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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Kammer neben der Küche leer und funktionierten sie zum Esszimmer um.
    Abends waren sie so erschöpft, dass sie nicht einmal mehr Lust zum Reden hatten. Doch kaum lag Hedi im Bett, war ihre Müdigkeit verflogen. Eigentlich hätte sie diese Woche Nachtschicht. Und Klaus musste morgen zum Frühdienst. Ob er sie vermisste? Angerufen hatte er jedenfalls nicht. Und die Kinder auch nicht. Was sie wohl zu Mittag gegessen hatten? Liebe Zeit, sie hatte vergessen, Klaus’ Hemden zu waschen! Die Lächelnde Frau und Albert Einstein irrten in ungebügelten Uniformen durchs Pfauenhaus , als Hedi durch einen Schrei geweckt wurde. Er kam von gegenüber.
    Vivienne hatte sich in die hinterste Ecke ihres Betts verkrochen und die Decke bis zum Kinn gezogen. Die Nachttischlampe brannte. Vivienne zeigte auf eine Stelle darüber. „Da-da ... da!“
    Hedi betrachtete kopfschüttelnd die braune Hausspinne, die sich von der Decke heruntergelassen hatte. „Sei still! Du erschreckst sie ja zu Tode.“ Sie öffnete das Fenster und klappte die Holzläden auf. Unter dem Fenster floss der Bach. Im Mondlicht zeichneten sich die Umrisse des Mühlrads ab. Hedi nahm den seidenen Faden, beförderte ihn samt Spinne nach draußen und schloss die Läden wieder. „Ich könnte mir ein schöneres Hobby vorstellen, als mitten in der Nacht die Insektenwelt meines Schlafzimmers zu observieren.“
    Vivienne stiegen Tränen in die Augen. „Mach dich auch noch lustig über mich!“
    „Schlaf gut.“
    „Ich habe eine Spinnenphobie!“
    „Die solltest du dir schleunigst abgewöhnen. In alten Wassermühlen denken Spinnen für gewöhnlich nicht daran, abgasverseucht von den Wänden zu fallen. Sie leben ein lustiges Leben.“
    „Aber doch nicht nachts um halb drei! In meinem Bett! Und noch dazu so eine widerlich behaarte!“
    „Normalerweise schläft man um die Uhrzeit ja auch.“
    „Ich konnte aber nicht schlafen. Diese Stille ist zum Wahnsinnigwerden!“
    „Dann lass das Fenster offen und bilde dir ein, der Mühlbach wäre die Autobahn.“
    Vivienne zog die Decke über den Kopf. „Auf den Arm nehmen kann ich mich selbst.“
    „Na dann: Gute Nacht.“ Hedi löschte das Licht und ging in ihr Zimmer zurück. Das fing ja gut an.

K APITEL 19
    „G uten Morgen“, sagte Dagmar, als Klaus um Viertel vor sieben in den Vernehmungsraum kam. „Du siehst unausgeschlafen aus.“
    Klaus ließ sich auf den Stuhl fallen, der normalerweise Zeugen und Beschuldigten vorbehalten war. „Was schreibst du denn Schönes vor Dienstbeginn?“
    Dagmar legte Papier in den Drucker und gab den Druckbefehl. „Ich habe den Bericht fertiggestellt. Wegen unserer Festnahme gestern Abend in Mühlheim.“
    Klaus gähnte. „Wie du dem Kerl das Bein gestellt hast ... alle Achtung!“
    „Ich verspürte kein Bedürfnis, ihm zwei Kilometer hinterherzurennen.“ Der Drucker fing an zu summen und gab das erste Blatt aus. Dagmar reichte es Klaus. „Sei so gut und lies noch mal drüber, ja?“ Sie rümpfte die Nase. „Hast du im Bierzelt übernachtet?“
    Klaus überflog murmelnd den Bericht. „Mein Nachbar hat sich in die Briefträgerin verliebt.“
    Dagmar gab ihm die zweite Seite. „Du sprichst in Rätseln.“
    „Ich musste mir ein anderes warmes Plätzchen suchen, um meinen abendlichen Schoppen zu trinken.“
    „Das tust du in letzter Zeit öfter, was?“
    „Ein warmes Plätzchen suchen?“
    „Schoppen trinken.“
    Klaus fing an zu lachen. „Du hast dich der Rechtschreibhilfe dieses genialen Computers bedient, stimmt’s?“
    „Ist der Bericht nun in Ordnung oder nicht?“
    „Der Bericht schon. Die Schreibweise der Polizeistation Mühlheim würde ich noch mal überdenken.“
    Dagmar nahm Klaus die Blätter ab. „Großer Gott! Und ich hab’s nicht gemerkt!“ Sie grinste. „Polizeistaat Mülleimer: So was kann ja nur einem Polizeicomputer einfallen.“
    Michael Stamm kam herein. „Na? Kämpft ihr wieder gegen die dienstlich gelieferte EDV?“
    Klaus zuckte mit den Schultern. „Du wirst es nicht glauben: Das Ding kann Witze erzählen.“
    „Dieter Schneider vom K 28 hat angerufen. Ob ihr ihm netterweise den Spezi von gestern Abend vom Gewahrsam ins Präsidium bringen könntet.“
    Im Einbruchskommissariat ging es zu wie im Taubenschlag. Kommissar Kunze lief brüllend zwischen drei Büros hin und her. Auf dem Gang waren Säcke und Kisten mit Asservaten übereinandergestapelt; auf einem Stuhl hockte ein Festgenommener, bewacht von zwei Schutzpolizisten. Kommissar Kunze

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