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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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zusätzliche Artikel aufgestellt, und so war auch das Commonwealth entstanden. Vier Familien hatten sich zusammengetan, um ein gemeinsames Ziel zu fördern.
    Wer die Crew oder die anderen Kapitäne betrügt oder wer aus einer Schlacht entflieht, wird so bestraft, wie der Quartermeister und/oder die Mehrheit es für richtig halten.
    Keiner würde sich gegen den anderen kehren.
    Oder zumindest würde es keiner lange genug überleben, um die Vorteile zu genießen.
    »Meine Buchhalter befinden sich im Belagerungszustand«, sagte Bolton.
    »Befasse dich mit ihnen«, erwiderte Hale. »Statt die Ermordung des Präsidenten zu planen, hättest du sie töten sollen.«
    »So einfach ist das nicht für mich«, erklärte Cogburn.
    Hale starrte seinen Partner an. »Charles, töten ist nie einfach. Aber manchmal muss es eben sein. Die Kunst besteht darin, die richtige Zeit und die richtige Methode zu wählen.«
    Cogburn erwiderte nichts. Er und die anderen hatten zweifellos die falsche Zeit gewählt.
    »Ich bin mir sicher, der Quartermeister hat seine Sache gut gemacht«, meinte Surcouf in dem Versuch, die gespannte Atmosphäre aufzulockern. »Nichts wird auf uns hinweisen. Aber wir haben trotzdem noch ein Problem.«
    Hale trat zu einem englischen Konsoltisch aus Bambus, der an einer der kieferholzgetäfelten Wände stand. All das hätte überhaupt nicht geschehen sollen. Aber vielleicht war das ja gerade der Plan hinter dem Ganzen gewesen. Die Drohung der Strafverfolgung in den Raum stellen und dann abwarten, was passierte, wenn die Angst sie ergriff. Vielleicht war man der Meinung gewesen, sie würden sich selbst vernichten und die Behörden der Mühe entheben, sie vor Gericht zu stellen und einzusperren. Aber gewiss hatte keiner einen Anschlag auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten erwartet.
    Er hatte es mit seiner eigenen Art der Diplomatie versucht, war aber gescheitert. Die Demütigung seines Termins im Weißen Haus war ihm noch frisch in Erinnerung. Ganz ähnlich hatte auch Abner Hale 1834 dem Weißen Haus einen Besuch abgestattet, der ebenfalls gescheitert war. Aber Hale hatte die Absicht, aus den Fehlern seiner Vorfahren zu lernen und sie nicht zu wiederholen.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Cogburn. »Wir sind am Ende der Planke angelangt.«
    Hale lächelte über das englische Sprichwort. Es spielte auf einen Mann an, der dazu gezwungen wurde, mit verbundenen Augen über eine Planke zu gehen, die aufs Meer hinausragte. Wenn er ihr Ende erreicht hatte, stürzte er in die See. In der Realität war diese Strafe nur von zimperlichen Kapitänen angewandt worden, von Männern, die Blutvergießen mieden oder sich selbst einreden wollten, dass sie am Tod des anderen nicht schuld waren. Die kühnen und wagemutigen Abenteurer, die Vorbilder der Legenden, die in zahllosen Büchern und Filmen nacherzählt wurden, hatten keine Angst gehabt, ihren Gegnern in die Augen zu sehen, selbst nicht im Angesicht des Todes.
    »Wir werden unsere Flagge hissen«, sagte er.
    18
    Air Force One
    Cassiopeia ließ sich von Daniels erklären, wie die Stimme auf dem Aufnahmegerät alle darauf aufmerksam gemacht hatte, wo sie suchen mussten.
    »Er muss da gewesen sein«, sagte Malone. »In der Lobby des Grand Hyatt. Nur so kann er gewusst haben, wohin ich mich gewandt habe. Die Halle wurde geräumt, als ich gegangen bin.«
    »Unser geheimnisvoller Mann wusste außerdem, was er sagen musste und wie«, merkte Davis an.
    Cassiopeia begriff, was das bedeutete. Einer von ihnen oder zumindest einer, der alles über sie wusste, war in die Sache verwickelt. Sie entdeckte einen Blick in Daniels’ Augen, den sie schon kannte. Sie hatte ihn schon einmal gesehen, als sie mit Stephanie in Camp David war, und er sagte ihr, dass der Präsident mehr wusste.
    Daniels nickte seinem Stabschef zu. »Erzählen Sie es ihnen.«
    »Vor einem halben Jahr habe ich im Weißen Haus Besuch bekommen.«
    Davis sah den Mann an, der ihm an seinem Schreibtisch gegenübersaß. Er wusste, dass er sechsundfünfzig war, ein Amerikaner der vierten Generation mit Familienbanden, die bis vor den Unabhängigkeitskrieg zurückreichten. Er war hochgewachsen, hatte leuchtend grüne Augen und ein Kinn mit Bartschatten, das wie gepanzert wirkte. Sein kahler Schädel war von einem Halbmond grau melierten Haars umrahmt, das sich wie die Mähne eines alten Löwen nach hinten bauschte. Seine Zähne glänzten wie Perlen, nur die auffällige Spalte zwischen den vorderen beiden Schneidezähnen

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