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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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wo einst die ,nursery‘ gewesen, wohnte bereits, seit dem Beginn des Schuljahres im Herbst, jener Augustus Cunish aus Montreal, doch war er jetzt nicht anwesend, sondern bei einem Klassenkameraden namens Hofmock.) Nur an der Joly-Treppe leuchtete eine schwache elektrische Birne, die in einem muschelförmigen Gehäuse saß. Hätte jemand die beiden Herren jetzt sehen können, die aus einander genau gegenüber liegenden Zimmern im Abendanzug auf die Galerie traten, zur Treppe gingen und nebeneinander in die Halle hinunter stiegen: er hätte vielleicht den unheimlichen Eindruck einer vollkommenen Doppelung gehabt. So sehr glichen Vater und Sohn einander. Clayton bros. saßen unter einer jener hochstieligen Lampen in Fauteuils nieder, und alsbald brachte der Diener ein Tablett. Jedoch wurde der Whisky-Soda nicht mehr verkehrt eingeschenkt. Hier war die Tradition abgerissen.
    Auch unter der Einfahrt war es so. Hier stand keine Kutsche mehr, sondern ein langer Knight-Minerva, dessen Räder viele dünne Speichen von Stahl hatten. Der Wagen konnte fast lautlos fahren, mit nur schwachem Summen. Am Steuer saß der Chauffeur und wartete. Der alte Kutscher – jener, der Harriet’s letzte Krankheit als ,Auszehrung‘ bezeichnet hatte – war nur mehr Hausmeister und Gärtner. Wenn Robert ihn sah, mußte er an den Gärtner in Pompe-House denken, obwohl der seine hier in Wien weder klein und säbelbeinig war, noch eine alte Cricketmütze zu tragen pflegte. Aber irgendeine Verwandtschaft bestand. Wenn man durch den Hof des Gärtnerhauses ging, links von der Einfahrt, sommers an Blattpflanzen vorbei, die immer in großen Blumentöpfen auf dem buckligen Pflaster standen, dann trat man in eine ähnliche Stille, wie sie um Pompe-House zu liegen pflegte. Nur war zu Wien ihr Radius kleiner. Sie reichte nicht über diesen Hof hinaus. Der Hausmeister in Wien war verwitwet. Wie er eigentlich hieß, ist in Vergessenheit geraten. Wir erfinden für ihn den Namen Broubek. So sah er aus.
    Das Vorzimmer, in welchem Clayton bros. jetzt vom Diener in die Mäntel geholfen wurde, war eng und kahl. Es mußte für jedermann, der dieses Haus nicht kannte, eine Überraschung bedeuten, von hier in die weite Halle mit der Joly-Treppe zu treten.
    In der Einfahrt warf die von allzuviel schmiedeeisernen Ornamenten behinderte Lampe unter dem Gewölbe einen, im Verhältnis zu ihrer dekorativen Größe, nur geringen Schein auf den Wagen und die Torstufen herab.
    Es war nicht kalt, aber frisch. In dieser Frische stand noch ein letzter Ton des verwichenen Herbstes, und wie erstarrt; es war der Hauch von Kastanien – und Ahornblättern, die, längst schwarz geworden, am Boden lagen.
    Der Wagen glitt bald über die Brücke. Die Duplizität von Vater und Sohn, wie sie da nebeneinander saßen, könnte befremdend oder gar lächerlich wirken, weil man sich die beiden jetzt allzuleicht so vorstellt, als säßen sie wie nebeneinander in den Wagen gesteckte Puppen aufrecht und steif hinter dem Chauffeur. Aber so war es ja nicht. Jeder lag in seiner Ecke, Robert rechts, Donald links. Sie schwiegen. Es fiel ihnen leicht, miteinander zu schweigen. Es fiel ihnen garnichts anderes ein, und sie fühlten sich wohl dabei. Robert hatte frühere Versuche, mit Donald zu sprechen (ähnliche Versuche, wie sie dessen Großvater gemacht hatte), längst aufgegeben.
    In den Salons der Industriellenfamilie Harbach in der Reichsratstraße hinter der neuen Universität konnte man fast allenthalben eine der zahlreichen, pferdemäßig großen und langen Töchter des Hauses – alle waren hochblond – herumstehen sehen, Gäste empfangend und begrüßend. Doch setzte man sich bald nieder. Damals wurden die außerberuflichen utilitären Zusammenkünfte der Menschen noch nicht stehend abgemacht, wie auf der Börse, schon aus dem einfachen Grunde, weil nur solche Leute Gesellschaften gaben, die dazu genug Räume und Sitzmöbel hatten. Die Harbach-Töchter konnten von nur wenigen Männern überragt werden; und damit hing es wohl zusammen, daß sie ebenso langbeinige Freundinnen hatten; gemeinsames Unglück verbindet. Das Beisammenstehen solcher unnötig nach oben erstreckter Weiblichkeiten hat, besonders wenn sie, in der damals wie heute üblichen Weise, alle mehr oder weniger gleichzeitig reden, etwas seltsam Törichtes an sich: der erste Anblick schon drängt uns das auf, wir werden davon schlagartig überzeugt. Vom Sprechen zu schweigen.
    Es waren fünf Töchter im Hause Harbach. Zwischen der

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