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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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gehört. Was gibt’s denn?“
    Klaus deutete kopfschüttelnd auf die Stereoanlage und hielt seiner Tochter das zerknitterte Uniformhemd hin. „Kannst du mir das schnell bügeln? Ich muss zum Dienst.“
    „Hast du noch mehr davon, Paps? Ich bräuchte was zum Üben.“
    Sascha saß auf der Wohnzimmercouch vor seinem Laptop und zappte zeitgleich durchs Fernsehprogramm. Auf dem Tisch lag eine halbleere Tüte Chips. Klaus baute das Bügelbrett auf. Er griff nach dem Bügeleisen. Das Brett krachte zusammen. „Verdammter Scheißkram!“
    Sascha grinste. „Du solltest es mit dem Verriegelungsstift probieren, Papa.“
    Dominique steckte den Kopf herein. „Dein Telefon klingelt, Paps. An der Garderobe.“
    Klaus lief in den Flur und kramte nach seinem Handy.
    „Ich wollte mich erkundigen, wie es dir geht, mein Junge“, sagte Therese Winterfeldt.
    „In den acht Stunden seit deinem letzten Anruf hat sich nichts Grundlegendes geändert, Mutter.“
    „Ich mache mir wirklich ernsthafte Sorgen!“
    „Ich auch.“
    „Um die Kinder, nicht wahr?“
    „Um deine Telefonrechnung.“
    „Sie brauchen eine ordnende Hand! Du glaubst nicht, wie wichtig das in dem Alter ist.“
    „Ja, Mutter.“
    „Du musst darauf achten, dass sie morgens anständig frühstücken, hörst du?“
    „Ja.“
    „Und dass sie ihre Schulaufgaben ordentlich machen.“
    „Sicher.“
    „Hast du die Wäsche aus dem Trockner genommen?“
    „Mhm.“
    „Was habt ihr heute gegessen?“
    „Onkel Donald hat gekocht.“
    „Ist das ein Nachbar von euch?“
    „Sozusagen.“
    „Ich weiß ja, du willst das nicht hören: Aber eine Frau, die ihre Familie im Stich lässt, hat keinen Charakter.“
    „Mutter, bitte!“
    „Wo kommen wir denn hin, wenn jeder nur noch das tut, was ihm gerade einfällt? Aber die jungen Frauen heutzutage haben kein Pflichtgefühl und kein bisschen Anstand mehr!“
    „Ich muss zum Dienst.“
    „Hast du Dr. Maurer angerufen?“
    „Ich brauche keinen Scheidungsanwalt, weil ich mich nicht scheiden lasse.“
    „Ich meine es nur gut mit dir, Junge! Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass diese Frau dich eines Tages ins Unglück stürzen wird. Und ich finde, es wäre besser ...“
    „... das Gespräch zu beenden. Tschüss.“ Klaus stellte das Handy aus und steckte es zurück in seine Jacke. Warum hatte er auch ausgerechnet seine Mutter fragen müssen, wie der dumme Trockner einzustellen war! Er holte das zerknautschte Uniformhemd und ging in den ersten Stock hinunter.
    „Wie machst du das mit dem Bügeln?“, fragte er, als Ralf ihm öffnete.

K APITEL 20
    H edi fragte sich, wie sie die ersten beiden Tage in der Eichmühle ohne Elisabeth Stöcker hätte überstehen sollen. Während Vivienne bis in die Puppen schlief, kam Elisabeth schon frühmorgens mit ihrem Fahrrad herausgefahren, fütterte wie selbstverständlich die Tiere und kümmerte sich um den Garten.
    „Ich habe Juliette versprochen, dass ich Ihnen etwas zur Hand gehe, bis Sie sich eingelebt haben“, sagte sie lächelnd, als Hedi am zweiten Tag Einwände erhob.
    „Aber sie wusste doch gar nicht, dass ich die Mühle behalte!“
    „Sie hoffte es.“ Elisabeth lehnte ihr Fahrrad an die Hausmauer und sah zum Himmel. „Das wird heiß heute.“
    Hedi nickte. Sie betrachtete verstohlen Elisabeths schwarzes Kleid und schämte sich, weil das Prinzesschen Trauer trug und sie nicht. Der Gedanke, dass eine Fremde ihrer Tante offenbar näher gewesen war als sie selbst, tat weh.
    „Haben Sie Lust auf einen kleinen Gartenrundgang?“
    Hedi zuckte zusammen. „Bitte?“
    „Ich würde Ihnen gerne zeigen, was demnächst zur Ernte ansteht“, sagte Elisabeth lächelnd.
    „Mhm.“ Juliettes Garten war für Hedi wie der Fleck über dem Kamin. Am liebsten hätte sie nicht hingesehen.
    „Wir können es auch morgen machen“, sagte Elisabeth.
    Hedi schüttelte den Kopf. „Darf ich Sie etwas fragen, Frau Stöcker?“
    Elisabeth nahm einen Kittel aus ihrem Fahrradkorb und zog ihn an. „Nur zu.“
    „Was hat meine Tante damit gemeint: Kauf dir endlich den Grimm davon?“
    Elisabeth lachte. „Das war typisch Juliette. Führt unsere Diskussionen sogar in ihrem Testament weiter! Ich sagte, dass das Ding der reine Luxus sei, aber sie beharrte darauf, dass man sich einen unsinnigen Wunsch im Leben ruhig erfüllen dürfe.“ Sie wurde ernst. „Nach ihrer Pensionierung fehlte Ihrer Tante die geistige Auseinandersetzung. Da es mir ähnlich ging, haben wir oft und gern über Sprache und

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