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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Vermutlich würde Setos Unterschrift auf dem Überweisungsantrag unter Vorlage der entsprechenden Ausweise – wenn nötig mit unterschriebenen, datierten Kopien – der Bank genügen. Die wichtige, alles entscheidende Frage war: Würde die Bank darauf bestehen, Zeuge zu sein, während Seto die Unterschriften leistete? Aber warum sollte sie? Die Bank hatte seine Unterschrift zum Vergleich in den Akten. Ava konnte mehrere seiner Identitätsnachweise plus unterschriebene, datierte Kopien vorweisen. Allerdings nicht beim ersten Treffen. Bates mit zu vielen Dokumenten zu erschlagen, wäre das Schlimmste, was sie tun konnte.
    Sie durfte nichts überstürzen, nicht ängstlich oder besorgt wirken. Immer schön langsam, eins nach dem anderen. Erzähl Bates eine Geschichte. Beweise ihm deine Vertrauenswürdigkeit. Zeig ihm Setos Ausweise. Bau eine Beziehung auf. Bring Bates dazu, Vorbereitungen für die Überweisungen zu treffen, aber dräng ihn nicht gleich beim ersten Mal dazu. Dazu bedurfte es zweier, vielleicht sogar dreier Treffen. Solange sie ihn immer wieder leicht in die richtige Richtung dirigierte … Er sollte sagen, was er benötigte und wie. Er sollte glauben, er hätte die Kontrolle darüber, die sieben Millionen Dollar nach Hongkong zu schicken.
    Knifflig war nur, Robbins in dem Glauben zu lassen, es handle sich nur um fünf Millionen. Sie wusste, er würde – wenn er klug war – eine Bestätigung von Barrett’s Bank über die Überweisung nach Hongkong verlangen. Sollte er erfahren, dass es sich in Wirklichkeit um sieben Millionen handelte, würde sich sein Preis schlagartig erhöhen. Sie musste die Bank davon überzeugen, zwei Überweisungen zu tätigen, das war durchaus machbar. Ava sah es folgendermaßen: Wenn Plan A funktionierte, war sowohl für Tam als auch für eine saftige Provision gesorgt. Wenn sie zu Plan B greifen musste, würde Tam immer noch einen Großteil des verlorenen Geldes zurückbekommen.
    Ava schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Stuhllehne. Die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel, und allmählich wurde es heiß. Sie mochte das Gefühl der Sonnenstrahlen auf ihrer Haut, doch es machte sie träge und schläfrig. An die Arbeit , ermahnte sie sich und stand auf.
    Das Wohnzimmer war leer. Robbins’ Schlafzimmertür stand offen, aber er war nicht da. Dann sah sie ihn im Badezimmer vor dem Waschbecken stehen, von der Taille aufwärts nackt, seine Fettpölsterchen wölbten sich übereinander wie die Rüschen eines fleckigen, weißen Kleides. Mit einem Handtuch trocknete er sich die linke Achsel. Seine Augen im Spiegel starrten sie an. Ava wich seinem Blick aus und ging in ihr Zimmer. Vielleicht war er doch nicht völlig verroht. Oder er konnte bloß seinen eigenen Geruch nicht mehr ertragen.
    Sie ließ sich Zeit dabei, sich die Haare zu kämmen, sie mit der Haarnadel hochzustecken, einen Hauch von Lippenstift aufzulegen und die Sachen anzuziehen, die sie auf dem Bett ausgelegt hatte. Es war fast ein Ritual. Als sie fertig war, trat sie einen Schritt zurück und begutachtete sich im Kommodenspiegel. Die oberen drei Blusenknöpfe ließ sie offen. Sie drehte sich zur Seite, um zu überprüfen, wie viel Busen zu sehen war. Zu viel für eine Buchhalterin und zu viel für einen Banker. Sie machte einen wieder zu. Als sie zu guter Letzt die Cartier-Uhr anlegte, sah sie, dass es schon halb zehn war. Schließlich kontrollierte sie noch einmal den Inhalt ihrer Chanel-Tasche, um zu sehen, ob sie alles dabeihatte, was sie brauchte. Schließlich war sie bereit zum Aufbruch.
    Jack Robbins saß auf dem Sofa und hatte die nackten Füße auf den Couchtisch gelegt. Er hatte sich nicht nur gewaschen, sondern auch rasiert und trug nun statt des weißen, zeltartigen Hemds ein schwarzes, ebenso zeltartiges. Unverhohlen stierte er Avas Brüste an.
    »Es wird Zeit«, sagte sie.
    Robbins blieb an der Tür stehen, um seine Sandalen anzuziehen, wobei er seinen Bauch anheben musste, um seine Füße überhaupt sehen zu können.
    »Bevor wir fahren, müssen wir noch zur Rezeption«, sagte sie.
    »Wozu?«
    »Zimmerservice. Wir wollen keinen.«
    »Ich hab schon angerufen, er wird bis auf weiteres ausgesetzt.«
    Sie war überrascht, dass er daran gedacht hatte.
    Davey wartete auf sie, der Ford Crown Victoria war der größte Wagen weit und breit. Er lächelte Ava an, als er Robbins die Rücksitztür aufhielt.
    Sie verließen Wickham’s Cay und fuhren in die Stadt. Bei Tag war sie ebenso malerisch wie nachts,

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