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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Round-Table-Kongressen, beifahreruntauglichen Bürgersteigen und altem Beton noch zu bieten?“
    Klaus grinste. „Nette Polizisten und die besten Döner Kebabs im Umkreis von zwanzig Kilometern. Oder soll ich uns heute lieber Fertigpampe in die Mikrowelle schieben?“

K APITEL 42
    „I hr könntet ein Agreement treffen“, sagte Dagmar, als Ali abends das zweite Pils vor ihr abstellte. Das Vincenzo war wie immer voll. Sie saßen an der Theke.
    Klaus grinste. „Ich habe das Gefühl, dass du, seit ich beschlossen habe, meinen Bierkonsum zu halbieren, alles daran setzt, deinen zu verdoppeln.“
    „Ich meine es ernst, Klaus. Du wohnst während der Schichttage in Offenbach und den Rest der Woche im Odenwald.“
    „Unter ehelichem Zusammenleben stelle ich mir etwas anderes vor.“
    „Ich sehe Sven auch nicht öfter.“
    „Ihr seid nicht verheiratet, oder?“
    „Das ist ja wohl egal.“
    „Für mich nicht.“
    „Auf jeden Fall ist mein Vorschlag besser als das, was du seit drei Monaten praktizierst.“
    „Ich habe nicht vor, das zum Dauerzustand werden zu lassen.“
    „Ist es das nicht schon?“
    „Mein Sohn zieht nicht um.“
    „Um Ausreden bist du nie verlegen, was?“
    Klaus schwieg. Dagmar lächelte. „Du solltest deine Hedi in ein schickes Restaurant ausführen und in entspannter Atmosphäre mit ihr in Ruhe über alles reden.“
    „Machst du das mit Sven auch so?“
    „Uns reicht im Allgemeinen ein Abendessen daheim. Je knapper die gemeinsame Zeit ist, desto bewusster muss man sie nutzen.“
    „Als die Kinder klein waren, hatten wir überhaupt keine gemeinsame Zeit. Es hat trotzdem funktioniert.“
    „Das ist deine Interpretation. Das Resultat siehst du ja.“
    Klaus trank aus, hob sein Glas und nickte Ali zu. „Was tut ihr im Anschluss an eure bewusst genutzten Mahlzeiten?“
    „Du hast ein Talent, alles ins Lächerliche zu ziehen.“
    „Ich erhoffe mir ein paar sinnvolle Tipps zur Rettung meiner Ehe.“
    Ali stellte Klaus ein neues Bier hin. Er sah Dagmar an. Sie schüttelte den Kopf. „Ich finde es unheimlich wichtig, dem Partner zuzuhören, unterschiedliche Argumente gegeneinander abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen, die beiden gerecht wird.“
    „Und welche unterschiedlichen Argumente wägt ihr so ab?“
    Sie prostete ihm lächelnd zu. „Zum Beispiel, dass man Alkohol durchaus genießen kann, solange man es mit der Menge nicht übertreibt.“
    „Wie sieht eure Entscheidung aus, wenn du ans Meer willst und dein Sven in die Berge?“
    „Vielleicht Korsika? Da gibt es beides.“
    „Wohnt ihr zusammen?“
    „Spielt das eine Rolle?“
    „Wie lange kennst du ihn?“
    „Im November fünf Jahre. Warum?“
    „Wie oft verkracht ihr euch beim Abendessen?“
    „Eine Partnerschaft entwickelt und festigt sich auch durch Streitgespräche. Man muss es nur richtig anfangen.“
    „Hört sich an wie aus dem Psycholehrbuch.“
    „Es gibt nichts, das nicht irgendwie sachlich zu regeln wäre.“
    „Du hast Hedi noch nicht wütend erlebt.“
    „Willst du lamentieren oder dein Problem lösen?“
    „Wie wäre es sachlich zu regeln, wenn Sven Kinder haben wollte?“
    „Er will keine.“
    „Ich meinte hypothetisch.“
    „Wir würden eine Lösung finden.“
    „Welche?“
    „Es gibt genügend Paare, die ohne Babygeschrei und Windelwechseln glücklich sind.“
    „Das ist keine Antwort.“
    „Mir geht es auf den Wecker, wenn ich ständig auf eine potenzielle Mutterrolle reduziert werde!“
    „Nichts liegt mir ferner.“
    Dagmar sah ihn ernst an. „Hättest du deinen Beruf aufgegeben, um Hausmann zu spielen?“
    „Nein.“
    „Von deiner Frau hast du es verlangt, oder?“
    „Hedi hatte damals noch keinen Beruf. Außerdem hätte sie vermutlich was dagegen gehabt, wenn Sascha oder Dominique zuerst Papa gesagt hätten.“
    „Hast du sie jemals gefragt, ob sie mit ihrem Leben zufrieden ist?“
    „Hat dein Daddy deine Mutter gefragt?“
    Dagmar winkte Ali. „Zahlen, bitte!“
    „Was ist los?“
    „Mit dir kann man nicht vernünftig reden!“
    Die Tür ging auf, und zwei junge deutsche Männer polterten herein; der eine dick, der andere dünn. Lachend drängten sie sich neben Klaus und Dagmar an die Theke. „Ultrakrasser Schuppen hier“, sagte der Dicke.
    „Voll ultrakorrekt, eh“, sagte der Dünne und rief nach Bier.
    „Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, tut es mir leid“, sagte Klaus.
    Dagmar trank ihr Glas aus.
    „Ich bin so konkret gut drauf, weißt du“, sagte der Dicke.

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