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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Dominique kam wie zufällig aus ihrem Zimmer und schlenderte zur Treppe. „Du bist ja schon zurück, Mama. Wie geht es Viviennes Hand?“
    „Ich hatte dich gebeten, nach den Kartoffeln zu schauen!“
    „Gerade eben war ich auf dem Sprung.“
    „Nicht mehr nötig. Stattdessen darfst du die Mikrowelle säubern!“ Sie zitierte ihre Tochter in die Küche und zeigte wortlos auf den stinkenden Klumpen, um den zwei Fliegen kreisten.
    „Och je! Das hatte ich doch glatt vergessen.“ Sie machte Anstalten, sich zu verkrümeln.
    „Hiergeblieben! Zuerst wird die Leiche da entsorgt.“
    Dominique verzog das Gesicht. „Mir wird übel.“
    „Dann steck dir eine Wäscheklammer auf die Nase“, sagte Hedi ungerührt.
    Es war zwei Uhr durch, bis endlich alle zu Tisch saßen. Hedi nahm den Deckel des Römertopfs ab.
    „O prima! Hähnchen!“, rief Christoph-Sebastian.
    „Das riecht ja lecker“, sagte Uwe. Er sah Vivienne an. „Schlimm?“
    Sie betrachtete ihre bandagierte Hand und lächelte gequält. „Die Schmerzen sind’s, die ich zuhilfe rufe; denn es sind Freunde, Gutes raten sie.“
    „Du erzählst vielleicht einen Käse, Tante Vivienne“, sagte Christoph-Sebastian.
    „Das ist von Johann Wolfgang von Goethe, mein Junge.“
    Christoph-Sebastian griff nach einem Hähnchenschenkel. „Is mir doch wurscht, wer den Käse erzählt. Ich hab Hunger!“
    Hedi schlug ihm auf die Finger. „Warte gefälligst, bis du dran bist.“
    „Das sag ich meiner Mama, wenn sie mich heut Abend holen kommt.“
    „Na, hoffentlich.“
    Vivienne angelte sich mit der Gabel umständlich ein Stückchen Fleisch aus dem Topf. „Weißt du etwa nicht, wer Johann Wolfgang von Goethe war, Christoph-Sebastian? Was bringen die euch in der Schule heutzutage eigentlich bei?“
    „Er geht in die erste Klasse“, sagte Hedi.
    „Fast in die zweite!“, verbesserte Christoph-Sebastian empört.
    Dominique stand auf. „Ich habe euch etwas mitzuteilen.“
    „Sie hat die Kartoffeln anbrennen lassen. Deshalb müssen wir jetzt Brot essen“, sagte Hedi.
    „Mama!“
    Hedi reichte Uwe den Brotkorb. Christoph-Sebastian schlug mit der Gabel auf seinen Teller. „Hunger! Hunger! Hunger!“
    „Hat man dir keine Tischmanieren beigebracht?“, fragte Vivienne pikiert. Christoph-Sebastian streckte ihr die Zunge heraus.
    Dominique sah Hedi an. „Ich habe intensiv über meine Zukunft nachgedacht, Mama.“
    „Das freut mich. Aber jetzt sollten wir erst einmal essen, oder?“
    „Ich werde die Schule schmeißen und mit Uwe zusammen die Gärtnerei betreiben.“
    Uwe ließ beinahe den Brotkorb fallen. Hedi legte einen Hähnchenflügel auf Christoph-Sebastians Teller. „Das wirst du nicht.“
    „Ketchup!“, rief Christoph-Sebastian.
    „Früher hieß das mal bitte“, sagte Vivienne.
    Dominique warf Hedi einen wütenden Blick zu. „Ich bin alt genug, um mein Leben ...“
    „Setz dich und halt den Mund.“ Hedi gab Christoph-Sebastian die Ketchupflasche.
    Uwe versuchte ein Lächeln. „Lass uns nachher in Ruhe darüber reden, Dominique, ja?“
    „Du willst mich doch bloß loswerden, damit du mit deiner Floristenschnecke rummachen kannst!“
    „Also, das ist eine rein geschäftliche Beziehung“, sagte Uwe verlegen.
    „Schickst du der dummen Kuh etwa ’ne Rechnung fürs Bumsen?“
    „Dominique!“, sagte Hedi.
    Christoph-Sebastian grinste. „Dann musst du aber das Fenster zumachen, gell?“
    Uwes Gesicht nahm die Farbe einer reifen Tomate an.
    „Iss und schweig, Christoph-Sebastian!“, sagte Hedi.
    Christoph-Sebastian versenkte seinen Hähnchenflügel in einem Ketchupsee. Dominique riss ihm die Flasche aus der Hand. „Du Egoist! Ich will auch noch was!“
    Christoph-Sebastian schleckte seine Finger ab. „Tante Vivienne macht nämlich nie das Fenster zu. Und deshalb muss Tante Hedwig immer gucken, ob sie sich vielleicht das Knie gestoßen hat und so.“
    Vivienne begann hektisch, ihr Fleischstückchen zu zerlegen. „Ist da nicht etwas viel Fett dran?“
    „So, wie der Gockel rumgespurtet is, kann der überhaupt garnich fett sein“, sagte Christoph-Sebastian.
    Vivienne wurde blass. „Das ist doch nicht etwa ...?“
    „Wird Zeit, dass das Vieh wegkommt“, sagte Christoph-Sebastian.
    „Halt endlich die Klappe!“, sagte Hedi.
    „Aber Tante Hedwig, ich hab doch genau gehört, wie du das zu dem Mann aus Hassbach gesagt hast. Und der hat dem Gockel dann die Rübe abgehauen. Mit dem Hackebeil hinterm Stall. Zicke, Zacke, Hühnerkacke!“
    Vivienne schob

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