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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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erteile, den Besitz und das Vermögen jedweder Feinde der Vereinigten Staaten von Amerika zu beschlagnahmen und an sich zu nehmen. Alle beschlagnahmten Gegenstände, als da seien Schiffsgerätschaften, Waffen, Ausrüstung, Waren, Geld, Vermögen und Wertgegenstände, sollen, nach Zahlung von zwanzig Prozent des beschlagnahmten Werts an die Vereinigten Staaten von Amerika, in den Besitz des Trägers dieser Vollmacht übergehen. Zur Ermutigung weiterer, ebenso energischer und fortgesetzter Angriffe auf unsere Feinde, wie wir sie während des zurückliegenden Konflikts beobachten durften, wird besagter Archibald Hale, mit Ausnahme des Verbots von Mord, von allen ordnungsrechtlichen und steuerlichen Gesetzen der Vereinigten Staaten und aller Bundesstaaten befreit, die dergleichen Angriffshandlungen behindern könnten. Diese Bestimmung behält von der Erstellung dieser Vollmacht bis in alle Zukunft Gültigkeit und bleibt zum Vorteil aller Erben des besagten Archibald Hale in Kraft.
    Gezeichnet von meiner Hand und mit dem Siegel der Vereinigten Staaten von Amerika versehen zu Philadelphia den neunten Tag des Februar im Jahre unseres Herrn siebzehnhundertdreiundneunzig, dem siebenundzwanzigsten Tag der Unabhängigkeit besagter Staaten.
    GEORGE WASHINGTON
    Davis blickte von der Seite auf. »Ihre Familie besitzt, zusammenfassend gesagt, eine Vollmacht der Vereinigten Staaten, unseren Feinden verheerenden Schaden zuzufügen? Ohne Strafverfolgung gewärtigen zu müssen?«
    Hale nickte. »Als Dank für alles, was wir getan haben, wurde diese von der Nation erteilt. Die anderen drei Familien besitzen ebenfalls Kaperbriefe von Präsident Washington.«
    »Und was haben Sie mit dieser Vollmacht geleistet?«
    »Wir haben im Krieg von 1812 mitgekämpft und geholfen, diesen Konflikt zu beenden. Wir waren am Bürgerkrieg, am Spanisch-Amerikanischen Krieg und an beiden Weltkriegen beteiligt. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die amerikanischen Geheimdienste gegründet wurden, wurden wir als Helfer angeheuert. In den letzten zwanzig Jahren haben wir den Nahen Osten heimgesucht, finanzielle Aktivitäten lahmgelegt, Aktiva entwendet sowie Kapital und Gewinne umgeleitet. Was immer nötig war. Natürlich verwenden wir heutzutage weder Slups noch Kaperschiffe. Statt mit bewaffneten Crews in mit Kanonen bestückten Schiffen loszusegeln, sind wir heute digital unterwegs oder bedienen uns des etablierten Finanzsystems. Aber wie Sie sehen, bezieht sich der Kaperbrief nicht ausschließlich auf die Seefahrt.«
    Nein, das stimmte.
    »Und er ist auch nicht zeitlich befristet.«
    Davis stand auf und griff nach einer auf einem Wandbord bereitliegenden Schrift mit dem Titel Verfassung der Vereinigten Staaten.
    Hale sah den Titel und sagte: »Artikel eins, Abschnitt acht.«
    Er hatte Davis’ Gedanken gelesen. Dieser suchte die zugrunde liegenden gesetzlichen Bestimmungen und fand sie genau dort, wo Hale es gesagt hatte.
    Der Kongress hat das Recht, Krieg zu erklären, Kaperbriefe auszustellen und Vorschriften über das Prisen- und Beuterecht zu Wasser und zu Land zu erlassen.
    »Kaperbriefe gibt es seit dem 12. Jahrhundert«, bemerkte Hale. »Ihre erste urkundliche Erwähnung geschah 1354 durch Edward III. Die Kaperfahrt galt als ehrenwerter Beruf, der Patriotismus mit Gewinnstreben verband. Im Gegensatz zu den Piraten, die einfach nur Räuber waren.«
    Diese Rationalisierung war interessant.
    »Die Blütezeit der Kaperfahrt währte fünfhundert Jahre«, erzählte Hale. »Francis Drake war einer ihrer berühmtesten Vertreter, er zerstörte im Auftrag Elizabeths I. die spanische Flotte. Europäische Regierungen stellten nicht nur im Krieg, sondern auch in Friedenszeiten regelmäßig Kaperbriefe aus. Die Praxis war so verbreitet, dass die amerikanischen Gründerväter dem Kongress eigens das Recht dazu einräumten, und das Volk stimmte dem bei der Ratifizierung der Verfassung zu. Dieses Dokument hat seit der Gründung Amerikas siebenundzwanzig Zusätze erhalten, aber niemals wurde besagtes Recht beschnitten oder aberkannt.«
    Hale schien seinen Zuhörer nicht so sehr angreifen als überreden zu wollen. Statt seine Argumente herauszudonnern, senkte er die Stimme und zeigte eine konzentrierte Aufmerksamkeit.
    Davis hob die halb geöffnete Hand, um etwas einzuwenden, änderte aber seine Absicht, da der Pragmatismus in ihm die Oberhand gewann. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ein Kaperbrief gewährt seinem Besitzer gesetzlichen Schutz. Unserer ist in dieser

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