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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Hedi. „Es ist Regen gemeldet. Ich frage Uwe, ob er eine Plane hat.“
    „Lass mich das machen, ja?“ Klaus zog auch den zweiten Schuh aus und lief barfuß zur Gärtnerei.
    „Und wer ersetzt mir meine kostbaren Terrakotten?“, fragte Vivienne spitz. Hedi zuckte mit den Schultern und ging ins Haus. Die Lust aufs Töpfern war ihr vergangen.
    Als Klaus die Gewächshäuser erreichte, kam ihm Dominique entgegen. Sie weinte.
    „Ach, Paps!“, rief sie und warf sich schluchzend in seine Arme. „Bitte, bitte, nimm mich mit zurück nach Offenbach!“
    Er strich ihr über den Kopf. „Was ist los, hm?“
    „Männer sind Scheiße.“
    „Na, na!“, sagte er amüsiert.
    Sie sah ihn aus tränennassen Augen an. „Mit Ausnahme von dir natürlich.“
    „Dann bin ich ja beruhigt.“
    „Wann fährst du?“
    Klaus sah auf seine Uhr. „Eine halbe Stunde habe ich noch.“
    „Hilfst du mir, die Stereoanlage und den Computer runterzutragen?“
    „Meinst du nicht, morgen wäre es noch früh genug?“
    „Nein!“
    „Deine Mutter wird nicht gerade begeistert sein.“
    „Ich will ihn nie mehr in meinem ganzen Leben sehen!“
    „Wen? Deinen Gärtner?“
    „Er ist nicht mein Gärtner! Sprichst du mit Mama?“
    „Muss ich ja wohl, oder?“
    Klaus fand Hedi in der Küche beim Erbsenpalen. Sie sah ihn kopfschüttelnd an. „Das war wirklich eine Glanzleistung, Herr Winterfeldt.“
    „Es tut mir leid.“
    „Die Leiter steht im Stall.“
    Dominique steckte den Kopf zur Tür herein. „Hilfst du mir jetzt, Paps?“
    „Ja. Ich komme gleich.“
    „Wobei sollst du ihr helfen?“, fragte Hedi argwöhnisch.
    „Sie möchte nach Offenbach zurück.“
    Hedi warf die Schoten in die Schüssel. „Das war’s also, was du wolltest, ja? Was hast du ihr versprochen, wenn sie mitfährt?“
    „Nichts. Sie hat ...“
    „Tu mir einen Gefallen und verschwinde.“
    „Was ist mit dem Dach?“
    „Dazu brauche ich dich weiß Gott nicht!“
    „Ich kann nichts dafür, Hedi.“
    „Sicher. Du kannst ja nie etwas dafür.“ Sie ließ die Schüssel mit den Erbsen stehen und ging.

K APITEL 36
    D agmar warf ihre Tasche in die Ecke und setzte sich. „Ich komme mir echt verschaukelt vor!“
    Klaus sah von der Akte auf, in der er las. „Du bist fünf Minuten zu spät“, sagte er lächelnd.
    „Eine verdammte Sauerei ist das!“
    Klaus schlug die Akte zu. „Ihr mündlicher Ausdruck lässt zu wünschen übrig, Frau Kollegin. Aber vielleicht könnten ein frühabendlicher Kaffee und ein Stückchen Apfelkuchen deine Laune heben? Stampe hat was mitgebracht.“
    „Nach der Gerichtsverhandlung ist mir der Appetit vergangen.“
    „Na, erzähl! Was hat der böse Richter alles eingestellt?“
    „Ich finde das nicht witzig!“
    „Mit den Jahren gewöhnt man sich dran.“
    Dagmar haute mit der Faust auf den Tisch. „Ich will mich aber nicht daran gewöhnen! Die reinste Realsatire war das.“
    „Deine erste Ladung?“
    „Ja. Und meine erste Festnahme im Praktikum. Ist ewig her. Der Kerl hatte einen Landsmann angestiftet, sich unter falschem Namen anzumelden; die Angestellte vom Einwohnermeldeamt dachte mit und informierte uns. Dragoslav Smirovic. Den Namen vergesse ich nie. Er hatte eine Hoch- und Tiefbau-GmbH mit Geschäftssitz in seinem Einzimmerappartement, und wir fanden Auszahlungsquittungen an jugoslawische und polnische Bauarbeiter in Höhe von siebenundachtzigtausend Euro. Für einen Monat, wohlgemerkt.“
    Klaus grinste. „Lass mich raten: Die Leute von der Krankenkasse waren erstaunt, die vom Finanzamt auch, Herr Smirovic unschuldig und die Arbeiter unauffindbar.“
    „Der AOK-Mensch und ich saßen uns eine Stunde lang unseren Allerwertesten vor dem Gerichtssaal platt, bevor wir hineingerufen wurden.“
    Dagmar stand auf. „Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es folgt ein Theaterstück in einem Akt. Schauplatz: ein Gerichtssaal in Südhessen. Vorhang auf!
    Der Richter betrachtet mit getragener Miene die leere Anklagebank, danach den Staatsanwalt, dann die beiden anwesenden Zeugen.
    Nun ... Der Angeklagte ist offenkundig nicht erschienen.
    Der Staatsanwalt blättert arbeitsam in den Akten. Mhm ja. Ein Kavaliersdelikt ist das nun ja nicht.
    Der Richter nickt bedächtig. Ja, mhm ... Auf was würden Sie ihn schätzen?
    Selbstständig. Tja. Was nehmen wir denn da? Fünfundsiebzig?
    Der Richter nickt. Einverstanden. Kleine Pause. Was halten Sie von Hundert?
    Der Staatsanwalt schlägt die Akte zu. Ja. Ich denke, das ist tat- und schuldangemessen.

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