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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Schönheitschirurgen zu den besten der Welt zählten. Zum Glück hatten sie Antonelli mit einer erwischt, die die Geschlechtsumwandlung noch nicht komplett vollzogen hatte, sonst hätte niemand geglaubt, dass es sich um einen Transsexuellen handelte. Aber womöglich war es gar kein Zufall , dachte Ava. Womöglich mag Antonelli sie ja halb-halb.
    Arthon kam pünktlich, trug aber noch dieselbe Kleidung wie am Vortag. Er wirkte erschöpft und hatte wohl die Nacht durchgemacht. Stöhnend ließ er sich neben sie auf die Couch sinken.
    »Harte Nacht im Polizeidienst?«
    »Schön wärs«, antwortete er. »Es ist Monatsende, und ich muss die Schutzgelder kassieren. Ich bin für die Spielhöllen verantwortlich, und ein paar machen erst um Mitternacht auf.«
    »Wie viel Zeit verbringen Sie mit richtiger Polizeiarbeit, wie viel mit den Nebengeschäften?«
    »Etwa fünfzig-fünfzig, obwohl es am Monatsende etwas aus dem Ruder läuft.«
    »Ich dachte immer, Glücksspiel sei in Thailand verboten«, warf sie ein.
    »Ist es auch«, sagte er und reichte ihr einen großen braunen Umschlag.
    Es waren fünf Fotos. Sie verzog das Gesicht. Nackt war Antonelli noch abstoßender als erwartet, und obwohl sie über seine Partnerin Bescheid wusste, war das Bild dennoch etwas schockierend.
    »Großartig«, sagte sie.
    »Wollen Sie mich dabeihaben, wenn Sie sie ihm vor die Nase halten? Er wird nicht sehr erfreut sein.«
    »Das schaffe ich schon allein. Sie könnten allerdings seine Zimmernummer im Water Hotel für mich herausfinden. Ich schiebe eines der Fotos unter der Tür durch, dann arrangiere ich ein Treffen irgendwo in der Öffentlichkeit, wo er sich nicht auf mich stürzen kann.«
    »Er hat Zimmer Nummer 3   235.«
    »Danke.«
    »Ich gehe nach Hause und leg mich aufs Ohr. Rufen Sie an, falls Sie mich brauchen.«
    »Hier, das schulde ich Ihnen«, sagte sie und reichte ihm eine Rolle Baht-Scheine.
    »Vergessen Sie’s. Mein Boss hat gesagt, er macht mich kalt, wenn ich von Onkel Geld annehme.«
    Sie zuckte die Schultern. »Spenden Sie es einem Tempel oder so.«
    »Das kann ich nicht«, widersprach er. Er stand auf und dehnte sich erschöpft. Ava fiel auf, dass einige der weiblichen Angestellten ihn musterten. Er merkte es ebenfalls, lächelte und grüßte sie mit Wai , was Wais rundum zur Folge hatte. Eine der jungen Frauen, die nicht älter aussah als sechzehn, kam auf sie zu. Sie wechselte auf Thai ein paar Worte mit Arthon, lachte, nahm seine Visitenkarte und begleitete ihn zum Ausgang. Ava bewunderte ihre Direktheit.
    Sie ging zurück auf ihr Zimmer und zog sich um. Die Leinenhose und die rosafarbene Brooks-Brothers-Bluse würden für den richtigen Eindruck sorgen. Eigentlich wollte sie zum Water Hotel laufen, aber draußen stand kein Wölkchen am Himmel, und die Sonne brannte unbarmherzig. Um nicht schweißüberströmt anzukommen, nahm sie sich ein Taxi, obwohl es damit länger dauern würde als zu Fuß.
    Mit dem Fahrstuhl fuhr sie in den 32. Stock. Der Flur war bis auf den Putzwagen des Zimmermädchens leer. Sie blieb vor Antonellis Tür stehen und lauschte. Gedämpfte Stimmen, vielleicht von einem Fernseher, drangen aus dem Inneren. Sie hatte ein Foto im Umschlag gelassen, auf dessen Rückseite sie geschrieben hatte: Treffen Sie mich unten in der Lobby. Ich bin Chinesin und trage eine rosa Bluse.
    Ava schob den Umschlag unter der Tür durch, drückte auf die Türklingel und lief eilig die nächstgelegene Treppe hinunter. Im 31. Stock nahm sie den Fahrstuhl, um vor Antonelli die Lobby zu erreichen, und stellte erleichtert fest, dass er nicht darin war.
    In der fast menschenleeren Lobby setzte sie sich in einen Sessel in der Mitte der Lounge, gegenüber einem Sofa; dazwischen stand ein breiter Couchtisch. Sie bestellte einen Espresso und wartete. Als sich ein paar Minuten später die Fahrstuhltür öffnete, stürzte Antonelli heraus. Er trug ein ärmelloses Muskelshirt mit dem Aufdruck der Georgia University, weite Shorts, dazu blaue Crocs. Er hatte bleiche, erstaunlich unbehaarte Beine und war ungekämmt, sodass seine wenigen Haarsträhnen hochstanden. Wut, Panik und Verzweiflung standen ihm ins Gesicht geschrieben.
    Ava winkte lächelnd. Antonelli stürzte auf sie zu, den Umschlag in der Hand.
    »Miststück! Scheiß Schlitzauge! Dreckige Chinesenschlampe!«, schrie er aus knapp zehn Meter Entfernung.
    »Setzen Sie sich«, sagte Ava, auf das Sofa deutend.
    Mit wutverzerrtem Gesicht stürmte er auf sie zu. Sie befürchtete schon, er

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