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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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und stellte das Arrangement nie mehr in Frage. Für Ava war es eine rein geschäftliche Angelegenheit. Wenn er umsonst arbeitete, schuldete sie ihm etwas. Wenn sie ihn bezahlte, war es umgekehrt.
    Ava öffnete den gespeicherten Entwurf der E-Mail an Jeremy Bates und las ihn noch einmal durch. Er klang ihr noch nicht authentisch genug, und sie versuchte es erneut.
    Sehr geehrter Mr. Bates,
    ich werde in den nächsten beiden Tagen auf den British Virgin Islands ankommen, zusammen mit einer gewissen Ms. Ava Lee, die ich Ihnen hiermit vorstellen möchte. Sie ist Buchhalterin bei einer Hongkonger Firma, mit der wir zurzeit geschäftlich zu tun haben. Ich werde dieser Firma eine Summe in Höhe von $ 7   000   000 überweisen, und Ms. Lee begleitet mich, um die Transaktion zu bestätigen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Ihre Bank sie als meine Partnerin behandelte. Sie hat kompletten Zugriff auf all unsere Bankbelege, und durch diese E-Mail autorisiere ich die Bank, ihr sämtliche Informationen offenzulegen, die sie benötigt. Sobald unsere Reisevorbereitungen abgeschlossen sind, melde ich mich bei Ihnen, damit wir einen Termin ausmachen können, wann wir uns in Ihren Räumlichkeiten treffen können.
    Mit freundlichen Grüßen
Jackson Seto
    Schon besser, dachte Ava und klickte auf SENDEN .
    Es war fast Mitternacht. Ava war noch nicht müde und ging nach unten zu Patrick. Er saß auf der Couch und sah fern.
    »Könnten Sie den Captain für mich anrufen?«, bat sie.
    »Jetzt gleich?«, sagte er und schaute auf seine Panerai-Uhr, für die er mindestens fünftausend Dollar hatte berappen müssen, falls sie echt war.
    »Ja, sagen Sie ihm, dass ich schon jetzt bereit für unser kleines Gespräch bin. Ich mag nicht bis morgen warten.«
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
    »Geben Sie mir seine Nummer, dann sage ich es ihm selbst.«
    Stöhnend erhob sich Patrick von der Couch. »Warten Sie hier.« Er ging nach draußen, um den Captain anzurufen. Sie fragte sich, was sie wohl zu besprechen hatten, das sie nicht hören durfte. Nach weniger als einer Minute kam Patrick zurück und hielt ihr das Handy hin. »Er will Sie sprechen.«
    Sie nahm das Handy. »Hallo?«
    »Gehen Sie irgendwohin, wo wir uns ungestört unterhalten können«, verlangte der Captain.
    Ava ging nach oben in Setos Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich. »Ich bin allein«, sagte sie.
    »Ich hatte nicht erwartet, so schnell von Ihnen zu hören.«
    »In Hongkong ist jetzt Mittag. Wenn wir Ihnen noch mehr Geld überweisen sollen, muss es in den nächsten Stunden geschehen. Warum einen ganzen Tag verschwenden?«
    »Also haben Sie einen Plan ausgeheckt?«
    »Ich weiß, wie ich an das unterschlagene Geld herankomme.«
    »Cleveres Mädchen.«
    Sie vermutete, dass er es sarkastisch meinte. »Es ist ohne viel Aufwand machbar.«
    »Würden Sie mir verraten, wie?«
    »Ich muss Seto unter Kontrolle behalten, ihn auf Eis legen«, sagte sie und erläuterte ihm ihren Plan. »Wenn es funktioniert – und ich sehe nichts, was dagegen spricht –, kommt es vor allem darauf an, ob ich es schaffe, den Bankmanager zu überreden, das Geld freizugeben. Ich glaube, die Grundlagen dafür habe ich geschaffen.« Nachdem sie ihm beschrieben hatte, was sie getan hatte, fügte sie hinzu: »Ich habe nichts vor, was Sie mit den British-Virgin-Islands-Behörden oder Barrett’s Bank in Konflikt bringen könnte. Nur mein Name und mein Ruf stehen auf dem Spiel.«
    »Das klingt vernünftig, erfordert jedoch trotzdem einen Vertrauensvorschuss.«
    »Ja, ich weiß, doch ich habe die Sache gründlich durchdacht. Sie ist tatsächlich machbar.«
    »Ms. Lee, ich würde Ihnen gern glauben«, sagte er ruhig. »Aber es ist schon spät, und vielleicht funktioniert mein Gehirn nicht mehr richtig.«
    Vielleicht weil Sie weitere 100   000 Dollar herausschlagen wollen , dachte Ava. Vielleicht dienen all die Vorbehalte nur dazu, Ihre Verhandlungsposition zu stärken. »Vielen Dank, Captain. Ich weiß Ihre Unterstützung wirklich zu schätzen«, sagte sie.
    Er ignorierte die Floskeln. »Wir müssen uns noch über die Details unterhalten.«
    »Wie wollen Sie uns auf die British Virgin Islands bringen?«, wollte sie wissen.
    Sie hatte erwartet, dass er ausweichen würde, doch er antwortete: »Mit einem Privatflugzeug, einer Maschine der Regierung, um genau zu sein. Etwas Schlichtes – mit Turboprop-Antrieb –, mehr verträgt die Landebahn von Beef Island sowieso nicht. Die Insel

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