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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Seitentisch lag die Verschlüsselungswalze. Sie war etwa fünfundvierzig Zentimeter lang. Ihre Holzscheiben mit den eingeschnittenen Buchstaben hatten einen Durchmesser von ungefähr fünfzehn Zentimetern und ruhten unter einer Glasglocke. Der Führer verbreitete sich darüber, dass Jefferson einen großen Teil der Vormittage und Spätnachmittage lesend und Briefe schreibend in seinem Studierzimmer verbracht habe, umgeben von seinen Büchern und wissenschaftlichen Geräten. Hier erhielten nur Menschen Zutritt, die dem ehemaligen Präsidenten nahestanden. Wyatt rief sich in Erinnerung, was er im Besucherzentrum über Glastüren, Offenheit und das Fehlen von Geheimnissen gelesen hatte, und begriff, dass das alles eine Illusion gewesen war. Tatsächlich gab es viele private Rückzugsorte in diesem Haus, insbesondere hier im Südflügel.
    Und das kam ihm sehr gelegen.
    Die Führung wurde mit Jeffersons Schlafzimmer fortgesetzt, das mit mindestens sechs Metern die doppelte Raumhöhe hatte und von einem Oberlicht gekrönt war. Es war durch ein Alkovenbett mit dem Studierzimmer verbunden. Hinter dem Schlafzimmer kam der große Salon, der in der Mitte des Erdgeschosses lag und dessen Fenster und Türen auf den hinteren Garten hinausgingen und zum Westportikus führten. Der Führer schloss pflichtbewusst die Schlafzimmertür, nachdem der letzte Besucher in den Salon getreten war. Ölgemälde beherrsc hten die cremeweißen Wände. Karminrote Vorhänge schmückten die hohen Fenster; englische, französische und amerikanische Möbel standen dicht beieinander.
    Wyatt griff in seine Tasche und holte eine Blendgranate heraus. Unauffällig zog er den Zünder, bückte sich, während der Führer die Kunstwerke an den Wänden erläuterte und über Jeffersons Bewunderung für John Locke, Isaac Newton und Francis Bacon sprach, und rollte das Wurfgeschoss über den Holzboden.
    Eins, zwei, drei.
    Er schloss die Augen, als ein Ausbruch von Licht und Rauch den Raum erfüllte.
    Er hielt bereits eine zweite Überraschung parat. Also riss er am Zünder, warf das Blendmittel auf den Boden und packte auf dem Rückweg ins Schlafzimmer gerade den Türgriff, als eine weitere Lichtexplosion im Salon Angst und Schrecken verbreitete.
    Malone fuhr mit dem Museumsdirektor über die zweispurige Straße, die sich den Berg hinaufwand. Der Verkehr floss nur in eine Richtung, führte auf dem Gipfel um das Haus herum und schlängelte sich dann an Jeffersons Grab vorbei wieder zum Besucherzentrum hinunter.
    »Wir hatten Glück, dass wir die Walze zurückbekommen konnten«, erzählte der Direktor. »Nach Jeffersons Tod wurde fast alles, was er besessen hatte, verkauft, um seine Gläubiger zu befriedigen, wie Sie ja möglicherweise schon wissen. Die Walze erstand damals Robert Patterson, der Sohn eines langjährigen Freundes Jeffersons. Der Vater hatte Jefferson bei der Anfertigung geholfen, weshalb sie einen emotionalen Wert für den Sohn besaß. Der ältere Patterson und Jefferson interessierten sich beide für Verschlüsselungstechniken.«
    Malone stellte die Verbindung zu dem her, was Daniels ihm berichtet hatte. Robert Patterson junior hatte für die Regierung gearbeitet und Andrew Jackson den Code seines Vaters verraten. Anscheinend hatte er ebenfalls vorgeschlagen, die Walze in den Entschlüsselungsprozess einzubeziehen. Da es auf der Welt nur eine einzige Walze gab, die sich in Pattersons Besitz befand, wiegte Old Hickory sich wahrscheinlich in der Überzeugung, dass das Commonwealth die Geheimschrift niemals entschlüsseln würde.
    »Jefferson hat 1802 aufgehört, die Walze zu benutzen«, erzählte der Direktor. »Sie wurde 1890 von einem französischen Regierungsbeamten kopiert und eine Zeitlang verwendet. Während des Ersten Weltkriegs griffen die Amerikaner erneut darauf zurück und benutzten sie bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs zum Verschlüsseln von Nachrichten.«
    Sie bogen um eine Kurve und kamen zu einem kleinen asphaltierten Parkplatz, auf dem keine Wagen standen. Einer der Shuttlebusse rollte gerade davon weg, nachdem er weitere Besucher abgeladen hatte. Der Haupteingang des Hauses lag etwa dreißig Meter entfernt.
    »Schön, dass mich der Chef persönlich begleitet«, sagte Malone. »So bekomme ich viel mehr mit.«
    »Schließlich kommt es nicht jeden Tag vor, dass der Stabschef des Weißen Hauses und der Chef des Secret Service per Konferenzschaltung mit einem telefonieren.«
    Der Direktor stellte den Motor ab.
    Malone stieg in den

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