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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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und suchte die erste E-Mail an Onkel mit Captain Robbins’ Überweisungsinformationen heraus.
    »Das ist die Mail, die ich schon geschickt habe«, sagte sie zu Robbins, wobei sie sich nicht mehr ganz sicher war, was sie neben den Bankdetails noch hineingeschrieben hatte. Nicht viel, wie sich herausstellte. Wenigstens keine persönliche Meinung, nichts Negatives über den Captain.
    »Okay«, sagte Robbins.
    Sie kopierte die Nachricht, änderte nur die Höhe der zu überweisenden Summe und fügte die Bitte hinzu, Kopien der Bestätigung an Captain Robbins’ angegebene Adresse und Faxnummer zu schicken. Nachdem sie fertig war, sagte sie: »Hier, prüfen Sie, ob die Mail in Ordnung ist. Warum rufen Sie nicht gleich Ihren Bruder an und lesen sie ihm vor? So müssen wir uns beide keine Sorgen machen, dass man uns die Schuld gibt, falls was in die Hose geht.«
    »Keine schlechte Idee.«
    »Gut. Ich gehe währenddessen ins Bad«, erwiderte sie und stand auf. Er wich zurück, um sie vorbeizulassen. Sie wusste nicht, was dringender war, das Bedürfnis, zu urinieren oder Robbins’ bedrückender Gesellschaft zu entkommen. Selbst wenn er schwieg, war seine Gegenwart beklemmend.
    Als sie sich gerade auf die Toilette setzen wollte, fiel die Kopie der zweiten Überweisung zu Boden. Gott sei Dank war ihr das in der Bank noch rechtzeitig eingefallen, sonst wäre sie in echte Erklärungsnöte gekommen. Es hätte sie mit Sicherheit mehr Geld gekostet, und, was noch schwerer wog, es hätte Captain Robbins’ Vertrauen in sie erneut zerstört. Sie nahm die Kopie und steckte sie zurück in ihre Unterwäsche.
    Robbins saß wieder am Tisch, ein frisches Bier in der Hand. »Haben Sie Ihren Bruder erreicht?«
    Er nickte. »Sie können die E-Mail verschicken.«
    »Erst will ich mich umziehen. In diesen Kleidern will ich keine Pizza essen.«
    »Wie auch immer.«
    Als Erstes nahm sie den Schmuck ab und legte ihn ordentlich in das Etui. Dann schlüpfte sie aus dem Rock, holte den Zettel aus ihrem Höschen und steckte ihn in die Seitentasche der Shanghai-Tang-Tasche, in der sie ihren Hongkonger Ausweis aufbewahrte. Sie knöpfte die Bluse auf und dachte, dass sie bald mit ein bisschen Glück erst einmal keine schicken Sachen mehr tragen musste, und griff nach ihrem letzten sauberen T-Shirt.
    »Ihr Bruder hat Ihnen doch mitgeteilt, dass ich nach Absenden der E-Mail noch einen Flug buchen darf?«, fragte Ava zurück in der Küche.
    Robbins nickte und stand auf, um erneut hinter ihrem Stuhl Stellung zu beziehen. Sie nahm Platz und schickte die E-Mail los. »Das wars – so leicht hat der Captain noch nie 2,2 Millionen gemacht.«
    Die Gegensprechanlage knisterte, und Daveys Stimme war zu hören: »Pizzaservice.«
    Robbins ging zur Tür und drückte auf den Türöffner. »Kommst du rein?«
    »Nicht ohne Schlüssel.«
    »Okay, bin gleich da«, sagte er und schaute Ava an.
    »Ich suche nur nach Flügen und rühre mich nicht vom Fleck.«
    Er zögerte.
    »Was soll ich denn um Himmels willen anstellen? Vom Balkon springen?«
    »Bin in zwei Minuten zurück«, sagte er.
    Sie fand einen Flug mit American Airlines nach San Juan. Von dort aus konnte sie um Mitternacht ein Flugzeug nach Montreal nehmen oder weitere Anschlussflüge nach Toronto über Miami, Chicago oder Newark buchen. Sie überschlug den Zeitplan rasch im Kopf. Wenn es in Hongkong schnell genug ging, bekam Robbins die Kopie der Überweisung am nächsten Morgen – mitten in der Nacht, um genau zu sein. Das würde ihr gestatten, morgens nach San Juan und am frühen Nachmittag in die Vereinigten Staaten zu fliegen, sodass ihr Anschlussflug gegen Abend in Toronto ankam. Warum nicht? , dachte sie, während sie diese Route buchte.
    Gerade, als sie fertig war, kam Robbins mit drei großen Pizzaschachteln in der Hand zur Tür herein. Er stellte sie auf die Theke, und gleich darauf war die kleine Küche von Pizzageruch erfüllt. »Das ist Ihre«, sagte er und deutete auf die oberste Schachtel.
    Ava lief das Wasser im Mund zusammen, als sie einen Teller aus dem Schrank holte. Robbins setzte sich unterdessen vor ihren Computer und durchsuchte ihre Mail-Ordner. Er schien ihr keine Sekunde zu vertrauen.
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen, bis er fertig war. Als er aufstand, beugte sie sich vor und schaltete den Computer aus. Es ist so gut wie vorbei , dachte sie, als sie sich drei Pizzastücke auf den Teller legte, ein Glas Mineralwasser eingoss und sich mit dem Notizbuch unter dem Arm auf den Balkon

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