Die Wassermuehle
helfen, ein paar Bilder zu verladen?“
„Was haben Sie denn Schönes vor?“
Hedi sah ihn verschwörerisch an. „Versprichst du mir, niemandem ein Sterbenswörtchen zu verraten?“
Er nickte, und sie berichtete ihm von Wolfgangs Angebot und Viviennes Weigerung, die Bilder unter ihrem Namen zu verkaufen.
„Steht es so schlimm?“, fragte er ernst.
„Was meinst du?“
„Ich nehme an, es wäre Ihnen egal, was Ihre Freundin mit ihren Werken anstellt, wenn Sie nicht dringend Geld benötigten, oder?“
„Der Umbau der Scheune ist leider etwas teurer geworden als geplant. Aber mach dir keine Sorgen, ich regele das. Allerdings sollten wir die Dinger ins Auto schaffen, bevor Vivienne zurückkommt.“
Uwe wusch seine Hände unter einem Wasserschlauch. „Ich habe einen finanziellen Spielraum. Wir könnten einen Pachtvertrag aufsetzen.“
Hedi schüttelte den Kopf. Von Elisabeth wusste sie, dass er mit jedem Cent rechnen musste. „Darüber reden wir, wie besprochen, im kommenden Frühjahr.“
Christoph-Sebastians Machwerke standen noch dort, wo Hedi sie im Sommer hingestellt hatte. Die Tonreliefs waren zu futuristischen Landschaften getrocknet, in denen sich die Handabdrücke des Jungen, die Katzenpfoten- und Hühnerspuren wie ein bewusst gesetzter Antagonismus ausnahmen. Sogar die Federn klebten noch an ihrem Platz. Uwe fuhr den Bus vor das Atelier und kehrte die Ladefläche aus. Sie sicherten die Bilder mit Schaumstoff, Pappe und Spanngurten, und Hedi schlug eine Decke darüber.
„Wenn Ihre Freundin nichts merken soll, sollten Sie für Ersatz sorgen“, meinte Uwe.
Hedi lachte. „Du hast recht.“
Sie gingen ins Atelier zurück und trugen drei Leinwände aus Viviennes umfangreicher Sammlung zu der nun leeren Stelle. Hedi verhängte sie mit den Laken und betrachtete zufrieden ihr Werk.
Ein blauer Peugeot fuhr über die Mühlbachbrücke und hielt auf die Gewächshäuser zu. „Kundschaft“, bemerkte Uwe. „Ich muss zurück.“
„Danke“, sagte Hedi.
Er nickte ihr aufmunternd zu. „Viel Glück.“
Dominique löffelte ihr Frühstücksei, als Hedi ins Haus kam. „Ich fahre heute Nachmittag für drei Tage nach München“, sagte sie.
Ihre Tochter sah sie mit einem frostigen Blick an. „Ach ja?“
„Ich will eine ehemalige Arbeitskollegin besuchen.“
„Und Wolfgang Bernsdorf.“
„Was geht dich das an?“
„Ich find’s echt mies, wie du Paps hintergehst.“
„Ich werde ja wohl einen Bekannten besuchen dürfen, ohne meine Familie vorher schriftlich um Erlaubnis zu bitten!“
„So wie der dich neulich angeschmachtet hat, ist er wohl ein bisschen mehr als nur ein Bekannter.“
Hedi fühlte sich ertappt. „Du solltest dich lieber um deine eigenen Angelegenheiten kümmern!“
Dominique drückte die Eierschalen im Becher zusammen. „Meine Angelegenheiten sind geregelt.“
„Was du mit Uwe gemacht hast, war nicht besonders nett.“
„Ich hab ihm wenigstens gleich klipp und klar gesagt, dass es aus ist. Wenn du mich suchst, ich bin in meinem Zimmer.“ Keine Minute später dröhnten Presslufthämmer durchs Haus.
Hedi ging in die Werkstatt und packte ihre schönste Keramikdose ein. Sie war blau engobiert und mit einem feinen Goldrand versehen. In Hassbach füllte Herr Kluge sie lächelnd mit Schokoladenpralinés. „Da wird sich Elli aber freuen.“
Elisabeth Stöcker war in Eile. „Ich plaudere gerade mit meiner Tochter“, sagte sie, als sie Hedi die Tür öffnete. „Am besten kommst du mit hoch.“
„Wenn ich störe, schaue ich später vorbei“, entgegnete Hedi.
„Ach was!“, rief sie von der Treppe. „Ich melde mich sowieso gleich ab.“
Als Hedi auf den Dachboden kam, saß Elisabeth vor ihrem Computer und schrieb. „Was machst du da?“
Elisabeth sah vom Bildschirm hoch. „Sagte ich doch: mit meiner Tochter ein Schwätzchen halten. Ich bin gerade online in ihrem Londoner Büro.“
Hedi betrachtete das Foto neben dem Computer, das eine schlanke gutaussehende Frau etwa Anfang dreißig zeigte. Sie hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, trug einen weißen Hosenanzug und lachte in die Kamera. „Ist sie das?“
Elisabeth nickte. „Ich lege mir immer ihre Bilder hin, wenn ich ins Netz gehe.“ Sie zog eine Schublade ihres Schreibtischs auf und holte ein zweites Foto heraus. Die Frau darauf sah aus wie Elisabeths Schwester. „Jutta, meine Älteste.“
„Die nach Amerika ausgewandert ist?“
„Sie lebt mit ihrer Familie auf einer Rinderfarm in Utah. Wir
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