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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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„Du kannst dir net vorstelln: Ich hab mir konkret neue Auto geholt, den is so ultrageil ...“
    „Neue Auto gekauft? Das is krass, eh“, sagte der Dünne grinsend.
    „Net gekauft! Hat mir jemand besorgt, weißt du ...“
    „Ah! Is den von Laster gefalle?“
    „Konkret von Laster gefalle. Ich hab so konkret korrekte Auto, den geht ab wie Rakete!“
    Ali stellte kopfschüttelnd zwei Bier vor ihnen ab.
    „Ich möchte bitte zahlen“, sagte Dagmar.
    „Sofort“, sagte Ali.
    „Ich hab’s nicht so gemeint“, sagte Klaus.
    „Was hast du für Auto?“, fragte der Dünne.
    „Ich hab dreiern BMW“, sagte der Dicke. „Hab mir Cabrio gemacht mit Flex.“
    „Eh! Du bist net ganz dicht.“
    „Hier, bring mich jetzt net runter! Ich kann mir wieder draufschweißen, wenn ich Bock hab.“
    „Könnt ihr emol mit dem Dummgebabbel uffhörn?“, sagte Ali wütend.
    Der Dünne lachte. „Ja, und: Was hat denn für Maschine?“
    „Drei achtundzwanzig, zwei Komma drei Liter, wie Name schon sacht.“
    „Konkret? Voll ultrakrass, eh.“
    „Vier vierzich“, sagte Ali zu Dagmar.
    Klaus schob ihm einen Zehneuroschein hin. „Das geht zusammen.“
    Dagmar legte fünf Euro auf den Tresen. „Ich zahle selbst. Der Rest ist Trinkgeld.“ Sie stieg vom Barhocker und ging zur Garderobe.
    „Meine Auto, den hat so ultrageile Sound, kannst du Berliner Straße fahre, hörst du bis Bahnhof“, sagte der Dicke.
    „Jetzt reicht mer’s awwer!“, brüllte Ali. „Noch ein Wort, unn ihr fliegt raus!“
    Dagmar nahm ihre Jacke vom Haken und verließ das Lokal; Klaus folgte ihr. „Der gute Ali hat wohl was gegen Fans von Mundstuhl Comedy“ , sagte er im Hof.
    „Muss ich das jetzt verstehen?“, sagte Dagmar.
    Klaus grinste. „Na, die Jungs da drin! Das war nicht ernst gemeint. Die haben nur Klamauk gemacht.“
    „Wie Erwin und Martha, was?“
    „Warum hast du mich nicht bezahlen lassen?“
    „Ich nehme Gleichberechtigung ernst.“
    „Ich habe nichts dagegen, wenn du mich das nächste Mal einlädst.“
    „Na dann. Tschüss.“
    „Halt!“, sagte Klaus. „Bevor du davonläufst, wüsste ich gern, warum du sauer auf mich bist.“
    „Ich bin nicht sauer. Ich habe bloß keine Lust, mich mit jemandem zu unterhalten, der ständig Ausflüchte macht.“
    Wir haben eben nicht so viel darüber nachgedacht, wie ihr das heute tut.“
    Sie sah ihn an. „Worüber nachgedacht?“
    Er zuckte die Schultern. „Übers Heiraten und Kinderkriegen. Wir waren jung und bis über die Ohren verliebt, und es gehörte nun mal dazu. Für Hedi mehr noch als für mich.“
    Ein Windstoß fegte durch den Hof. Dagmar knöpfte ihre Jacke zu. „Das soll heißen?“
    „Mir hätte ein Kind genügt.“
    „Das lass bloß nicht deine Tochter hören.“
    „Ich glaube, es gibt nichts, das Dominique zur Zeit weniger interessiert als die Meinung ihres Vaters.“
    „Wenn du dich da mal nicht täuschst, mein Lieber.“
    „Als sie noch mit Puppen spielte, habe ich sie besser verstanden.“
    „Mein Daddy hat mir zum fünften Geburtstag eine Rennbahn geschenkt.“
    „Langsam wundert mich nichts mehr.“
    „Er hat meine Mutter übrigens nicht gefragt. Stattdessen ging er einkaufen. Zwei Kästen Bier und eine Flasche Schnaps. Wir sehen uns morgen.“
    „Du glaubst, ich bin wie er, oder?“
    „Bist du’s?“
    Sie ging, ohne seine Antwort abzuwarten.
    Als Klaus nach Hause kam, war es dunkel. Im Flur brachte auch ein Druck auf den Schalter kein Licht. Klaus stieß sich das Knie am Garderobenschrank und schimpfte. In der Küche stapelten sich Teller mit Spaghettiresten und Tassen mit Kaffeerändern. Die Spülmaschine war vollgeräumt, aber nicht eingeschaltet, aus dem Mülleimer quollen Pizzaverpackungen, im Kühlschrank roch es nach Gammel.
    Auf dem Tisch im Wohnzimmer lag eine leere Tüte Chips. Daneben ein Zettel: Bin bei Sabine. Kann später werden. Sascha. Dominique hatte nicht einmal einen Zettel für nötig befunden.
    Die Ersatzbirne für die Deckenlampe im Flur fand Klaus im Schuhschrank. Er hatte gerade Leiter und Taschenlampe in Stellung gebracht, als das Telefon klingelte.
    „Sind Sie jetzt endlich zu Hause?“, gellte eine weibliche Stimme an sein Ohr, kaum dass er sich gemeldet hatte.
    „Mit wem spreche ich bitte?“, fragte er.
    „Ich nehme doch an, dass Sie über die Sache bereits informiert sind!“
    „Welche Sache denn?“
    „Das ist Sexismus! Übelste Verleumdung! Widerwärtig!“
    „Äh ... Kann es sein, dass Sie sich verwählt

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