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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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war, dass sich eine weitere geführte Gruppe vom Wohnzimmer in die Bibliothek und von dort ins Studierzimmer bewegte. Leichtfüßig ging er über die hölzernen Bodendielen zum Bett. Die Erläuterungen des Führers, dass Jefferson immer aufgestanden war, sobald er die Zeiger einer Obeliskenuhr erkennen konnte, die dem Bett gegenüberstand, hafteten noch in seinem Gedächtnis. Eine karminrote seidene Tagesdecke – genäht nach Jeffersons Anweisungen, wie der Führer erklärt hatte – bedeckte die Matratze, die eine Nische zwischen dem Schlafzimmer und dem Studierzimmer ausfüllte. Er krabbelte aufs Bett, spähte vorsichtig um die Ecke und entdeckte etwa sieben Meter entfernt durch Türbogen Menschen in der Bibliothek. Der Führer schien die ungewöhnliche Situation einzuschätzen und bat alle, trotz der Schreie, die von der anderen Seite des Hauses herüberdrangen, ruhig zu bleiben.
    Wyatt warf eine Blendgranate in ihre Richtung und riss den Kopf im selben Moment zurück, in dem der Blitz aufleuchtete und der Rauch hochquoll.
    Angst breitete sich aus, Schreie ertönten.
    »Hier entlang«, hörte Wyatt eine Stimme, die den Aufruhr übertönte.
    Er blickte zurück und sah, wie der Führer die Gruppe aus dem Rauch heraus und durch die Lamellentüren in den benachbarten Wintergarten mit seiner frischen Luft führte.
    Wyatt wandte seine Aufmerksamkeit der Verschlüsselungswalze zu.
    Diese lag nur einen halben Meter entfernt.
    Malone stand in Monticellos zweigeschossiger Eingangshalle. Rauch quoll auf der gegenüberliegenden Seite aus offenen Glastüren, und lautes Geschrei zu seiner Linken ließ erkennen, dass dort gerade etwas vorgefallen war.
    Der Museumsdirektor stand neben ihm.
    Kurz zuvor war eine Menschenmenge aufgeregt schreiend und die Augen voll Furcht durch die Haupttür hinter ihm geflohen.
    »Was liegt dort?«, fragte er und deutete nach links, wo der Aufruhr sich jetzt konzentrierte.
    »Jeffersons Privaträume. Die Bibliothek, sein Studierzimmer und sein Schlafzimmer.«
    »Wird dort auch die Walze ausgestellt?«
    Der Mann nickte.
    Malone nahm seine Pistole zur Hand. »Gehen Sie raus. Und lassen Sie niemanden herein.«
    Malone begriff, dass es gar keine Bombe gegeben hatte. Der Blitz war wirkungslos verpufft. Ein Ablenkungsmanöver. Er hatte dasselbe schwirrende Geräusch gehört wie gestern Abend, als der Angriff auf die Männer mit den Nachtsichtbrillen stattgefunden hatte.
    Wer zum Teufel war hier?
    Wyatt zog die Nylonreisetasche, die er mitgebracht hatte, aus der Hosentasche. Die Walze war größer, als er erwartet hatte, aber nicht zu schwer für die dünne Tasche. Er musste vorsichtig sein, da die Holzscheiben zerbrechlich wirkten. Angesichts ihres Alters von über zweihundert Jahren war das mehr als verständlich.
    Er krabbelte vom Bett ins Studierzimmer, hob die Glasglocke hoch und holte die auf einer Achse steckenden Scheiben heraus. Vorsichtig legte er die Walze in die Nylontasche. Dann nahm er noch zwei lose Scheiben, die getrennt ausgestellt worden waren, und tat sie ebenfalls in die Tasche. Er würde das Bündel auf dem Arm tragen und an die Brust drücken müssen, damit es nicht beschädigt wurde.
    Er schätzte das Gewicht.
    Etwa zweieinhalb Kilo.
    Kein Problem.
    Malone kam durch ein Zimmer mit blassgrünen Wänden und einem Kamin. Ein Schild kennzeichnete es als Südliches Quadratzimmer. Über einem weißen Kaminsims hing das Porträt einer Dame. Eine zweite Tür führte in einen Raum, der Malone aus seiner Lektüre als Jeffersons sanctum sanctorum bekannt war und der die komplette Südseite des Gebäudes einnahm.
    Seine Pistole in der Hand, öffnete er die Tür und sah sich einer Wand aus Rauch gegenüber.
    Er starrte durch den Nebel und erkannte durch die Terrassentüren des Raums, die auf eine sonnenhelle Veranda voller Topfpflanzen hinausführten, die Umrisse von Menschen. Er holte tief Luft und stürzte sich in den Rauch. Dabei hielt er sich dicht an der Wand und suchte Deckung hinter einem hölzernen Kabinettschrank. Links vor ihm erhoben sich schmale Regalwände, auf denen ledergebundene Bücher standen. Bogen trugen die Decke und führten zum hinteren Teil des Raums, wo Malone in einer halboktogonalen Nische einen Mann erblickte, der die Walze in eine Tasche steckte.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das Gesicht.
    Es war ihm bekannt.
    Und alles ergab plötzlich einen Sinn.
    Wyatt erhaschte durch den Nebel hindurch eine Bewegung: Jemand hatte die Bibliothek von der anderen Seite her

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