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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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forderte ihn auf, ihm zu folgen. Die Uniformierten verabschiedeten sich. Kunze schob den Festgenommenen in sein Büro und warf die Tür zu. Beamte vom K 28 trugen die Säcke und Kisten weg. Klaus klopfte an Dieters Büro.
    „Herein!“
    Die Aktenstapel auf Dieters Schreibtisch hatten sich um etliche Zentimeter erhöht. Ihm gegenüber saßen ein bosnischer Einbrecher, ein Dolmetscher für Serbokroatisch und ein deutscher Rechtsanwalt. Klaus rammte dem Rechtsanwalt die Tür in den Rücken.
    „Entschuldigung.“ Er sah Dieter an. „Du wolltest ...“
    „Dieses Büro ist eine Zumutung!“, sagte der Rechtsanwalt.
    „Normalerweise sitzt auf Ihrem Stuhl ja auch mein Kollege, Herr Dr. Spieß“, sagte Dieter.
    „Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass in diesem Hasenkasten zwei Beamte arbeiten?“
    „Es gibt Leute, die behaupten, Beamte arbeiten nicht. Wenn Sie mich bitte einen Moment entschuldigen?“ Dieter quetschte sich an Rechtsanwalt, Dolmetscher und Einbrecher vorbei in den Flur. Er schaute sich suchend um. „Hast du den guten Abdul unterwegs verloren?“
    „Der Bürger aus Marokko war noch nicht erkennungsdienstlich behandelt. Dagmar kümmert sich darum“, sagte Klaus. „Ich nehme an, das war in deinem Sinne?“
    „Ich weiß die Kooperation mit der Schutzpolizei zu schätzen. Zumal um diese Uhrzeit.“
    „Noch mehr Süßholz, und ich rede dich mit Derrick an und koche Kaffee.“
    Dieter grinste. „Für was seid ihr Uniformierten denn sonst da, hm?“
    „Wetten, dass ich an deinem Auto nachher irgendwas Bußgeldwürdiges finde? Seid ihr Starermittler heute aus den Betten gefallen oder hat Bayern Hessen wieder mal Amtshilfe geleistet?“
    „Du siehst die Früchte monatelanger Ermittlungstätigkeit vor dir, Kollege!“
    „Im Moment sehe ich einen leeren Flur. Was hat unser Marokkaner mit der Sache zu tun?“
    „Die Klamotten, die ihr in seiner Wohnung sichergestellt habt, stammen aus dem gleichen Bruch wie der Kram, den wir heute Nacht bei den Bosniern gefunden haben.“
    „Multikulturelle Zusammenarbeit“, sagte Klaus.
    Dieter zeigte auf seine Bürotür. „Der Kerl da drin ist der Kopf der Bande. Er hat dreiundsiebzig Fälle wegen schweren Diebstahls im System. Er bekam eine freundliche richterliche Ermahnung und ein bisschen Geldstrafe. Der Rest wurde eingestellt.“
    Klaus grinste. „Das spricht gegen deine monatelange Ermittlungstätigkeit.“
    „Um die Strafe zu bezahlen, hat er ein paar Brüche zusätzlich gemacht. Und jetzt schaff mir gefälligst diesen Abdul Sonstwas hierher!“
    „Abdul Kaddouri aus Beni Sidel vom Erkennungsdienst in Ihr Büro verbringen: Wird sofort erledigt, Herr Derrick.“
    Dieter verschwand in seinem Büro, und Klaus fuhr ins Erdgeschoss hinunter.
    „Das darf doch nicht wahr sein!“ Dagmars empörte Stimme drang aus den Räumen des Erkennungsdienstes bis in den Flur.
    „Du bist nicht up to date“, sagte die Angestellte, die Abdul Kaddouri Fingerabdrücke abnahm.
    Klaus kam herein. „Hallo, Ina. Gibt’s Probleme?“
    „Hallo, Klaus.“ Ina forderte Abdul Kaddouri auf, sich die Hände zu waschen; er ging zum Waschbecken. „Deine junge Kollegin bewundert gerade unsere auf Political Correctness getrimmten Formulare.“
    „Die spinnen.“ Dagmar hielt den Erfassungsbogen für die Personenbeschreibung in der Hand. „Aussehen: afrikanisch. Geniale Idee, echt wahr.“
    „Marokko liegt nun mal in Afrika, oder?“, sagte Klaus.
    „Der Kongo auch.“
    „Und wie würdest du einen Herrn aus dem Kongo beschreiben wollen?“
    „Negroid zum Beispiel.“
    „Rassistin.“
    Dagmar lief rot an, Ina lachte. Klaus zuckte mit den Schultern. „Negroid ist ein Ausdruck ausländerfeindlicher Gesinnung. Genauso diskriminierend wie ostpreußisch und die Beschreibung sonstiger Zungenschläge jenseits der Oder. Objektiv festgestellt von einer Arbeitsgruppe der Innenministerkonferenz.“
    Abdul Kaddouri drehte den Wasserhahn zu und grinste.
    „Gestern hat er behauptet, er spricht kein Deutsch“, sagte Klaus.
    Abdul Kaddouri zog seine Jacke an. „Ich nix verstehn.“
    „Ich merk’s.“ Klaus sah Dagmar an. „Ina ist auch nicht mehr polizeilich zu beschreiben.“
    Ina lachte. „Vollbusig haben sie ebenfalls aus dem Bogen gestrichen.“
    „Lass uns gehen“, sagte Dagmar.
    Sie brachten Abdul Kaddouri bis vor Dieters Büro.
    „Meine ganze Geschäft kaputt! Tor kaputt! Fenster kaputt!“, tönte es von drinnen. Klaus klopfte und steckte seinen Kopf durch die

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