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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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erreichen will, schon.“
    „Und was willst du erreichen?“
    Er blieb stehen und sah sie an. „Das fragst du noch?“
    Hedi wich seinem Blick aus und ging rasch weiter. Ihr wurde unbehaglich zumute. Meinte er es etwa ernst? Ach was! Er war ein typischer Frauenheld, und eine Odenwälder Mühlenbesitzerin fehlte ihm in seiner Sammlung wahrscheinlich noch. Sie schlüpfte zwischen Brombeerranken und Schlehdorn hindurch und folgte dem grasbewachsenen Pfad zum Teich. Auf einem verwitterten Baumstamm ließ sie sich nieder und schaute aufs Wasser, in dem weiße Seerosen blühten. Über ihr raschelten die Blätter der Birken im Wind. Es roch nach Kamille und Klee.
    Wolfgang setzte sich neben sie. „Schön hier.“
    Hedi zeigte zum Ufer. „Als Kind habe ich mich im Schilf versteckt und Frösche gefangen.“
    „Normalerweise spielen kleine Mädchen mit Puppen, oder?“
    „Ich war eben kein normales Mädchen.“
    Er berührte ihr Haar. „Verrätst du mir, was es mit deinen Zöpfen und der Nagelschere auf sich hatte?“
    „Nicht der Rede wert: Ruck, zuck, und ab waren sie.“
    Er lächelte. „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.“
    „Wie vielen Frauen sagst du das pro Tag?“
    Er nahm seine Hand weg. „Was denkst du von mir!“
    Hedi zuckte die Schultern. „Ich frage mich, was der anspruchsvolle und umschwärmte Großstadt-Galerist Bernsdorf an einem Abkömmling der diebischen Müllerszunft Besonderes findet.“
    „Ich habe noch nie eine Frau getroffen, die Frösche fängt und sich ihre Haare mit der Nagelschere schneidet.“
    „Seit ich volljährig bin, gehe ich zum Friseur. Außerdem habe ich einen Mann und zwei Kinder.“
    „Deine Kinder sind fast erwachsen, und dein Mann ist ein Dummkopf, wenn er dich allein hier draußen wohnen lässt.“
    Hedi stand auf. „Es ist besser, wir gehen zurück.“
    Wolfgang stellte sich ihr in den Weg. „Wovor hast du Angst?“
    „Wir hatten einen netten Abend. Dabei sollten wir es bewenden lassen.“
    „Wie lange lebt ihr schon getrennt?“
    „Ich weiß nicht, was das jetzt für eine Rolle spielt.“
    Er nahm ihre Hand und küsste sie. „Ich kann ziemlich hartnäckig sein.“
    Sie zog die Hand weg. „Ich auch.“
    „Das macht das Ganze umso spannender, oder?“
    Hedi ließ ihn stehen und ging zurück. Bei den Brombeeren holte er sie ein. „Sag mir, dass du nichts für mich empfindest, und ich verschwinde auf der Stelle!“
    Sie wich seinem Blick aus. In den Dornenranken wippte ein Zaunkönig. „So einfach, wie du glaubst, ist das alles nicht.“
    „Soll das etwa die Antwort auf meine Frage sein?“
    Sie sah ihn an. „Ich finde dich recht nett. Zufrieden?“
    Er grinste. „Nein.“
    „Du wolltest eine ehrliche Antwort.“
    „Eben.“
    „Wolfgang, bitte! Das führt doch zu nichts.“
    „Am Wochenende fliege ich zu einer Vernissage nach New York, danach besuche ich Geschäftsfreunde in Buenos Aires, Mailand und Paris. Darf ich dich anrufen, sobald ich wieder in München bin? Vielleicht ist bis dahin auch Dr. Siebmann zurück.“
    „Äh ... wer?“
    Er lachte. „Schon vergessen? Der potenzielle Interessent für Viviennes Decollagen.“
    „Ich kann dir nicht garantieren ...“
    „Es wäre mehr als dumm, sein Angebot auszuschlagen.“
    „Noch hat er keins gemacht.“
    „Ich werde ihn schon zu überzeugen wissen. Genauso wie dich.“
    Als sie zur Mühle zurückkamen, begutachtete Uwe interessiert Wolfgangs Ferrari. Dominique stand lustlos daneben. Hedi stellte sie einander vor; die abschätzenden Blicke ihrer Tochter machten sie verlegen.
    „Klasse Wagen“, sagte Uwe.
    „Fünfhundertfünfzig Maranello“, sagte Wolfgang. „Zwölf Zylinder, achtundvierzig Ventile, vierhundertfünfundachtzig PS.“
    „Wahnsinn!“
    Wolfgang lächelte. „In vier Komma vier Sekunden von null auf hundert, Höchstgeschwindigkeit dreihundertzwanzig Kilometer pro Stunde. Hinten und vorn doppelte Dreiecksquerlenker, elektronisch geregelte Stoßdämpfer ...“
    „... die untauglich für Schotterwege zu alten Wassermühlen sind.“ Hedi gab Wolfgang die Hand. „Sei mir nicht böse, aber ich habe noch ein bisschen was zu arbeiten.“
    „Fahren Sie zufällig in Richtung Hassbach?“, fragte Uwe mit glänzenden Augen.
    Wolfgang nickte. „Wenn du willst, nehme ich dich gern ein Stückchen mit.“
    „Klar!“
    Dominique verzog das Gesicht. „Du hattest mir versprochen ...“
    „Ich komme nachher mit meiner Mutter wieder her.“
    „Manchmal verstehe ich ihn wirklich

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