Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
Vom Netzwerk:
Sie Ihren Ehemann geschlagen?“, fragte Dagmar.
    „Ich wüsst net, wos dich des aageht, Mädche.“ Sie fixierte Klaus mit zusammengekniffenen Augen. „Stellt ihr jetzt scho Kinner ei?“
    Dagmar lief rot an. „Jetzt hören Sie mal zu! Ich ...“
    „Lass gut sein.“ Klaus sah Martha, dann Erwin an. „Was ist los, hm?“
    „Ei, ich wollt doch nur die Sportschau gucke“, sagte Erwin.
    „Den ganze Kaste Pils haste leergesoffe!“, rief Martha. Ihr Blick wanderte zu Klaus. „Ich fahr scho seit fuffzehn Johr Taxi in Frankfort, unn der do“, sie zeigte auf Erwin, „awweit nix unn lieht mer uff de Dasch.“
    „Wie bitte?“, fragte Dagmar.
    „Wenn ich awwer doch kei Arbeit net find“, sagte Erwin zerknirscht.
    „Du willst kei finne, des isses.“
    „Nee, Madda! Des siehste falsch. Ich ...“
    Martha sah immer noch Klaus an. „Wer hatt euch üwwerhaupt gerufe, hä? Bestimmt widder die blöd Plunz aus’m erste Stock.“
    „Wer?“, fragte Dagmar.
    „Fangtemol lieber Terroriste, statt unbescholtene Berjer zu belästige!“, schimpfte Martha.
    „Den unbescholtenen Bürgern dieses Hauses war eure Unterhaltung zu laut“, sagte Klaus. „Das nächste Mal streitet ihr euch etwas leiser, und dann brauchen wir auch nicht zu kommen.“
    „Wollen Sie Anzeige erstatten?“, wandte sich Dagmar an Erwin.
    „Wos?“, rief er verblüfft.
    „Ob Sie ...“
    „Wenn wir noch mal herkommen müssen, nehmen wir euch zur Übernachtung aufs Revier mit. Klar?“ Klaus drehte sich um und ging die Treppe hinunter. Martha zerrte Erwin am Hemd in die Wohnung und warf die Tür zu.
    Dagmar stolperte aufgebracht hinter Klaus her. „Du kannst doch nicht einfach gehen!“
    „Was dagegen, wenn wir den Fall draußen besprechen? Muss ja nicht jeder hören, oder?“
    Dagmar ging voraus und öffnete den Streifenwagen. „Wir hätten eine Anzeige wegen Körperverletzung aufnehmen müssen!“
    Klaus stieg ein. „Ich glaube nicht, dass Erwin einen Strafantrag gestellt hätte.“
    „Du hast nicht mal die Personalien festgestellt!“
    „Pass auf die Fußgänger auf, wenn du aus dem Hof fährst.“
    „Verflixt noch mal! Man kann das nicht einfach so abtun!“
    „Martha und Erwin Schultze. Die Adresse kennst du, der Rest steht im Computer. Niemand verbietet dir, eine Anzeige von Amts wegen zu fertigen. Auch wenn es Papierverschwendung ist.“
    „Du bist nicht besser als der Richter heute!“
    Klaus lächelte. „Die wievielte Familienstreitigkeit war das für dich?“
    „Kehr du nur den erfahrenen Hasen raus! Ich bin ja jung und dumm.“
    „Was glaubst du denn, was eine Anzeige in diesem Fall nützen würde?“
    „Niemand hat das Recht, einen anderen Menschen zu schlagen. Und schon gar nicht seinen Ehepartner. Jeder Ladendieb wird angezeigt, und bei Gewalt in der Familie soll alles nur Spaß sein?“
    „Grundsätzlich bin ich deiner Meinung, aber ...“
    „Es geht nicht primär um die Anzeige, sondern darum, den Tätern Hilfe anzubieten: Therapie statt Strafe. Bei der Staatsanwaltschaft gibt es eine Sonderdezernentin, die ...“
    „Nicht für Martha.“
    „Du bist wirklich nicht berufen, das zu entscheiden!“
    „Die Ampel da vorn ist rot, Kollegin.“
    Dagmar bremste. Klaus hielt sich am Türgriff fest. „Zu deiner Kenntnis: Prügelnde Ehefrauen sind von dem Projekt ausgenommen.“
    „Ach ja?“
    „Du kannst gerne anrufen.“
    „Und mit welcher Begründung sind sie ausgenommen, bitte schön?“
    „Vielleicht, weil Frauen, die ihre Männer verhauen, in der offiziellen Statistik nicht vorkommen?“
    „Herrje! Wie willst du was verändern, wenn du so gleichgültig bist?“
    Klaus zuckte mit den Schultern. „Erwin und Martha werden sich noch streiten, wenn du die zweite Babypause einlegst.“
    „Ich lege keine Babypause ein.“
    „Hat dein Sven keine Lust, Vater zu werden?“
    „Er nicht, und ich nicht!“
    „Wär bei dir auch ein bisschen schwierig mit dem Vaterwerden.“
    Dagmar sah geradeaus und schwieg.
    „Die Gerichtsverhandlung liegt dir arg im Magen, hm?“
    „Ich mag keine halben Sachen.“
    „Ich habe über deine Worte von gestern Morgen nachgedacht.“
    Sie streifte ihn mit einem schnellen Blick. „Könnten wir uns darauf einigen, dass wir beide zuviel gequasselt haben, und das Ganze vergessen?“
    „Insgeheim hast du sie bewundert, stimmt’s?“
    „Wen?“
    „Deine Mutter.“
    Dagmar schlug mit der Hand aufs Lenkrad. „Ich habe sie gehasst! Und ich hasse sie immer noch! Und ich habe nicht die

Weitere Kostenlose Bücher