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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Kaperfahrt verlegten.
    »Ich dachte, diese Aktion würde das Problem lösen«, sagte Bolton. »Der Vizepräsident hätte uns in Ruhe gelassen.«
    »Du hast keine Ahnung, was passiert wäre, wenn ihr erfolgreich gewesen wärt.« Das musste er einfach sagen.
    »Ich weiß nur eines, Quentin«, erwiderte John Surcouf. »Mir droht das Gefängnis und der Verlust von allem, was meine Familie besitzt. Ich hocke nicht einfach tatenlos da und lasse das geschehen. Auch wenn wir gescheitert sind, war das heute doch eine Botschaft.«
    »Für wen denn? Hast du etwa vor, die Verantwortung für diesen Akt zu übernehmen? Weiß irgendjemand im Weißen Haus, dass ihr drei den Anschlag veranlasst habt? Falls ja, was meint ihr wohl, wie lange es dauert, bis ihr verhaftet werdet?«
    Keiner der drei sagte etwas.
    »Das war Irrsinn«, erklärte er. »Wir befinden uns nicht im Jahr 1865 oder auch nur 1963. Es ist eine neue Welt mit neuen Regeln.«
    Er rief sich in Erinnerung, dass die Familiengeschichte der Surcoufs sich von der der anderen unterschied. Sie hatten als Schiffsbauer begonnen und waren unmittelbar nach der Gründung von Bath durch John Hale nach Carolina eingewandert. Die Surcoufs hatten einen großen Teil des Wachstums von Bath finanziert, da sie ihren Gewinn in die Gemeinschaft reinvestierten. Mehrere von ihnen wurden Gouverneure der Kolonie. Andere fuhren zur See und führten Slups. Der Beginn des 18. Jahrhunderts war das Goldene Zeitalter der Piraterie gewesen, und die Surcoufs sorgten dafür, dass sie ihren Anteil an der Beute bekamen. Schließlich wechselten sie wie andere in di e Legalität und wurden Kaperfahrer. Eine interessante Geschichte stammt vom Beginn des 19. Jahrhunderts, als das Geld der Surcoufs bei der Finanzierung von Napoleons Kriegen half. Ein Surcouf, der damals in Paris lebte und mit dem Kaiser befreundet war, fragte diesen, ob er auf einem seiner Landsitze eine mit französischen Münzen geflieste Terrasse erbauen dürfe. Napoleon verwahrte sich dagegen, da er nicht wollte, dass jemand auf seinem Bildnis herumtrampelte. Daraufhin legte Surcouf die Terrasse mit aufrecht stehenden Münzen aus und löste damit das Problem. Leider gingen spätere Nachfahren der Surcoufs ähnlich unklug mit ihrem Geld um.
    »Schaut mal«, sagte Hale nun mit sanfterer Stimme. »Ich verstehe eure Sorge. Ich teile sie ja. Aber wir stecken zusammen in dieser Sache drin.«
    »Sie haben meine sämtlichen Kontounterlagen«, knurrte Cogburn. »All meine Schweizer Banken sind eingeknickt.«
    »Meine auch«, fügte Bolton hinzu.
    Insgesamt lagen mehrere Milliarden Dollar auf Konten in Übersee, und bisher hatten sie keinen Cent Einkommensteuer dafür bezahlt. Jetzt war jeder von ihnen durch einen Brief der Staatsanwaltschaft in Kenntnis gesetzt worden, dass er das Objekt eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens war. Hale nahm an, dass man sich für vier getrennte Ermittlungsverfahren entschieden hatte – statt eines einzigen –, um sie gegeneinander auszuspielen und ihre Mittel rascher zu erschöpfen.
    Aber die Staatsanwaltschaft unterschätzte die Macht der Artikel.
    Die Wurzeln des Commonwealth lagen mitten in der Piratengesellschaft. Die Piraten waren gewiss ein wilder, rücksichtsloser, räuberischer Haufen gewesen, aber doch einer mit Regeln. Piratengemeinschaften waren einer Ordnung gefolgt, sie waren auf Profit und gemeinsamen Gewinn ausgerichtet gewesen und hatten als Gruppe gehandelt. Sie waren klug genug gewesen, sich an das zu halten, was Adam Smith angemerkt hatte: Wenn es eine Gesellschaft zwischen Räubern und Mördern gibt, so müssen sie sich wenigstens des Raubens und Mordens untereinander enthalten.
    Und das taten die Piraten.
    Es wurde zur Gewohnheit, zur sogenannten Custom of the Coast vor jeder Fahrt Artikel aufzusetzen, in denen die Verhaltensregeln und etwaigen Strafen festgelegt und die Beuteanteile zwischen den Offizieren und der Mannschaft festgehalten wurden. Jeder schwor auf eine Bibel, die Artikel zu befolgen. Einen großen Schluck mit Schwarzpulver vermischten Rums trinkend, unterschrieben sie entlang der Ränder des Dokuments, niemals aber unter der letzten Zeile. Das zeigte, dass keiner, nicht einmal der Kapitän, größer war als das Ganze. Für die Annahme der Artikel war Einstimmigkeit erforderlich, und dem, der nicht einverstanden war, stand es frei, sich anderswo zufriedenstellendere Bedingungen zu suchen. Wenn mehrere Schiffe sich zusammenschlossen, wurden für diese Partnerschaft

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