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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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durch die Gassen. Die damalige Verbauung der Ufergegend war nun freilich lange noch nicht so vollständig, wie es in den nächsten zwei Jahrzehnten wurde. Aber es gab schon Straßenzüge mit – damals eben – neuen Häusern. Sie zeigen heute noch, sofern man die Fassaden nicht geändert hat, recht grausliche Zierrate.
    Die ,Hauptallee‘ im Prater läuft zwischen ihren Kastanienbäumen pfeilgerade vom Praterstern bis zum sogenannten ,Lusthaus‘: ein lang ausgezogenes Perspektiv, ein optischer Kanonenschuss in’s Weite. Chwostik kannte Harriet Clayton damals noch nicht. Die rötlichen Brocken der Gerberlohe spritzten. Die Dame ritt vorüber. Er hatte kaum aufgesehen. Rechts zog sich eine breite Wasserfläche zwischen die alten und schwindelnd hohen Bäume des Auwalds hinein. Hier hätte Chwostik nun seinerseits den Morgenspaziergang nobilitieren können, wenn schon nicht kavalleristisch, so doch nautisch. Aber der Bootsmann schlief freilich noch. Die bunten Schiffchen lagen gereiht am leeren Stege. Eine leichte Milchigkeit verschleierte die Morgenluft. Sättigung an Gerüchen: links der Allee entließ der hier versumpfende Wasserarm kühlen Dunst; auf den Reitbahnen lag die Gerberlohe; allenthalben in der Luft aber stand noch der Aushauch von so vielem wuchernden Gewächs während einer ganzen Sommernacht. Schon legte sich auf die weithin gedehnten Wiesen des Tages Sonnenlast und wuchs zu getürmter Hitze.
    Trat man in die Mitte der breiten Fahrbahn, dann sah man mit dem perspektivischen Schuss ganz am Ende den gelben Fleck des ,Lusthauses‘.
    Ein Barock-Pavillon. Er enthielt zahllose schwatzende Papageien. Vielleicht stammten auch sie noch aus dem vorigen Jahrhundert.
    Später ist es ein Café-Restaurant geworden und auch geblieben bis auf den heutigen Tag.
    Die Wasserfläche entfernte sich von der Allee; es gab unweit von dieser dann rechter Hand noch einen flachen ausgedehnten Tümpel zwischen den alten Aubäumen. Chwostik trat dort gern an den halb sandigen, halb sumpfigen Rand. Am Morgen stachen die Schnaken nicht. Die hochgekuppelten Kronen weithin, der kühle Aushauch glitzernden Wassers, die Wendung eines Wegs zwischen dichte Gebüsche hinein, wo noch die Frische der Nacht liegen mochte: dies alles hielt blaue Schattigkeit fest bei hoch heraufgekommenem Tage und dämpfte hier noch mit milchigem Dunst die sich sammelnde Wärme.
    M an sieht, er war recht allein, unser säuerlicher Maschinschlips. Auch sonst wenig Umgang. Milo. Chwostik fühlte es freilich, daß Milo ihn gern hatte und freute sich jedesmal, ihn zu sehen. Die wiederkehrenden Ermahnungen wegen Finy, Feverl und den Engländern waren dem Chwostik nicht eigentlich lästig; und er war weit entfernt davon, den Andreas etwa deshalb zu scheuen. Auch zeigte er keinerlei Verstocktheit. Er verhielt sich nur säuerlich-passiv. Es gab übrigens bald auch privaten Umgang mit den Bureau-Kollegen bei Clayton & Powers; mit dem oder jener etwa. Hier war bemerkenswerterweise niemand, den irgendwer nicht mochte. Durch die nur von Milohnić getroffene Auswahl des Personales zeigte jenes eine physiognomische Gemeinsamkeit, die wechselseitige Sympathien hervorbrachte. Für die Firma bildete dies eine Art von latentem aber ständig wirksamem Vorteil.
    Des Chwostik Morgen-Spaziergänge erstreckten sich, wie schon erwähnt wurde, nicht nur durch die Wiesenpläne und Buschwälder im Prater, sondern auch durch die Gassen, teils weithin durch die Gassen, teils hier in der Nähe. Eine lange, schon großenteils verbaute Zeile lief ein Stück fast parallel mit dem Flusse, der hier allerdings einen weiten und flachen Bogen schlug. Chwostik sah das blasse Morgenlicht an die gestreckte weißgekalkte Häuserfront gelehnt und einzelne hochgelegene Fenster von der Morgensonne bereits leuchtend angesprochen. Freilich, nicht jeder Morgen war klar. Zudem gab es schattige Fenster. In solchen stand und lag auch jetzt im Sommer dies und das zur Aufbewahrung. Etwa Milchflaschen. Chwostik kannte das Fenster eines Zimmers im ersten Stock des Eckhauses, wo er im Vorbeigehen manchen Wechsel zu beobachten vermochte (später einmal im Jahr, am 6. Dezember, dem St. Nikolaustage, standen kleine Schuhe auf dem Fensterkissen, in welche offenbar der Beschützer aller braven Kinder was Gutes hineingetan hatte, es sah oben mit rotem gekrausten Seidenpapier heraus; um diese Zeit endeten Chwostik’s Morgenspaziergänge gänzlich; er machte nur mehr nach acht Uhr einen kleinen Umweg auf dem Gange

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