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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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stieg hinab, nachdem sie sorgfältig zugesperrt hatte.
    Begreiflich, daß die ganze Sache in ihr noch einmal aufgejagt wurde, als sie las, der Okrogelnik sei kaltgemacht worden, und als ihr Chwostik dann obendrein das Kastl schenkte. Alsbald war sie wieder in Aktion versetzt. Sie trug das Ding hinab, und die Marmorplatte gesondert, es war auch ohne diese schwer genug. Da Herr Wenidoppler sich auf seiner Zeitungs-Expedition befand, blieb die Mizzi unbehindert. Gegen den Hof zu hatte sie eine Kammer, die für alles erdenkliche Gerümpel diente. Hier gab es auch die Werkzeuge. Sie stellte das Kastl hinein und ging noch einmal zum Eingang, um sich zu vergewissern, daß dieser gut verschlossen sei. Dann trat sie vor ihr Objekt. Sie öffnete zunächst das Türchen und konnte nun sehen, daß der untere Raum einst durch ein Querbrett geteilt gewesen war, das man später herausgenommen hatte; die Leistchen, welche es einst trugen, waren noch vorhanden. Jetzt zog sie die kleine Lade ganz heraus und betrachtete diese von allen Seiten. Aus dem Inneren des Möbelstückes kam irgendein schwacher aber nicht angenehmer ätherischer Geruch, wie von einem Parfum oder Medicament, vielleicht war etwas derartiges hier aufbewahrt worden. Mizzi stellte die Lade beiseite. Danach erst fiel ihr auf, daß sie trotzdem nicht durch die Laden-Öffnung in die untere Abteilung des Kästchens sehen oder greifen konnte, wie dies sonst bei solchen Nachtkastln gewöhnlich ist. Die Laden-Öffnung war nach unten durch eine Platte abgeschlossen. Mizzi fühlte hinein und bemerkte dabei auch, daß die kleine Lade auf Leistchen lief, wie gewöhnlich; unter diesen war dann ein Brett angebracht, das die beiden Abteilungen trennte. Sie drückte drauf; erst schwach, dann kräftiger. Aber sie brauchte nicht lange zu drücken: es krachte schon, und dann fiel das Brettchen polternd herab und lag im Innern des Möbels. Die Wenidoppler bückte sich, nahm das Brett heraus und spähte in’s Innere. Hier war nichts. Und auch oben war nichts. Jetzt konnte durch den Ladenraum hindurchgegriffen werden. „Schmähtandler, alter!“ rief die Mizzi dem Okrogelnik in’s Jenseits nach.
    Sie schob die Lade wieder ein, warf das Türchen mit der Fußspitze zu und ging in die Küche, mit dem kleinen Brett in der Hand, das sie neben den Herd zum Feuerholz warf. Dies alles geschah unter weiteren raunenden kleinen Nachrufen für den Okrogelnik, dessen sotane Exsequien man nicht eben als pietätvoll wird bezeichnen können. Es war Zeit zum Kochen. Das trockene Brettl schien zum Anfeuern geeignet. Sie zog’s wieder herbei und nahm die Hacke. Eben als sie das Ding in der Mitte spalten wollte, sah sie, daß etwas mit Drahtstiften daraufgenagelt war, wie ein Flicken, von dünnem Fournierholz. Die eingeschobene Schärfe des Küchenbeiles sprengte das sogleich ab und im nächsten Augenblicke waren Mizzi’s nackte Waden und die Pantoffel, in welchen ihre Füße steckten, umflattert von Papieren, die sie verhältnismäßig spät und beinahe widerwillig als große Banknoten erkannte.
    Nun freilich legte sie die Axt rasch beiseite und ging in die Knie (vielleicht sogar in übertragener Bedeutung). Das Schimpfen auf Okrogelnik hörte darum noch nicht auf, und weil einer der Scheine unter die Anrichte entschwebt war, mußte er sich einen weiteren „Schmähtandler!“ in’s Jenseits nachwerfen lassen (bei hochgestrecktem Hinterteil der Wenidoppler, die mit einem kleinen Kehrbesen herumangelte). Als alles geglättet auf dem Tische lag, waren es fünfhundert Gulden, also für jene Zeit schon fast so etwas wie ein kleines Heiratsgut. Das also war des Schmähtandlers ,Gold‘. Ein Renommierer. Bei näherem Zusehen war’s der Mizzi fast lieber so. Sie mußte nicht erst irgendwohin gehen, um es einzuwechseln. Es war bares Geld.
    Von da an wollte die Wenidoppler das Nachtkastl los werden. Sie hätte es ja zerschlagen und verheizen können. Aber, abgesehen davon, daß dieses massive Ding auseinander zu kriegen einige Arbeit kosten würde, fürchtete sie Umstände, Fragen des Gatten, was diese Möbeltrümmer da beim Herd zu bedeuten hätten, oder Einwände, daß man doch darin dies oder jenes hätte aufbewahren können ... sie ärgerte sich schon jetzt. Bei einem Trödler jedoch oder im Pfandhause war das schäbige Ding kaum mehr anzubringen. Es ist, für’s erste, garnicht so leicht, ein Nachtkastl los zu werden (man versuche es). Die Wenidoppler aber wollte das nun einmal unbedingt. Vielleicht

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