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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Sicht ihrer Leute einfach verschwunden.«
    Natürlich war Andrea Carbonell nicht in diesen Kreis von Ahnungslosen eingeschlossen. Was ihm den zweiten Verräter in Erinnerung rief. Wenn es diesen Menschen wirklich gab, mochte er durchaus über Stephanie Nelles Anwesenheit Bescheid wissen. Aber falls das der Fall war, warum hatte dann noch niemand versucht, sie zu retten?
    Die Antwort auf diese Frage beruhigte ihn.
    Surcouf zeigte auf das Aufnahmegerät. »Du könntest recht haben, Quentin. Daniels möchte vielleicht wirklich nicht, dass das an die Öffentlichkeit gelangt.«
    »Und der Preis für unser Schweigen ist nicht übertrieben«, gab Hale zurück. »Wir wollen einfach nur, dass die amerikanische Regierung ihr Wort hält.«
    »Es kann allerdings sein, dass es Daniels scheißegal ist«, meinte Bolton. »Vielleicht sagt er dir wie bei deiner letzten Betteltour, dass du dir das in den Hintern stecken kannst.«
    Hale nahm ihm die Bemerkung übel, aber da war noch etwas anderes, was erwähnt werden musste. »Ist euch aufgefallen, dass in dem abgehörten Gespräch etwas gefehlt hat?«
    »Durchaus«, antwortete Cogburn. »Es ist kein Name gefallen. Wer ist der Mann, mit dem die First Lady zugange ist?«
    Hale lächelte. »Nun, genau das macht die Sache so interessant.«
    Wyatt betrat Monticello mit der ersten geführten Gruppe des Tages. Er hatte erfahren, dass die Besucher zu je dreißig zusammengefasst und von einem Führer begleitet wurden, der ihnen die Räume erklärte und Fragen beantwortete. Er bemerkte, dass die Führer überwiegend älter waren, wahrscheinlich ehrenamtlich tätig, und dass die Gruppen zusammenblieben und einander im Abstand von fünf Minuten folgten.
    Er stand unmittelbar hinter dem Ostportikus in einem Raum, den der Führer das Eingangsfoyer nannte. Die geräumige zweigeschossige Halle hatte etwas Museales – und das war, wie der Führer erklärte, auch Jeffersons Absicht gewesen, als er Landkarten, Geweihe, Skulpturen, Gemälde und Artefakte zur Schau stellte. Das Obergeschoss war hinter einem halboktogonalen Balkon zu sehen, der durch eine Brüstung aus schmalen, eng stehenden Balustern mit einem Mahagonihandlauf geschützt war. Die allgemeine Aufmerksamkeit galt Jeffersons zweiseitiger Uhr, die die Uhrzeit und den Wochentag anzeigte und deren kanonenkugelgroße Gewichte durch Öffnungen im Boden in den Keller hinunterhingen. Wyatt schützte Interesse an zwei Gemälden alter Meister und den Büsten von Voltaire, Turgot und Alexander Hamilton vor und studierte dabei die Räumlichkeiten.
    Sie gingen in ein Wohnzimmer weiter, das neben der Eingangshalle lag.
    Jeffersons Tochter Martha und ihre Familie hatten den beengten Raum als ihre private Wohnung genutzt. Wyatt zog sich in eine Ecke zurück, damit die Gruppe den nächsten Raum vor ihm betreten konnte. Ihm fiel auf, dass der Führer immer wartete und die Tür des vorangegangenen Raums schloss, bevor er sich im nächsten Zimmer wieder an die Gruppe wandte. Wyatt nahm an, dass man das so hielt, damit die folgende Gruppe bei der Besichtigung nicht gestört wurde.
    »Dies hier ist Jeffersons sanctum sanctorum. Sein ganz ihm selbst vorbehaltenes Zimmer«, erklärte der Führer in dem neuen Raum.
    Wyatt betrachtete die Bibliothek.
    An vielen der Wände ragten noch Regale auf. In Jeffersons Zeit, erklärte der Führer, hätten diese aus aufeinandergestapelten Kiefernholzkisten bestanden, in denen die Bücher lagen – zuunterst die Folianten, darüber die Quartformate, Oktav-, Duodez- und zuoberst die kleinsten Formate. Insgesamt waren es zur besten Zeit annähernd sechstausendsiebenhundert Bände gewesen, die schließlich alle an die Vereinigten Staaten verkauft worden waren. Nachdem die Briten das Kapitol 1814 niedergebrannt und dabei die erste Büchersammlung der Nation zerstört hatten, hatten Jeffersons Bände die Library of Congress gebildet. Hohe Fenster, die sich wie Türen öffneten, führten auf eine durch Lamellenwände geschützte Terrasse und in einen Wintergarten hinaus.
    Wyatts Aufmerksamkeit galt jedoch der anderen Seite des Raums.
    Dort lag ein von Fenstern gesäumtes Halboktogon.
    Der Führer nannte diesen Raum das Studierzimmer.
    Wyatt erblickte einen Schreibtisch, einen drehbaren Ledersessel, eine astronomische Uhr und Jeffersons berühmten Polygraphen, mit dem man Briefe bei der Abfassung vervielfältigen konnte. Vor einem der Fenster stand ein Zeichentisch. Zwischen einer Vielzahl wissenschaftlicher Geräte auf einem

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