Die Wassermuehle
verstopfen!“
Die Kolonne geriet in Bewegung. Der Polizist lief zurück zu seinem Streifenwagen.
„Ist dein Klaus auch so nett?“, fragte Vivienne.
„Eine Unverschämtheit ist das!“, schimpfte Hedi.
„Was machen wir denn jetzt?“
„Schieben.“
Zum Glück erbarmten sich die Staunachbarn und halfen, den Bus auf den Standstreifen zu rollen. Hedi rief Elisabeth Stöcker an. Zwei Stunden später kam Matthias Mehret mit einem Abschleppwagen. Als sie die Eichmühle erreichten, war es Nacht.
Vivienne schlief noch, als der Umzugstransporter am Morgen auf den Hof fuhr. Hedi zeigte den beiden Möbelpackern, wo sie das Biedermeiersofa und den Couchtisch hinstellen sollten. Als sie damit fertig waren, kam Vivienne aus dem ersten Stock herunter. Sie hatte einen Morgenrock an und gähnte.
„Warum hast du mich nicht geweckt?“
Hedi zuckte mit den Schultern. „Entweder schreie ich zu leise, oder du schläfst zu laut.“
Vivienne ließ sich auf der Treppe nieder und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Das war ganz schön anstrengend gestern.“
Die Möbelpacker trugen eine Holztruhe herein. Sie war mit Eisenbeschlägen versehen und mit einem Vorhängeschloss gesichert. Vivienne sprang auf. „Die bringen Sie bitte in die Dachkammer. Aber vorsichtig!“
Die Männer polterten mit der Truhe nach oben.
„Ganz hoch und dann rechts“, rief ihnen Vivienne hinterher.
„Was ist da drin?“, fragte Hedi.
„Meine Meditationsutensilien.“
„Du meditierst? Davon hast du mir ja gar nichts erzählt.“
Vivienne zuckte die Schultern. „Ich konzentriere mich auf meine Aura und löse mich von Geräuschen, Gerüchen, Gefühlen und allem Gegenständlichen. Nur so gelingt es mir immer wieder aufs Neue, die nötige Kraft für meine Arbeit zu finden, verstehst du?“
„Mhm“, sagte Hedi.
Die Möbelpacker kamen die Treppe herunter.
„War sauschwer, das Ding!“
„Sind wahrscheinlich Backsteine drin.“
Lachend verschwanden sie nach draußen.
Vivienne setzte sich wieder. Unter ihrem Morgenrock blitzte ein Negligé hervor. „Mein Unterbewusstsein registriert alle energetischen Vorgänge in meinem Aurafeld und nimmt Dinge wahr, die meinen physischen Sinnen nicht zugänglich sind. Diese Interaktionen werden gespeichert und können durch Meditation abgerufen werden.“
„Und was ist nun genau in der Kiste?“
„Ein altes okkultes Axiom besagt: Alle Energie folgt dem Denken. Meine Meditationsrequisiten sind für Dritte tabu. Genauso wie der Raum, in dem sie sich befinden.“
„Durfte ich deshalb nicht in deine Abstellkammer?“
„Die Psychometrie würde gestört. Ich hoffe, du akzeptierst das.“
Hedi hob grinsend ihre rechte Hand. „Ich schwöre, keinen Fuß in dein Heiligstes zu setzen. Zufrieden?“
Vivienne nickte. Außer der Holztruhe trugen die Männer noch eine große und eine kleine Kiste in das Dachzimmer.
„Psychometrie scheint was Kompliziertes zu sein“, sagte Hedi.
„Kann man da oben ein Faxgerät anschließen?“, fragte Vivienne.
„Braucht man das beim Meditieren?“
„Ich meine es ernst!“
Hedi zuckte die Schultern. Die Möbelpacker brachten die Kentiapalmen herein. „Die kommen ins Wohnzimmer!“, bestimmte Vivienne.
Die Männer trugen die Pflanzen schimpfend durch den engen Flur und stellten sie vor dem Fensterchen im Wohnzimmer ab. Vivienne schnitt die Verschnürung durch. Das halbe Zimmer füllte sich mit Palmwedeln.
Der jüngere der Männer fuhr mit dem Handrücken über sein verschwitztes Gesicht. Der Ältere kratzte nachdenklich sein Doppelkinn. „Sie ham nich vor, hier noch was reinzutun, oder?“
„Bringen Sie sie wieder hinaus!“, befahl Vivienne.
„Aber mit Vergnügen, gnädige Frau. Sollen wir sie zur Probe vielleicht mal unters Dach schleppen?“
„Die Terrakotten nehmen Sie bitte auch mit!“
„Hä?“
„Die Übertöpfe“, sagte Hedi. Sie schlug vor, die Palmen während des Sommers im Hof stehenzulassen. Vivienne war einverstanden. Ihr antiker Schlafzimmerschrank passte auch zerlegt nicht durch die Haustür. Missmutig bauten die Männer ihn in der Scheune zusammen. Gegen ein großzügiges Trinkgeld waren sie bereit, einen Kleiderschrank aus dem Erdgeschoss in den ersten Stock und Juliettes verblichenes Sofa vom Wohnzimmer auf den Dachboden zu tragen; dafür fand Viviennes Biedermeiersofa Platz vor dem Kamin. Hedi richtete sich in Juliettes Schlafzimmer ein, Vivienne in dem Raum gegenüber. Danach räumten sie die mit Krimskrams vollgestellte
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