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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Bademantel besuchen.“
    „Ich finde das überhaupt nicht lustig, Klaus.“
    Er sah sie liebevoll an. „Ich doch auch nicht.“ Er steichelte ihre Wangen. „Weißt du eigentlich, wie sehr du mir fehlst?“
    Hedi kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals. Sie berührte die verschorfte Wunde an seinem Kinn. „Du kannst dich allein nicht mal vernünftig rasieren, was?“
    Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Seine Lippen wanderten über ihre Stirn und ihre Nase, fanden ihren Mund.
    Im Gebüsch hinter ihnen knackte es. Hedi zuckte zusammen. „Ist da jemand?“
    „Wird irgendein Vogel sein. Oder einer von euren Hofkatern.“
    „Nein. Da ist irgendwer!“, beharrte Hedi.
    Klaus ließ sie seufzend los und betrachtete das Buschwerk. Zwischen dem Blättergrün sah er etwas Blaues blitzen. Er zwinkerte Hedi zu. „Egal, was es ist: Gleich wird es Beine kriegen.“ Er hob einen faustgroßen Stein auf und taxierte ihn in seiner Hand. „Was meinst du, mit welcher Affengeschwindigkeit das Biest die Flucht ergreift, wenn ich ihm den hier an den Kopf werfe.“
    „Nicht!“, kam es durch die Blätterwand. Die Zweige teilten sich, und Christoph-Sebastian stolperte heraus. „Ihr könnt doch nicht mit Felsbrocken auf kleine Kinder schmeißen!“
    „Lauselümmel, die Erwachsenengespräche belauschen, haben nichts Besseres verdient“, sagte Klaus.
    Christoph-Sebastian setzte sein Unschuldslächeln auf. „Och, Onkel Klaus. Wenn mir aber doch so schrecklich langweilig ist? Hast du nicht Lust, ein bisschen Fußball mit mir zu spielen?“
    „Also weißt du, eigentlich ...“
    „Bitte, bitte, Onkel Klaus.“
    Klaus sah Hedi entschuldigend an. „Na gut. Eine halbe Stunde.“
    „O prima! Ich hol schon mal den Ball.“ Übermütig rannte der Junge davon.
    „Er kann einem leidtun“, sagte Klaus. „Den ganzen Tag nur unter Erwachsenen, und niemand hat Zeit für ihn.“
    Hedi verzog das Gesicht. „Ich sage Anette heute Abend, dass sie ihn das nächste Mal bei dir in Offenbach abliefern kann.“ Sie warf einen skeptischen Blick auf Klaus’ Slipper. „Bist du sicher, dass du zum Sport die richtigen Schuhe anhast?“
    „Ich spiele seit meinem fünften Lebensjahr Fußball!“
    „Seit deinem dreißigsten im Fernsehsessel.“
    „Für dich reicht meine Kondition allemal!“
    „Wetten, dass nicht?“ Lachend rannte sie los.
    Kurz vor der Mühle holte er sie ein. „Und? Welchen Preis bekommt der Sieger?“, fragte er außer Atem.
    „Wie wär’s mit einer Freifahrt für den Möbelwagen?“
    „Wenn Vivienne auszieht, könnten wir darüber reden.“
    „Sie steht im Grundbuch.“
    „Das war die dümmste Idee, die du je hattest.“
    „Himmel noch mal! Was sollte ich denn machen? Schließlich hast du es ja abgelehnt, mir zu helfen.“
    „Jetzt bin ich auch noch an eurer finanziellen Misere schuld, oder was?“
    „Wir haben keine finanzielle Misere!“
    „Richtig. Es deutet alles auf eine Katastrophe hin.“
    „Kommst du, Onkel Klaus?“, rief Christoph-Sebastian. Er kickte den Ball gegen den Maschendrahtzaun des Hühnergeheges. Die Hennen rannten gackernd durcheinander.
    „Dieses Kind treibt mich irgendwann zum Wahnsinn!“, sagte Hedi. „Passt auf die Geranien auf. Ich gehe solange töpfern.“
    Sie formte selbstvergessen eine kleine Vase, als sie im Hof einen dumpfen Schlag und unmittelbar darauf ein Scheppern hörte, dem ein deftiges: „So eine Scheiße!“ und kindlich-schrilles Gelächter folgten. Hedi ließ die Vase stehen und rannte nach draußen.
    Vivienne war schon im Hof. Entsetzt starrte sie auf ihre Palmen neben dem Eingang. Die Wedel waren zerknickt und einer der Übertöpfe hatte einen hässlichen Riss. Ringsherum lagen zerbrochene Dachschindeln. „Muss dieser kleine Widerling denn alles zerstören?“, rief sie mit Tränen in den Augen.
    Christoph-Sebastian zog die Schultern hoch. „Aber Tante Vivienne, ich hab doch gar nichts ...“
    „Mach, dass du reinkommst, und wage dich heute nicht mehr aus deinem Zimmer!“, sagte Hedi.
    „Christoph-Sebastian ist unschuldig“, sagte Klaus zerknirscht. Er hatte nur noch einen Schuh an. Der zweite lugte aus der verrosteten Regenrinne, die unterhalb des Lochs entlanglief, das ein gutes Dutzend zerschossener Schindeln hinterlassen hatte. Er grinste verlegen. „Ich hab dir neulich schon gesagt, dass das Dach nichts mehr taugt, Schatz.“
    Christoph-Sebastian klatschte in die Hände. „Dein Elfmeter war megageil, Onkel Klaus!“
    „Wir müssen das abdecken!“, sagte

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