Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
Vom Netzwerk:
nicht“, sagte Dominique beleidigt, als der Ferrari vom Hof fuhr.
    „Daran wirst du dich gewöhnen müssen“, erwiderte Hedi lächelnd.
    Sie ging ins Haus zurück, aber was sie auch anfing: Sie war nicht bei der Sache.
    Beim Abendessen war sie zerstreut, und in der Nacht fand sie keinen Schlaf. Irgendwann träumte sie, dass Klaus und Wolfgang sich vor dem Pfauenhaus um kürbisgroße Pampelmusen stritten, die an den steinernen Wurzeln der Fassade hingen. Christoph-Sebastian bewarf das Haus mit Lehm, und Vivienne tupfte rote Punkte dazu. Im Hof krähte der Hahn, und Klaus war verschwunden. Als sie ihn wiedersah, hatte er seine Uniform an und stand vor dem Haupteingang des Stadtkrankenhauses. Er winkte ihr zu und lachte. Eine Straße entfernt stieg Fabien in einen gelben Ferrari und ließ den Motor aufheulen. Dann raste er auf Klaus zu. Hedi wurde starr vor Entsetzen. Sie wollte Klaus warnen, aber kein Ton kam aus ihrer Kehle. Sie wollte zu ihm laufen, aber sie konnte keinen Schritt tun. Plötzlich ging die Tür auf, und sie fuhr erschrocken hoch.
    „Guten Morgen!“, rief Vivienne fröhlich und riss die Läden auf. „Prima Wetter heute. Kein einziges Wölkchen am Himmel. Wir werden einen herrlichen Tag haben!“
    Hedi warf einen ungläubigen Blick zur Uhr. „Was ist denn mit dir passiert?“
    Vivienne lächelte. „Hast du es etwa vergessen? Wir fahren nachher zusammen nach Heidelberg.“
    „Ach Gott, nein.“
    „Du hast versprochen mitzukommen.“
    Hedi schlug die Decke zurück und stand auf. „Habe ich nicht.“
    „Mir liegt aber daran, dass du endlich ein bisschen Verständnis für das bekommst, was ich mache.“
    „Wenn du im Gegenzug ein bisschen Verständnis dafür bekommst, was ich mache?“
    „Ich meine das ernst!“
    „Und wer passt derweil auf Christoph-Sebastian auf? Oder macht’s dir nichts aus, wenn er noch ein paar von deinen Kunstwerken zerlegt?“
    „Du könntest Elisabeth fragen.“
    „Sie hat genug zu tun.“
    Vivienne zuckte mit den Schultern. „Ich mache Frühstück, ja?“
    Als Hedi nach unten kam, war tatsächlich der Tisch gedeckt. „Die Eier sind steinhart. Du siehst, ich bemühe mich“, sagte Vivienne und goss Kaffee ein.
    Hedi setzte sich. „Wo ist Christoph-Sebastian?“
    „Vor fünf Minuten mit Elisabeth nach Hassbach gefahren.“
    „Es ist unfair, sie so auszunutzen!“
    „Ach was. Als ich ihr sagte, dass wir den Tag über wegfahren, hat sie von sich aus vorgeschlagen, sich um den Bengel zu kümmern.“
    „Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass er bei Uwe bleiben muss.“
    „Das kann uns jetzt egal sein, oder?“
    Nach dem Frühstück räumte Vivienne den Tisch ab und verschwand eine Stunde lang im Bad. Als sie wieder herauskam, trug sie ein neongelbes Seidentop mit einem gerafften Dekolleté und apfelgrüne Dreiviertelhosen. Ihr rotes Haar war mit Gel gestylt und an den Seiten mit funkelnden Steinchen durchsetzt.
    „Ist was?“, fragte sie, als Hedi sie ungläubig ansah.
    „Es ist verrückt: Aber der Kram steht dir.“
    Vivienne lachte. „Du solltest ruhig auch ein bisschen Mut zu unkonventioneller Garderobe haben.“
    Hedi steckte ihr T-Shirt in die Jeans. „In deinem Outfit würden sie mich als Gelben Sack entsorgen.“
    „Nichts als Ausreden, meine Liebe. In Wahrheit bist du nur zu bequem.“ Vivienne hielt ihr den Autoschlüssel hin. „Hast du Lust, Cabrio zu fahren?“
    „Wenn ich mir deine Schuhe ansehe, bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Vorher müsste ich allerdings noch schnell in Offenbach anrufen. Klaus hat heute Geburtstag.“
    „Oh! Das wusste ich nicht. Wenn du lieber zu ihm willst?“
    „Ich kann mich nicht erinnern, dass er mich eingeladen hätte!“
    Vivienne sah sie überrascht an, sagte aber nichts. Hedi versuchte es zuerst auf dem Handy, dann auf dem Festnetz. Sie ließ es bis zum Besetztzeichen durchläuten und legte auf. „Hab ich’s doch geahnt: Das Handy hat der gnädige Herr mal wieder ausgeschaltet, und zu Hause ist er auch nicht.“
    „Ich finde es nicht richtig, was du mit ihm machst“, sagte Vivienne, als sie kurz vor der Autobahn waren.
    „Wie bitte?“
    „Du solltest deinem Mann sagen, dass du und Wolfgang ...“
    „Trennt euch für ein Weilchen. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um zu entscheiden, was du wirklich willst. Waren das nicht deine Worte?“
    „Nun, ich meine ...“
    „Du willst Wolfgang für dich, stimmt’s?“
    „Nein, nein“, wehrte Vivienne ab. „Ich denke nur, du solltest dich für einen von

Weitere Kostenlose Bücher