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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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stammt noch aus der Postkutschenzeit und ist für Pkw-Beifahrertüren ungeeignet.“
    „ Offenbacher Steineraten , was?,“ sagte Dagmar amüsiert.
    „Nö. Einschlägige Erfahrung.“ Klaus nahm seine Kladde und die Uniformmütze und stieg aus. Dagmar parkte vor der Hausnummer 19b ein, eine Villa aus der vorletzten Jahrhundertwende, der weitläufige Garten mit Schmiedeeisen eingezäunt, dahinter alte Bäume, gestutzter Rasen, Rosenrabatten. Am verschnörkelten Eingangstor gab es vier Klingelschilder. Der Zugang zur Wohnung von Inga Bleich-Schuppert befand sich hinter dem Haus neben der ehemaligen Wagenremise. An der Tür sah Dagmar Hebelspuren. Bevor sie dazu kam, die Klingel zu drücken, wurde geöffnet.
    Inga Bleich-Schuppert trug ein pinkfarbenes Kostüm und passenden Ohrschmuck. „Wo bleiben Sie so lange? Jetzt ist er weg!“
    Dagmar und Klaus wechselten einen verständnislosen Blick.
    Sie wies in Richtung des nahegelegenen Dreieich-Parks. „Da ist er langgelaufen! Und mein Mann hinterher!“
    „Der Einbrecher war noch da, als Sie nach Hause kamen?“, fragte Dagmar ungläubig.
    Inga Bleich-Schuppert verdrehte ihre sorgfältig geschminkten Augen. „Ja, was dachten Sie denn?“
    „Aber warum haben Sie das bei Ihrem Anruf nicht ...“
    „Können Sie ihn beschreiben?“, fragte Klaus.
    „Da kommt mein Mann.“
    Clemens Schuppert keuchte. Seine Glatze glänzte vor Schweiß. „Er ist mir entwischt.“
    „Wohin?“, fragte Klaus.
    „Frankfurter Straße.“
    „Wie sah er aus?“
    „Wollen Sie nicht langsam mal die Verfolgung aufnehmen?“, warf Inga Bleich-Schuppert pikiert ein.
    Clemens Schuppert zog seine Anzugsjacke aus. „Ich schätze, er ist um die Mitte zwanzig, einsachtzig groß, schlank. Dunkle Haare.“
    „Was hatte er an?“
    „Helle Turnschuhe, Jeans und eine grüne Jacke. Ach ja, und schwarze Handschuhe.“
    „Nationalität?“, fragte Dagmar.
    Clemens Schuppert wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Keine Ahnung. Irgendwas Südländisches.“
    „Können Sie schon sagen, was er mitgenommen hat?“
    „Wir kamen zum Glück rechtzeitig. Er war noch nicht drin.“
    Inga Bleich-Schuppert musterte Dagmar und Klaus missbilligend. „Ich hatte angenommen, die Polizei weiß, was sie zu tun hat, wenn ein Einbrecher unbehelligt durch die Stadt läuft.“
    „Uns wurde die Feststellung eines Einbruchs nach Rückkehr aus dem Urlaub gemeldet!“, sagte Dagmar. „Das heißt ...“
    „Du könntest die Daten schon mal an Michael durchgeben“, sagte Klaus. Dagmar nickte und ging grußlos.
    „Wir kommen nachher wieder“, sagte Klaus.
    „Heißt das etwa, wir dürfen stundenlang unsere Haustür nicht anfassen?“, fragte Inga Bleich-Schuppert gereizt.
    „Reg dich nicht auf, Mausi“, beschwichtigte Clemens Schuppert. „Es ist ja nichts passiert.“
    Inga Bleich-Schuppert zupfte an ihrem Kostüm. „Ich hoffe, Sie sind sich im Klaren darüber, dass Sie und Ihresgleichen von unseren Steuergeldern bezahlt werden! Da kann ich wohl erwarten ...“
    „Mausi, bitte ...“
    „ ... dass Sie sich den Belangen der Bürgerinnen und Bürger mit dem nötigen Ernst widmen!“
    Klaus nickte Clemens Schuppert zu. „Wir sind in spätestens zwanzig Minuten zurück.“
    „Für wen hält die sich?“, schimpfte Dagmar, als Klaus zu ihr in den Streifenwagen stieg. Mit quietschenden Reifen bog sie in die Parkstraße ein. Eine Streife vom Dritten Revier meldete über Funk, dass sie sich an der Fahndung beteiligte, eine vom Ersten schloss sich an.
    „Nimm’s ihr nicht übel. Manche Leute vergessen vor Aufregung sogar ihren Namen.“
    „Die arrogante Ziege war nicht die Spur aufgeregt!“
    „Da vorne bitte rechts.“
    „Ich wette, das ist eine von diesen karrieregeilen Businesswomen mit eigener Vorzimmerdame!“
    Klaus hielt sich am Türgriff fest. „Ihr Mann nannte sie Mausi.“
    „Für die sind wir doch bloß minderbemittelte Deppen!“
    „Das ist kein Grund, mich in den Tod zu fahren.“
    „Ich bin ein Mensch wie alle anderen! Auch wenn ich zufällig eine Uniform trage!“
    „He! Streifenwagen sind auch nur Autos.“
    Dagmar ging vom Gas. „Ich hasse diese trendy durchgestylten Superweiber.“
    „Wo wir gerade bei Vorurteilen sind: Da vorn läuft ein Südländer mit grüner Jacke. Den sollten wir uns mal näher ansehen, oder was meinst du?“
    Der Südländer war nachweisbar unschuldig, und die weitere Fahndung verlief erfolglos. Eine Dreiviertelstunde später krochen sie durchs regennasse Gebüsch im

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