Die Wassermuehle
Liebesroman, wie man ihn im Allgemeinen versteht, ist ja eigentlich kein Roman über die Liebe, sondern über das Verliebtsein, also die erste Phase auf dem Weg zur Liebe. Erzählt wird in der Regel, welche Klippen die Protagonisten umschiffen müssen, um sich als Paar zu finden. Für einen Liebesroman in diesem Sinne ist Die Wassermühle zu wenig auf die beiden Hauptpersonen fokussiert, also Hedi und Klaus. Ich wollte mehr als das übliche Schema aus Konflikt, Versöhnung, Wolke sieben. Es ging mir darum, das Leben von zwei Menschen zu erzählen, die einmal sehr verliebt ineinander waren, die ihr Schicksal gemeistert, sich dann aber auseinandergelebt und im Alltag verloren haben. Sie verstehen einander nicht mehr, hören sich nicht mehr zu, werden im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Was bleibt, ist das Gedankenalbum der Erinnerung, traurige, fröhliche und sehnsuchtsvolle Bilder von gemeinsam Erlebtem, beispielsweise das Lustige Offenbacher Steineraten , mit dem es Klaus einst gelang, seine junge Frau aus ihrer Depression zu reißen. Als Schriftstellerin spüre ich der Frage nach, was eigentlich geschehen ist zwischen den beiden, warum es so schwer ist, dass sie sich wiederfinden, und warum der Alltag für beide plötzlich doch wieder beglückend ist. Es hat nicht nur mit ihren gemeinsamen Erinnerungen zu tun, sondern auch mit dem Gefühl der Vertrautheit und der Dankbarkeit einem Menschen gegenüber, mit dem man lange und, insgesamt gesehen, glücklich und zufrieden leben durfte. Sicher gehört dazu auch die Erkenntnis, dass niemand perfekt ist, und dass Liebe etwas damit zu tun hat, den anderen wirklich anzunehmen. Manchmal genügt es schon, einfach den Blick auf die Dinge zu ändern. Der erste und (vor-)letzte Satz des Romans zeugen davon.
Thoni: Unter der Überschrift Statt eines Epilogs. Bonbons aus meiner Briefpost haben Sie der Erstausgabe ein Nachwort angehängt, das auch die wechselvolle Geschichte des Manuskripts nachzeichnet ...
N.H. (schmunzelt): Ja, meine Wassermühle hatte es nicht leicht. Aber wie ich schon sagte: Es ist fantastisch, was man mit Sprache alles machen kann. Und wie entlarvend so mancher vorgeblich bedeutsame Satz klingt, wenn man ihn in einen neuen Zusammenhang stellt. Die positiven Zitate aus diesem Absagensammelsurium stammen übrigens von dem leider viel zu früh verstorbenen Verleger Dr. Karl Blessing, der mir die schönste Absage schrieb, die ich je bekommen habe. Sie schloss mit dem Wunsch, meinem Manuskript, das leider in das Verlagsprogramm seines damals noch jungen Verlages nicht hineinpasste, dennoch einmal in gedruckter Form wiederzubegegnen. Den Wunsch konnte ich ihm erfüllen. Nachdem der Roman vor dreizehn Jahren erschienen war, habe ich ihm umgehend ein Exemplar zukommen lassen.
Thoni: Er hat es hoffentlich mit Vergnügen gelesen. Vielen Dank für das Gespräch.
Nikola Hahn & Thoni Verlag
Rödermark, im Winter 2013
Z ITATBELEGE
* A – F *
Die Bilder können per Klick (Kindle-»Lupe«) vergrößert werden; die Querverweise (»Kap. xx«) führen direkt zu den jeweiligen Fundstellen im Roman.
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Abbott Michael, Helen Cecilia De Silver (Pseudonym:) Sabbrin, Celen
(23.12.1857 – 29.11.1904)
Amerikanische Autorin, Biologin, Chemikerin u. Ärztin
„Die Farbskala der Bilder von Monet ist originell und im Wesentlichen dazu gedacht, eine intensive psychologische Wirkung auf den Betrachter auszuüben. (…) Nr. 212, Mohnblumen bei Giverny , ist ein Ausdruck der Hoffnungslosigkeit, der Unerreichbarkeit absoluter Wahrheit und eine Bestätigung der naturwissenschaftlichen Anschauung, dass alle menschlichen Bemühungen letztendlich zwecklos sind. (...) Die Prinzipien der Mathematik kommen in diesem Bild umfassend zum Ausdruck und vergegenwärtigen den Gedanken, dass die Geometrie seelenlos und die Kräfte der Natur unnachgiebig und gnadenlos sind. Im unmittelbaren Vordergrund erstreckt sich eine heitere Wiese mit Mohnblumen (…). Ein schwerer, grauer Himmel, leer und freudlos, senkt sich über alles. Das Weitere lässt sich nicht erahnen. (…) Monet liefert zu den Fragen, in die seine Bilder münden, keine Lösungen. Er befasst sich damit, den ernstesten Wahrheiten unseres Lebens Ausdruck zu verleihen. Er zeichnet die Chronik des modernen Denkens auf.“ (Celen Sabbrin, Science and Philosophy in Art, 1886/zit. Stuckey, S. 126, 127)
▶ Vivienne zitiert den kursiv gesetzten Text im Gespräch mit Hedi und Reiner über ihre Intention, und
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