Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)
ziehen.«
Robbins zuckte die Achseln. »Es gibt keine Wachmänner. Sie haben eine kleine Rezeption, die von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends besetzt ist. Die übrige Zeit ist die Tür verschlossen, und man kommt mit seinem eigenen Schlüssel in die Wohnung.«
»Kameras?«
»Was spielt das für eine Rolle?«
»Wie oft kommt der Zimmerservice?«
»Zum zweiten Mal, was zum Teufel spielt das für eine Rolle?«, blaffte Robbins.
»Seto wird zumindest zeitweise Handschellen tragen und mit Duct Tape geknebelt und gefesselt sein. Da sollte kein Personal hereinschneien.«
»Wir fragen morgen früh danach.«
Davey stieg aus und ging zum Kofferraum. Sie nahm ihr Gepäck und das von Seto, während Davey den Rollstuhl herausholte und ihn auseinanderklappte. »Sieht gruselig aus, der Typ auf dem Rücksitz. Wie einer, der Kindern Drogen oder Pornos vertickt«, bemerkte er.
»Knapp daneben, er ist im Meeresfrüchtegeschäft«, konterte Ava, die sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass Davey auch einen Freund gebrauchen konnte.
Robbins streckte die Füße aus dem Auto und hielt sich mit beiden Händen am Rahmen fest, um seinen massigen Körper aus dem Wagen zu hieven. Er ging zu ihr und Davey hinüber und holte eine Aktentasche aus dem Kofferraum. »Ich bleibe heute Nacht hier«, sagte er zu Davey. »Hol uns morgen früh ab.« An Ava gewandt fragte er: »Wann ist der Termin?«
»Um zehn.«
»Barrett’s Bank, richtig?«
»Ja.«
»Viertel vor zehn reicht«, instruierte er Davey. »Und jetzt hilf uns, den Typen nach oben zu befördern, bevor du dich verdrückst.«
Davey schob den Rollstuhl zum Wagen. Robbins steckte die Plastikkarte in den Schlitz und trat zurück, um die Tür zu öffnen. Als sie die Lobby betraten, ging eine Seitentür auf, und eine junge schwarze Frau mit einem Namensschild, auf dem DOREEN , REZEPTION stand, stieß fast mit ihnen zusammen. Ihr Blick fiel auf Robbins, blieb an seinen Handschuhen hängen, dann sah sie der Reihe nach Ava, Davey und Seto an, der den Kopf hängen ließ, sodass sein Kinn seine Brust berührte, während ihm Speichel aus dem Mundwinkel troff. »Mein Freund hat eine schlimme Lebensmittelvergiftung. Er muss sofort ins Bett«, erklärte sie.
»Welches Appartement?«
»312«, antwortete Robbins und hielt den Schlüssel hoch. »Liang.«
Nach kurzem Zögern sagte das Mädchen: »Einen schönen Abend noch«, und ging zur Tür hinaus.
Als sie im Fahrstuhl nach oben fuhren, fragte Robbins: »Was haben Sie ihm gegeben?«
»Etwas, das noch ungefähr acht Stunden anhalten müsste. Trotzdem sollten wir ihn fesseln und ihm Handschellen anlegen. Er soll schließlich nicht durch die Wohnung geistern oder sich mitten in der Nacht davonstehlen. Morgen früh kriegt er eine weitere Dosis.«
»Brauchen Sie ihn wirklich noch?«
Und wenn nicht , dachte sie, was würdest du mit ihm anstellen? »Hat Ihr Bruder Sie darüber informiert, was ich morgen bei der Bank tun muss?«
»Ich weiß grob, worum es geht.«
»Na ja, ich erfahre erst nach dem Termin, ob ich ihn noch brauche. Wenn alles perfekt läuft, nicht. In der Zwischenzeit müssen wir ihn auf Eis legen, falls er in irgendeiner Form in Erscheinung treten muss.«
Hinter der Appartementtür verbarg sich ein weißgefliestes Wohnzimmer mit einem Sofa, zwei Pinienholzstühlen und dem Highlight des Raumes, einem Vierzig-Zoll-Flachbild-Fernseher. Rechts davon befand sich die Küche – mit einem Holztisch, vier wackeligen Klappstühlen und einer Schiebetür ausgestattet –, die auf den Balkon hinausführte. Zur Linken war das Badezimmer, dessen Waschbecken durch die offene Tür sichtbar war. Zwischen Bad und Küche gab es drei Schlafzimmer. »Legen wir ihn ins mittlere. Falls er sich rührt, bekommt es einer von uns ganz sicher mit«, sagte Ava zu Robbins. Er sah sie an, als versuche sie, ihn reinzulegen. »Leg ihn ins mittlere«, befahl er Davey.
Dieser schob Seto ins Schlafzimmer, und Ava folgte ihm mit ihrer Shanghai-Tang-Tasche. »Legen Sie ihn aufs Bett, und ziehen Sie ihm Hemd und Hose aus.« Währenddessen nahm sie eine Rolle Duct Tape aus der Tasche, band Setos Knöchel zusammen, verklebte ihm den Mund, und legte ihm wieder Handschellen an. »Könnten Sie ihn jetzt bitte noch zudecken?«
Robbins beobachtete sie vom Türrahmen aus. Als sie fertig waren, winkte er Davey zu sich. »Viertel vor zehn. Wir treffen uns draußen.«
Ava stand im Wohnzimmer und sah dem kleinen Mann nach. Robbins ging in die Küche und öffnete den
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