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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Interessen einer Bank im größten Offshore-Steuerparadies der Welt vertrat, musste älter und erfahrener sein, sich vielfach bewährt haben. Ihre Haut prickelte, und ein Hauch von Panik breitete sich in ihrem Magen aus.
    »Hallo, ich bin Jeremy Bates. Freut mich sehr, Sie kennenzulernen.«
    Sie schüttelte ihm die Hand und musterte neugierig sein cremefarbenes Hemd mit Monogramm, die blaugelbe Seidenkrawatte von Ferragamo, die maßgeschneiderte schiefergraue Hose aus leichter Schurwolle mit messerscharfer Falte und die glänzenden schwarzen Schnürschuhe. Die Schuhe sind handgemacht , dachte sie, Bates ist mit Sicherheit kein Arbeiterkind. Sie bemerkte, dass er sie ebenso neugierig beäugte wie sie ihn. Mit ihrem schüchternsten Lächeln sagte sie: »Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
    »Eigentlich hatte ich auch Mr. Seto erwartet«, entgegnete er, trat beiseite und bedeutete ihr, ins Büro zu kommen.
    »Er ist schrecklich krank geworden«, erklärte sie.
    »Setzen wir uns an den Konferenztisch. Es ist doch hoffentlich nichts Ernstes?«
    »Lebensmittelvergiftung. Gestern, kurz vor dem Flug haben wir noch schnell eine Kleinigkeit gegessen, was ihm anscheinend nicht gut bekommen ist. Seit unserer Ankunft ist er entweder im Bett oder im Bad und leidet unter Fieber mit Schüttelfrost.«
    »Also ist er hier in Road Town?«
    »Oh, ja, nur nicht auf den Beinen.«
    Sie setzte sich und ließ den Blick durchs Büro schweifen. Es war ebenso riesig wie der Empfangsbereich und dazu entworfen, um zu beeindrucken. Schreibtisch und Anrichte bestanden ebenfalls aus Mahagoni, und auch hier fand sich ein Perserteppich auf dem Holzboden. Hinter dem Schreibtisch stand ein Stuhl mit hoher Lehne und schwerer, grüner Polsterung, dahinter zwei kleinere. An der hinteren Wand gab es drei Panoramafester, die Seitenwände waren mit Bücherregalen bestückt, die die Protokollbücher der Bank enthielten. Dann entdeckte sie etwas Moderneres: Oben in der rechten Ecke befand sich eine winzige Kamera. Ava bezweifelte nicht, dass jede Besprechung aufgezeichnet wurde.
    »Meine Visitenkarte«, sagte er und reichte sie ihr.
    »Vielen Dank.« Sie las, was darauf stand: FILIALLEITER , PRIVATKUNDENGESCHÄFT , BRITISH VIRGIN ISLANDS .
    »Also, ich habe Tee, Kaffee und Wasser. Was hätten Sie gerne?«
    »Oh, nichts, vielen Dank«, antwortete sie, immer noch irritiert von seiner Jugend und dem guten Aussehen. Sein Haar war dunkelblond, kurz und lichtete sich an den Schläfen, die blauen Augen standen etwas zu weit auseinander, die Nase war lang und schmal.
    »Gut«, sagte er und schüttete sich ein Glas Wasser ein. »Also, Ms. Lee, in welcher Verbindung stehen Sie zu Mr. Seto?«
    Sie reichte ihm ihre Visitenkarte. »Unsere Firma erledigt die Buchhaltung für Dynamic Financial Services. Dynamic übernimmt Auftragsfinanzierungen, Kreditbriefe und erleichtert allgemein die Handelsbeziehungen zwischen Südostasien, Europa und Amerika. Eines von Mr. Setos Unternehmen, Seafood Partners, hat die Dienste von Dynamic in den letzten sechs Monaten ausgiebig in Anspruch genommen, und zwischen den beteiligten Parteien haben sich enge Arbeitsbeziehungen entwickelt. Vor etwa zwei Monaten hat sich Mr. Seto entschlossen, Anteile an einer Muschel- und Shrimps-Verarbeitungsfabrik in Yantai, an der Nordküste des Gelben Meeres, zu erwerben. Er hat Dynamic beauftragt, das Geschäft für ihn abzuwickeln, und jetzt stehen wir kurz vor dem Abschluss.«
    Bates sah erst Avas Visitenkarte, dann sie selbst an. Aufrecht saß sie da, wie eine gute Havergal-Schülerin, die Brust leicht vorgestreckt. »Das klingt ja sehr interessant«, sagte er, eine nichtssagende Floskel, wie sie wusste.
    »Nun, es ist nie einfach, in China Geschäfte zu machen. Aber Dynamic verfügt über umfangreiche Erfahrungen auf diesem Gebiet. Sie versuchen zum Beispiel immer, Konditionen auszuhandeln, die dem Investor bei Schwierigkeiten den Ausstieg erleichtern. Natürlich haben sie auch außerhalb Chinas hilfreiche Kontakte, die sie seit vielen Jahren pflegen. Die Preise, die sie dafür veranschlagen, dass sie derartige Verträge aushandeln und beiden Parteien eine solide Verhandlungsplattform zur Verfügung stellen, sind ausgesprochen vernünftig, wenn man bedenkt, wie viel Sicherheit sie dafür bieten.«
    Er hatte einen Kuli, einen Notizblock und eine geschlossene Akte vor sich liegen, schrieb aber nicht ein Wort mit, während sie redete. »Unsere Bank ist natürlich ebenfalls in Asien

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