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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Seto in Erfahrung bringen konnten.« Er reichte ihr einen Umschlag. »Er kommt seit Jahren in unregelmäßigen Abständen hierher, hauptsächlich, um mit Fisch zu handeln, in letzter Zeit aber auch zur Entspannung. Er hat nie Probleme gemacht.«
    »Weil jemand beschlossen hat, ihn nicht zu behelligen, oder weil er sich wie ein Heiliger benimmt?«
    »Wer weiß, aber man hat ihn in Ruhe gelassen, weil er die Grenzen nie überschritten hat.«
    »Wer ist die Frau?«
    »Anna Choudray. Sie sind seit ungefähr sechs Jahren liiert. Als sie sich kennengelernt haben, hat sie als Barmädchen gearbeitet. Sie sind nicht verheiratet, aber er muss sie sehr mögen, denn sie ist glückliche Besitzerin des Hauses in Malvern Gardens. Der Vietnamese heißt Joey Ng. Er hat einen amerikanischen Reisepass, genau wie Seto. Er war schon etliche Mal mit Seto hier.«
    »Offenbar kommt Seto immer hierher, wenn es ihm anderswo zu brenzlig wird.«
    »Kann sein. Wie gesagt, hier hat er eine weiße Weste.«
    Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich muss duschen und mich umziehen. Das dauert ungefähr eine halbe Stunde. Möchten Sie bleiben und mit mir frühstücken?«
    »Natürlich.«
    »Heißt das, dass Captain Robbins unsere Vereinbarung akzeptiert?«
    »Sonst wäre ich nicht hier.«
    »Und Sie sind meine … Kontaktperson?«
    »Das Wort hat er nicht benutzt, aber ich schätze, die Bedeutung ist dieselbe.«
    »Bankverbindung?«
    »Im Umschlag.«
    Die Dusche konnte warten. Ava ging direkt ins Business Center, öffnete den Umschlag und verschickte eine E-Mail mit Robbins’ Bankverbindung an Onkel und den Hongkonger Buchhalter, der sich um die telegrafischen Überweisungen kümmerte. Dort war es mitten am Abend, und bis zum nächsten Morgen würde sich nichts mehr tun, was bei einer 24-stündigen Bearbeitungszeit hieß, dass Robbins das Geld erst in zwei Tagen erhalten würde. Sie hatte keine Lust, zwei Tage mit Nichtstun zu verschwenden, und bat den Buchhalter, die Überweisung zu scannen und ihr eine Kopie davon zu mailen. Onkel sollte das Geld auf das Konto einer kanadischen Bank auf den Cayman Islands einzahlen. Die Kowloon Light and Power Bank, die Freunden von ihm gehörte, würde die Überweisung für ihn vornehmen. Sie war grundsolide, weshalb die kanadische Bank sicher keine Vorbehalte aufgrund der Höhe der Summe hatte. In dem Fall akzeptierte Robbins vielleicht eine Kopie der Überweisung als Bestätigung und ließ Ava anfangen, bevor er das Geld tatsächlich hatte.
    Sie brauchte fast eine Stunde, um alles in die Wege zu leiten. Patrick schien das nichts auszumachen: Er war wieder eingeschlafen. Als Ava ihn leicht anstupste, wachte er auf. »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte sie.
    »Gern, aber woanders. Der Kaffee hier ist widerlich.«
    Sie stiegen in einen Toyota Truck, der vor dem Hotel im Parkverbot stand. Patrick kurvte über die mittlerweile nur allzu vertraute Innenstadt-Piste.
    »Ich habe die Bankdaten losgeschickt. Die Überweisung sollte in den nächsten zwölf Stunden erfolgen. Ich gebe Ihnen sobald als möglich eine Kopie der Bestätigung«, sagte sie.
    »Ich muss das nicht wissen, also erzählen Sie mir besser nichts. Stecken Sie die Information einfach in einen Umschlag. Der Captain möchte, dass solche Details zwischen ihm und Leuten wie Ihnen bleiben. Meine Anweisungen sind einfacher.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ng ausschalten und Ihnen bei Seto helfen, so gut ich kann.« Er sah sie durchdringend an. »Der Captain sagt, Sie sind so eine Art Geldeintreiberin. Er meint, Sie müssten was Besonderes sein, weil Sie ganz allein herkommen und einfach mir nichts, dir nichts 100   000 Dollar überweisen.«
    »Das ist nun mal mein Beruf«, sagte sie. »Ng auszuschalten – wird das schwierig?«
    »Für uns kein Problem. Was ist mit Seto?«
    Sie mochte Patrick auf Anhieb. Er war direkt, ohne unhöflich oder aggressiv zu sein, und er strahlte Selbstvertrauen aus.
    »Ich werde versuchen, ihn im Eckie’s anzusprechen und ihn davon zu überzeugen, dass es in seinem Interesse ist, mit mir zusammenzuarbeiten«, sagte sie.
    »Und was werden Sie ihm sagen? ›Bitte, bitte, geben Sie mir die zig Millionen Mäuse wieder, die Sie geklaut haben‹?«
    »Etwas in der Art«, lachte sie.
    »Hat das je funktioniert?«
    »Sie wären überrascht. Hat man die Leute erst mal gefunden und lässt durchblicken, man wisse, wo das Geld ist, verstehen die meisten, dass ich ihre beste Chance bin, um ihr – wie soll ich es ausdrücken? –,

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