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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Kühlschrank. »Ihr Freund hat auf dem Weg hierher ein paar Sachen eingekauft. Dumm, dass er nichts mehr davon hat.« Er nahm eine Flasche Stella Artois aus dem Kühlschrank, streifte sie im Vorbeigehen und machte es sich vor dem Fernseher gemütlich.
    Sie sah Tüten voller Chips und Nüsse auf der Anrichte liegen. Weil sie noch nicht zu Abend gegessen hatte und Robbins nicht fragen wollte, ob sie ausgehen durfte, nahm sie sich eine mit Rauchmandeln. Sie mochte kein Bier und hoffte, dass Derek auch an Softdrinks gedacht hatte. Zu ihrer Überraschung gab es sogar eine Flasche Pinot Grigio, und sie dankte ihrem Freund im Stillen.
    »Ich will das Schlafzimmer mit dem extrabreiten Doppelbett«, rief Robbins.
    Ava drehte sich um. Er starrte sie vom Wohnzimmer aus an, musterte jeden Zentimeter ihres Körpers, ohne ihr in die Augen zu sehen. Währenddessen strich er sich unablässig geistesabwesend mit den behandschuhten Fingern über die Furchen auf seiner Glatze. Angeekelt wandte sie sich ab, stellte den Wein zurück in den Kühlschrank, verließ die Küche mit den Mandeln in der Hand und ging ins Schlafzimmer in der Nähe des Bades. Zwei Einzelbetten. Sie wollte gerade die Tür schließen, als er rief: »Schön offenlassen. Ich muss Sie sehen können.«
    Sie ließ die Mandeltüte fallen und stapfte zurück ins Wohnzimmer. Jetzt reichts . »Hören Sie zu, Sie verdammter Widerling. Falls Sie Ihrem Bruder nicht zugehört haben, wir sind Partner. Ich habe morgen einen wichtigen Tag vor mir und muss mich vorbereiten. Ich brauche einen klaren Kopf. Deshalb werde ich nun die Tür so lange schließen, bis ich so weit bin. Wenn Sie ein Problem damit haben, rufen Sie den Captain an und erklären ihm, inwiefern eine offene Tür dabei helfen soll, an das Geld heranzukommen.«
    Er beachtete sie kaum. »Kriegen Sie sich wieder ein«, sagte er.
    Sie wandte sich ab. Bis das Geld in Hongkong war, würde sie ihn ertragen müssen. Danach … würde sie improvisieren.
    Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, nahm sie ihre Armbanduhr, die Manschettenknöpfe und die Elfenbeinnadel ab und deponierte alles ordentlich im dafür bestimmten Etui. Dann zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus, faltete die Kleidungsstücke sorgfältig zusammen, um sie mit dem Schmucketui in ihre Tasche zu legen. In Trainingshose und T-Shirt schnappte sie sich ihr Notizbuch und einen Kuli, dabei fiel ihr Blick auf den Laptop. Rasch suchte sie das Zimmer nach Internetanschlüssen ab, doch es gab keine. Selbst wenn, wäre es das Risiko nicht wert, zumindest jetzt noch nicht. Im Reißverschluss ihrer Tasche fand sie, was sie suchte: ihren Hongkonger Ausweis. Sollte Captain Robbins in Bezug auf Thomas die Wahrheit gesagt haben, würde er ihr allerdings nichts nützen, wenn sie die Insel auf dem Luftweg verlassen wollte. Nicht, dass sie schon abreisebereit gewesen wäre. Konzentrier dich auf die Bank, bring den Termin hinter dich , sagte sie sich.
    Sie öffnete die Tür und warf einen Blick in Setos Zimmer. Unter der Bettdecke schaute nur sein Gesicht hervor, auf dem ein fast zufriedener Ausdruck lag.
    An Robbins gewandt, der immer noch auf dem Sofa lag, sagte sie: »Vor der Küche gibt es einen Balkon, dort bereite ich mich auf morgen vor.« Robbins zog sich mühsam in eine sitzende Position hoch, bis ihm der Bauch über die Knie hing. Sein Gesicht war verkniffen; er murmelte etwas, das Ava als »Mir doch egal« interpretierte. Sie nahm den Wein aus dem Kühlschrank, ein Glas und öffnete die Schiebetür.
    Der Balkon bot knapp Platz für zwei Liegestühle, zwischen denen ein kleiner Plastikstuhl stand. Sie ließ sich auf einen der Liegestühle sinken und streckte die Beine von sich. Es war ein schöner Abend. Eine leichte Brise, die eine Mischung aus Seeluft und Blumenduft mit sich brachte, wehte vom Hafen herüber. Man konnte das Meer sehen, und die Schiffe und umliegenden Gebäude spendeten genug Licht, dass man die zahlreichen Wasserfahrzeuge, die im Hafen vor Anker lagen, bewundern konnte. Ava kannte sich im maritimen Bereich nicht aus, konnte einen Katamaran nicht von einer Yacht und ein Skiff nicht von einem Segelboot unterscheiden und war ähnlich ahnungslos, was die Länge oder den Wert von Schiffen anging. Trotzdem beeindruckte sie Road Harbour, denn dort schien von allem etwas auf dem Wasser zu schaukeln. Es war tröstlich, die Schiffe zu betrachten. Sie wurde ruhiger, und allmählich wich der anfängliche Schock der Akzeptanz. Jetzt musste sie sich den

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