Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)
Zeitverschiebung, würde es drei Tage dauern.«
»Drei Tage«, wiederholte er.
»Ich bleibe natürlich hier. Ich kann ja nirgendwohin. Mein Pass liegt in Morris Thomas’ Schublade.«
»Ich weiß, wo Ihr Pass ist.«
Jetzt oder nie , dachte sie. »Captain, die Frage widerstrebt mir zwar, aber haben wir einen Deal?«
Captain Robbins schwieg. Er ließ sie warten. Sie wusste, dass er Ja sagen würde, doch er musste sie daran erinnern, wer die Oberhand hatte. »Geben Sie Ihr Handy meinem Bruder.«
»Warum?«
»Tun Sie’s einfach.«
Sie öffnete ihre Tasche, nahm das Handy heraus und reichte es Jack Robbins. »Ist erledigt.«
»Was halten Sie übrigens von ihm?«
»Man sieht, dass Sie dieselbe Mutter haben.«
»Vom Charakter her ist er ihr ähnlicher als ich. Sie werden übrigens genug Gelegenheit haben, ihn sehr gut kennenzulernen, er bleibt in den nächsten drei Tagen bei Ihnen, oder so lange wie es dauert, um unser Geschäft abzuschließen.«
»Das ist unnötig«, widersprach sie.
»Ich bestehe darauf.«
»Captain, Sie haben meinen Pass und mein Handy. Wo kann ich hingehen? Was kann ich unternehmen?«
»Ich weiß nicht, was Sie sich womöglich einfallen lassen. Aber Sie sind sehr clever. Ich will mir keine Sorgen um Sie machen müssen.«
»Wenns sein muss …«, begann sie.
»Gut«, unterbrach er sie. »Jetzt stellen Sie das Handy auf Lautsprecher um.«
Sie tat es und reichte das Mobiltelefon seinem Bruder, das in seiner riesigen Hand fast verschwand. »Du kannst jetzt sprechen«, sagte er.
»Jack, Ms. Lee und ich haben eine Übereinkunft erzielt, die mir fair erscheint. Genau genommen kann man uns als Geschäftspartner bezeichnen. Sie muss morgen mindestens einmal zur Bank fahren. Du bist ihr Chauffeur und ihr Bodyguard. Sorg dafür, dass ihr nichts geschieht und dass es ihr an nichts fehlt.«
»Wird gemacht.«
»Wie besprochen wohnst du im Appartement, das sie angemietet haben. Keine Anrufe. Kein Computer. Nichts. Sie darf mit niemandem kommunizieren außer mit dir, mir und der Bank … So, Ms. Lee, Sie können das Handy wieder übernehmen und den Lautsprecher wieder ausstellen.«
»Okay«, sagte sie und hielt sich das Handy möglichst weit vom Ohr weg, wobei sie sich fragte, welche Hautkrankheit Jack Robbins zwang, Gummihandschuhe zu tragen.
»Es ist ganz einfach: Wir haben Ihren Pass, und ohne den können Sie die Insel nicht verlassen. Um ehrlich zu sein, Sie kämen auch mit Pass nicht weit, denn Thomas hat Ihren Namen auf die Suchliste gesetzt. Wenn Sie auszureisen versuchen, werden Sie aufgehalten und vorläufig festgenommen. Ich hätte das zwar nicht zu sagen brauchen, doch Sie sollen wissen, dass wir auf Nummer sicher gehen.«
»Ich verstehe«, sagte sie, nicht gerade erfreut darüber, wie gründlich er alles durchdacht hatte. »Aber das, was Sie zu Ihrem Bruder über den Computer gesagt haben – das könnte zum Problem werden. Wie soll ich die Instruktionen für die Überweisung auf Ihr Konto verschicken?«
»Haben Sie die Instruktionen für meine 300 000 Dollar per E-Mail geschickt?«
»M-hm.«
»Haben Sie die Mail noch?«
»Ja.«
»Gut, sobald Sie bereit sind, die neuen Instruktionen zu verschicken, zeigen Sie Jack die alte, und verfahren Sie ansonsten genauso wie beim letzten Mal. Er wird Ihnen dabei natürlich über die Schulter sehen.«
»Natürlich. Eins noch, Captain – was passiert, wenn ich trotz bester Bemühungen den Bankmanager nicht überzeugen kann, Setos Geld freizugeben?«
»Mit dem Ergebnis rechne ich nicht.«
»Sie setzen zu großes Vertrauen in mich.«
»Sie schaffen das schon.«
»Aber was, wenn nicht?«, insistierte sie.
»Das ist eine Unterhaltung für ein andermal«, sagte er und schwieg.
Hat er aufgelegt? , fragte sie sich. »Captain?«
»Vertragen Sie sich mit meinem Bruder, hören Sie?«, verlangte er, als sei sie ein Kind.
»Natürlich.«
»Und, Ms. Lee – Ava, Sie sollen wissen, ich habe den größten Respekt vor Ihnen. Das hier ist nichts Persönliches. Wir – Sie und ich – sind Profis, deshalb werden Sie einsehen, dass es nur gerecht ist.«
»Ich verstehe«, sagte sie.
»Was meine Töchter anbelangt«, fuhr er fort, »die Dinge, die ich vor Ihrer Abreise sagte, habe ich auch so gemeint. Wenn all das vorbei ist, wir unser Geld haben und Sie wieder sicher in Toronto sind, rufen Sie sie bitte an, das ist mein voller Ernst.«
»Captain, Sie brauchen sich um Ihre Töchter keine Sorgen zu machen.«
33
D er Zollbeamte schob
Weitere Kostenlose Bücher