Erinnerung zu rufen. Was Hale gesagt hatte, stimmte. Ein Kaperfahrer war mit einem Kaperbrief ausgestattet, der es ihm gestattete, ohne Angst vor Strafverfolgung Jagd auf die Feinde einer Nation zu machen. Daher fragte Davis: »Ihre Familie hat einen Brief besessen?«
    Hale nickte. »So ist es, und wir besitzen ihn immer noch. Ich habe ihn mitgebracht.«
    Davis’ Gast griff in sein Jackett und brachte ein gefaltetes Blatt Papier zum Vorschein. Davis klappte es auf und erblickte die Fotokopie eines über zweihundert Jahre alten Dokuments. Das meiste davon war gedruckt, manches aber auch handschriftlich eingetragen:
    GEORGE WASHINGTON,
    Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
    Allen, die dieses Dokument sehen, entbiete ich meinen Gruß:
    In Ausführung einer Vorschrift des Kongresses der Vereinigten Staaten, erlassen zu vorliegendem Fall am neunten Tag des Februar siebzehnhundertdreiundneunzig , bevollmächtige ich durch vorliegendes Schriftstück Archibald Hale, indem ich besagtem Bürger, seinem Stellvertreter, seinen Offizieren und seiner Mannschaft die Genehmigung

Weitere Kostenlose Bücher