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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Es waren nur wenige Menschen unterwegs, die sich beeilten, nach Hause zu kommen.
    „In welcher Angelegenheit?“, fragte Dagmar lächelnd.
    „Meine Ermittlungen haben ergeben, dass Vivienne Belrot eine verlogene Pseudoemanze ist, die sich seit Jahren auf anderer Leute Kosten durchs Leben schmarotzt. Kennst du ein paar Vokabeln, mit denen ich Hedi das beibringen kann, ohne dass sie mit Steinen nach mir wirft?“
    „Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hast du die erste Ladung schon abbekommen.“
    „Sie behauptet, ich treibe sie in den Ruin. Dabei habe ich bloß nach der Wahrheit geforscht.“
    „Und keinen Hehl daraus gemacht, dass dir das Forschungsergebnis gut in den Kram passt, oder?“
    „Ich wollte einen Ratschlag und keine Moralpredigt.“
    „Du solltest dich mit dem Gedanken anfreunden, aufs Land zu ziehen.“
    „Ich denke ja nicht daran!“
    Dagmar hielt an einer Ampel. „Soll ich dir meine ehrliche Meinung sagen?“
    „Ich warte darauf.“
    „Dir stinkt es, dass deine Frau eine Entscheidung getroffen hat, ohne dich zu fragen. Und du glaubst, du verlierst dein Gesicht, wenn du nachgibst. Ich kenne deine Hedi zwar nicht, aber ich vermute, dir bleiben zwei Möglichkeiten: Odenwald oder Scheidungsanwalt.“
    Die Ampel sprang auf Grün. Klaus sah aus dem Fenster.
    „Im Ernst, Klaus. Es bringt nichts, das Problem zu verdrängen“, sagte Dagmar zwei Pkw-Kontrollen später.
    Klaus betrachtete seine Schreibkladde. „Welches Problem?“
    Sie schüttelte den Kopf und fuhr schweigend weiter.
    Klaus räusperte sich. „Wie lange hat es gedauert, bis sich dein Daddy mit Superman arrangiert hatte?“
    „Wie bitte?“
    „Meine Tochter bevorzugt Bodenpersonal.“
    Dagmar lachte. „Du hast ihn also am Leben gelassen?“
    „Wen?“
    „Den Gärtnerfuzzi.“
    „Erst bekniet sie mich unter Tränen, ich möge sie von diesem Unhold befreien, und kaum ist sie zurück in Offenbach, legt sie eine Standleitung in den Odenwald. Ich versteh’s nicht.“
    „Töchter werden eben irgendwann erwachsen.“
    „Bei Dominique habe ich begründete Zweifel.“
    „Als Superman anfing, mit meinem Daddy Bundesligaergebnisse zu diskutieren, gab ich ihm den Laufpass.“
    Klaus seufzte. „Ich habe den Verdacht, meine Tochter legt es darauf an, von der Schule zu fliegen. Dabei hat das neue Schuljahr gerade erst angefangen.“
    „Mit Supermans Vorgänger wollte ich nach Australien auswandern. Wir kamen bis zum Frankfurter Hauptbahnhof.“
    „Dominique probt die indirekte Methode.“
    „Das heißt?“
    „Am Montag bekam sie eine Verwarnung wegen ungebührlicher Wortwahl im Englischunterricht.“
    „Ach?“, sagte Dagmar amüsiert.
    „Sie schrieb an die Tafel: It is a big difference, if the farmer has wood in front of the cottage, or the farmer ’ s wife has wood in front of the cottage.“
    „Über den ollen Kalauer hat sich der Lehrer aufgeregt?“
    „Gestern kassierte sie einen Tadel vom Direktor, weil sie beim Vaterunser Kaugummi kaute.“
    „Liebe Güte! Wo schickst du deine Tochter hin?“
    „Es ist eine der besten Schulen in Offenbach.“
    „Ich wäre auf den Mond ausgewandert.“
    „Ich hatte dich solider eingeschätzt.“
    „Das kam erst nach dem Abitur.“
    „Wenn Dominique so weitermacht, schafft sie nicht mal den Realschulabschluss. Wobei sich die Frage stellt, wozu wir überhaupt noch Schulen brauchen: Jeder schreibt, wie’s ihm beliebt, und was die Lehrer heutzutage unter Rechnen verstehen, da dreht sich mir der Magen um.“
    „Als du jung und hübsch warst, war die Welt halt noch in Ordnung.“
    „Ich weiß, warum ich mein Leben ohne Abitur verbringe.“
    „Ach? Und deiner Tochter willst du vorschreiben ...“
    „Dein Daddy hat’s dir auch vorgeschrieben, oder?“
    „Und wo bin ich gelandet? In einem Streifenwagen.“
    „Orpheus 18/5 von 18/1 kommen!“
    Klaus verbiss sich das Lachen und drückte die Sprechtaste. „Orpheus 18/5 hört.“
    „Inga Bleich-Schuppert, Schillstraße neunzehn Berta, ist soeben aus dem Urlaub zurückgekommen und meldet ED in Wohnung.“
    „Orpheus 18/5 hat verstanden.“ Klaus sah Dagmar an. „Worauf wartest du?“
    „Könntest du mir bitte verraten, wo das ist?“
    „Westend. Die erste Querstraße vorm Polizeipräsidium.“
    Die Wolkendecke riss auf. Die Sonne gleißte auf dem nassen Asphalt. Ein Regenbogen spannte sich über den Häusern, als Dagmar in die Schillstaße einbog.
    „Stopp!“, rief Klaus. „Fahr nicht so dicht an den Bordstein. Das Trottoir

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